Passau. Wie kann fahrerloses Fahren im Normalverkehr sicher funktionieren? Knapp zwanzig Universitäten und Unternehmen haben fünf Jahre gemeinsam geforscht, um innovative Fahrzeuge zu entwickeln. Jetzt präsentierte der Verbund vier vollständig autonome Fahrzeug-Prototypen als Ergebnis des Projekts UNICARagil. Sie zeigen, wie zukünftige Mobilität gelingen und gleichzeitig komplexe Anforderungen aus dem persönlichen und öffentlichen Verkehr sowie des Gütertransports erfüllen kann. Beteiligt an dem Forschungsprojekt ist auch ein Forschungsteam der Universität Passau unter der Leitung von Professor Stefan Katzenbeisser.
Die Sicherheit erreicht im anbrechenden Zeitalter selbstfahrender Fahrzeuge einen noch höheren Stellenwert als sie bereits jetzt in der Automobilität innehat, weil der Mensch als Rückfallebene wegfällt. „Nichtsdestotrotz wird das autonome Fahren langfristig zu einer Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit führen“, sagt Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser vom Lehrstuhl für Technische Informatik der Universität Passau. Er verantwortete als Mitglied des UNICARagil-Konsortiums die digitale Absicherung der Fahrzeuge. „Immerhin können die meisten Unfälle heutzutage – egal, ob leichter oder schwerer Art – auf menschliches Versagen zurückgeführt werden und nur in den wenigsten Fällen liegt eine rein technische Ursache zugrunde.“
Vier Fahrzeugtypen für unterschiedliche Einsatzszenarios
Unter der Leitung Professor Katzenbeissers entstanden an der Universität Passau zahlreiche Lösungen aus dem Bereich der IT-Sicherheit für die sichere Gestaltung vollautomatisierter Fahrzeuge. Dazu zählen zum Beispiel die Detektion und Abwehr von Cyberangriffen, die das Passagierwohl gefährden könnten. „Viele Menschen sind bereits mit Viren auf dem heimischen Computer in Kontakt gekommen und fragen sich nun, wie ein selbstfahrendes Fahrzeug bei Befall reagieren würde. Die gesellschaftliche Akzeptanz für das autonome Fahren bedingt daher ein durchgehend sicher gestaltetes Fahrzeugsystem“, erklärt Dominik Püllen als verantwortlicher Projektmitarbeiter des Lehrstuhles für Technische Informatik. Deshalb sei IT-Sicherheit seit den frühen Projektstunden ein integraler Bestandteil aller Projektprozesse.
Entwickelt haben die Wissenschaftler vier Fahrzeuge. Sie folgen einem Baukastenprinzip, das eine einheitliche Fahrzeugplattform bietet und je nach Einsatzszenario mit unterschiedlichen Kabinen ergänzt werden kann. Das autoCARGO ermöglicht die vollautomatische Paketauslieferung. Das autoTAXI fungiert als Taxi der Zukunft für den „kurzen Weg“. Das autoSHUTTLE eignet sich als Ergänzung des ÖPNV. Es könnte gerade auf nicht stark frequentierten Straßen für eine gelingende Mobilitätswende in ländlichen Gebieten zum Einsatz kommen. Und „autoELF“ stellen sich die Entwickler als privates Familienfahrzeug der Zukunft vor.
Folgeprojekt AUTOtech.agil
Seit dem Projektstart im Februar 2018 hatten über 100 Projektmitarbeiter sowie 15 Professoren an innovativen Konzepten für fahrerlose Fahrzeuge und deren Umsetzung gearbeitet. Auf den Erkenntnissen des Projektes können Fahrzeughersteller aufbauen und für zukünftige Fahrzeuge übernehmen. Das bereits gestartete Folgeprojekt AUTOtech.agil versucht unter Mitwirkung der Universität Passau noch offene Fragen aus der Open-Source-Soft- und Hardwarestruktur zu adressieren.
da Hog’n/ obx-news