Chamerau. Der 750 Meter hohe Haidstein im Landkreis Cham ist ein Kleinod, ein idyllisches Postkartenmotiv, umrahmt von Wiesen, Wald sowie gut ausgebauten Wander- und Mountainbikewegen. Sportliche Herausforderung oder gemütlicher Familienausflug – beides ist hier möglich. Recht stimmungsvoll thront die Wallfahrtskirche St. Ulrich noch ein paar Höhenmeter weiter – und komplettiert das Bild „Kirche und Wirtshaus“. Wanderer und Radsportler schätzen die Haidsteiner Hütte gleichermaßen, freie Plätze sind oft schwer zu ergattern.
Seit dem Sommer 2017 sind die Schwestern Monika und Michaela Geiger die Pächterinnen der Forstdiensthütte. Geklappt hat es jedoch erst beim zweiten Anlauf: Bereits 2010 reichten sie ein Konzept ein, doch eine andere Bewerberin machte damals das Rennen. „Ich wollte schon immer eine eigene Hütte haben – und die erschien mir perfekt“, erzählt die 37-jährige Monika Geiger. Beide Schwestern haben die Gastronomie von der Pike auf gelernt und unterschiedliche Stationen nebst fundierter theoretischer Ausbildung absolviert.
„Da werden am Samstag schon mal 300 Knödel abgedreht“
Monika und Michaela wollten sich aber weiterentwickeln – und nicht nur als Angestellte in Küche oder Service arbeiten. Sie wollten lieber etwas Eigenes haben. Und so ist die Hütte am Haidstein zu ihrem Herzensprojekt geworden. Nach der Renoviersung ist der Hüttencharakter nicht verloren gegangen, sondern wurde durch reduziertes Design mit hochwertigem Holzmobiliar sogar noch unterstrichen.
Die zwei Geigers sind Macherinnen, die harte Arbeit nicht scheuen. Eine 90-Stunden-Woche war anfangs keine Ausnahme – „mal zwei, wohlgemerkt“, wie Michaela hinzufügt. Von Mitte September bis Mitte Januar herrscht Hochbetrieb. Zum Tagesgeschäft kommen zahlreiche Abendveranstaltungen, ab November die Weihnachtsfeiern. „Zeitweise beschränken wir die abendlichen Zusammenkünfte, da die Hütte die Kapazität sonst nicht mehr schafft. Da muss ich mir oft überlegen, welches Elektrogerät ich jetzt einschalte“, sagt Monika, die Küchen-Chefin, mit einem Schmunzeln.
Mittlerweile kennen die beiden Wirtinnen alle Abläufe samt Gästefluktuationen bestens – und so hat sich etwa der Sonntag als „Bratentag“ herauskristallisiert. „Da werden am Samstag schon mal 300 Knödel abgedreht“, berichtet Monika Geiger. Die Einkehrer schätzen die traditionelle bayerische Küche, vor allem auch die hausgebackenen Kuchen und Torten. Überhaupt wird so viel wie möglich selbst produziert – sogar die Semmelbrösel für die Panade sind hausgemacht.
„Es war ein Auf und Ab“
Gibt es bei all dem Engagement überhaupt noch ein Leben fernab des beschaulichen Haidsteins? In ihrer knapp bemessenen Freizeit unterhält Monika das bäuerliche Anwesen im Grenzort Rittsteig, das sich seit vielen Generationen in Familienhand befindet – Pferde, Hund, Katzen und eine Ziege haben hier ihr Zuhause gefunden. Auch der Gemüsegarten wurde aufgrund von Corona reaktiviert. „Die Eltern helfen, sonst könnte ich das alles nicht schaffen“, berichtet sie und ergänzt: „Es ist viel Arbeit, aber mir gefällt das so.“ Auch Schwester Michaela hat neben der Hütte einiges zu tun: Die 29-Jährige renoviert gerade mit ihrem Partner ein Haus in der Nähe.
Trotz aller Freude über die Verwirklichung ihres Traums wissen die beiden durchaus, dass Verschnaufpausen nötig sind, um die Hütte auch künftig in dieser Form betreiben zu können. Die zwei Ruhetage pro Woche stehen daher unter dem Motto „hüttenfrei“. Dazu gehört ebenso zweimal im Jahr Urlaub zu machen.
Michaela und Monika Geiger werfen einen nicht nur rosigen Blick auf die vergangenen vier Hüttenjahre. „Es war ein Auf und Ab. Es gab tolle Tage, an denen die Arbeit flutscht. Vor allem die Feiern bleiben in Erinnerung. Die Faschingsgaudi mit Musik und maskierten Gästen oder die Hüttenabende sind immer ein Fez. Was uns manchmal ein wenig sauer aufstößt, ist die Anspruchshaltung und mangelnde Rücksichtnahme einiger Gäste. Da kann es oft nicht schnell genug gehen – dabei tut doch jeder, was er kann. In der Corona-Zeit hat sich das jedoch gebessert“, stellen die beiden einhellig fest.
Auf die nächsten Jahre
Und so bleiben die Geiger-Schwestern der Haidsteiner Hütte sicher noch mehr als vier weitere Jahre treu – und feilen weiter voller Tatendrang zum Wohle ihrer Gäste an ihrem Herzensprojekt auf 750 Metern Meereshöhe.