Die Schwinge ist ein ovaler, flacher Transportkorb. Er ist in der Größe so gefertigt, dass er mit beiden Händen getragen werden muss. Entsprechend groß ist auch sein Fassungsvermögen. Dieser praktische Spankorb gehörte zum unverzichtbaren Inventar jedes bäuerlichen Anwesens.
Der Korb war leicht, stabil und tat drei bis vier Jahre seine Dienste. Am Bauernhof waren drei verschiedene Größen im Einsatz. Die gebräuchlichste Größe wurde zum Eintragen von Heu und Gras in den Stall benötigt. Eine kleinere Schwinge nahm man im Frühjahr zum „Rama“, d.h. Steine abklauben, auf den Äckern und Wiesen her; die größte Schwinge verwendete man im Herbst zum „Strahrecheln“ im Wald, sprich: zum Einbringen der trockenen Laubblätter für die Einstreu.
Zugmesser, Handhabe und Buckelkorb
Gefertigt hat diese Schwingen der Schwingenzeiner („zeinen“ ist altbairisch für flechten; „Zein“ steht für Rute oder Gerte). Das Ausgangsmaterial ist leicht spaltbares Fichtenholz: Das Holz (Scheiterware) musste dabei frisch, astfrei sowie feinjährig (enge Jahresringe) sein. Es sollte zudem auf feuchtem Boden gewachsen sein. Die Späne werden von abgespaltenen, drei Zentimeter breiten Fichtenleisten mit einem festen Messer jahresringweise abgehoben. Sie sind dann etwa einen Millimeter stark, elastisch und daher leicht zu biegen. Sind sie nicht mehr ganz so frisch, werden sie vor dem Verarbeiten in Wasser gelegt. Zum Flechten der engeren Ansatzstellen nächst der Handhabe werden Späne aus Weidenholz eingesetzt, die in der Breite auch halbiert werden.
Die längslaufenden Rippen dagegen werden der Festigkeit wegen quer zu den Jahresringen gespalten. Das geschieht mit einem zweigriffigen Zugmesser, dem sog. Reifmesser. Der Ring bzw. der Rahmen besteht aus einem dünnen Fichtenstämmchen, das mit dem Reifmesser zugerichtet wurde. Vor dem Biegen wurde es im Ofenrohr erhitzt, in die entsprechende ovale Form gebracht, geschiftet und zusammengenagelt. Anstelle des Fichtenstämmchens werden manchmal auch gleichmäßig gewachsene Fichtenäste verwendet.
In diesen Rahmen werden an jeder Schmalseite mit einem Stemmeisen zwei Nuten gestemmt, in die insgesamt sechs Rippen bzw. Bodenschienen gesteckt werden. Die Handhaben (Grifföffnungen) werden dabei frei gelassen. Mit dem Einflechten der Späne wird an den Ansatzstellen links und rechts begonnen. Es werden weitere Längsrippen eingezogen, die aber nicht mehr mit dem Ringrahmen verbunden sind. In einer Schwinge von normaler Größe sind zwischen die 16 bis 18 Längsrippen etwa 40 Spanreihen eingeflochten. Die fertige, mittelgroße Schwinge hat eine Größe von 55 bis 65 Zentimetern und wiegt ungefähr 1,5 Kilogramm. In derselben Flechttechnik stellt der Schwingenzeiner auch einen Buckelkorb, die sog, „Kirm“, her.
Verkaufspreis zwischen 15 und 20 Mark
Die Schwingenzeiner im Bayerischen Wald fertigten ihre Ware fast ausschließlich im Nebenerwerb, das heißt: nach Feierabend oder vor allem im Winter.
Es waren meist Kleinbauern oder Waldarbeiter, für die dieser Zuverdienst überlebensnotwendig war. Das Holz musste von der Staatlichen Forstverwaltung gekauft werden.
Für eine Schwinge musste der Kirmzeiner, wie er auch genannt wurde, etwa einen halben Tag lang arbeiten. Die Späne und die Rippen mussten da aber schon bereit liegen, d.h. er hatte sie schon einige Tage vorher gespalten und gerissen. Der Verkaufspreis für eine Schwinge betrug in den 1960er Jahren zwischen 15 und 20 Mark. Redlich und hart verdientes Geld.
von Heimatkundler Max Raab