Regen. Auch, wenn der Inhalt – eine Mischung aus erwiesener Nacherzählung und Fiktion – alles andere als „ohne“ scheint, ist es gerade die Darstellungsform, die dieses Werk so besonders macht: Zum Re-Start nach der Coronakrise hat sich der Regener Filmemacher Emil Spiewok nämlich einer aufwendigen 360-Grad-Produktion (Stichwort: Virtual Reality) gewidmet. Derzeit laufen die Dreharbeiten rund um die unweit der Kreisstadt gelegenen Burgruine Weißenstein. Noch heuer will Spiewok sein Werk mit dem Titel „Flucht in die Wälder“, das nur einer exklusiven Zuschauerschaft zugänglich gemacht werden soll, vollenden.

Film ab! Rund um die Burgruine Weißenstein bei Regen entsteht derzeit der Film „Flucht in die Wälder“ von Emil Spiewok. Hauptdarsteller dieses Werks ist Robert Mika. Fotos: Spiewok
2D-Aufführungen in Kinos sind Usus, 3D-Streifen die Ausnahme – und Virtual-Reality-Filme oft gar nicht möglich. Emil Spiewok erklärt, warum: „360-Grad-Filme kann man nur dann anschauen, wenn man eine entsprechende Brille und genügend Platz zur Verfügung hat. Die meisten Kinos haben diese Ausrüstung noch nicht.“ Darbietungen seiner jüngsten Produktion sind deshalb nur an ausgewählten Orten möglich – zum Beispiel im „Museum im Fressenden Haus“, bei entsprechenden Festivals oder ausgewählten Filmtheatern. „Die genauen Orte und Zeiten werden wir aber noch rechtzeitig bekannt geben.“
Die Schwierigkeiten mit der Finanzierung
Gerade die moderne Technik des Filmemachens sei es, die den 32-Jährigen besonders reizt. Gerade jetzt, nach der schwierigen Corona-Zeit, in der auch die Filmebranche eine Pause einlegen musste, will er endlich wieder kreativ sein – ohne etwaige Grenzen.

Viele der Requisiten sind Sachspenden regionaler Einrichtungen.
Doch neben der Suche nach dem richtigen Equipment hatte der Regener Jungregisseur im Vorfeld vor allem mit der Finanzierung seines ambitionierten Projektes zu kämpfen: Da nämlich von vornherein feststand, dass der Streifen keinem breiten Publikum präsentiert und sich der Eintrittserlös daher in einem überschaubaren Rahmen bewegen würde, waren die Anreize für mögliche Investoren begrenzt. Die Suche nach Geldgebern gestaltete sich für Emil Spiewok deshalb alles andere als einfach. Letztlich konnte der jedoch die Verantwortlichen des FilmFernsehFonds Bayern (FFF) von seiner Idee überzeugen, den Großteil der 90.000 Euro teuren Produktionskosten zu tragen. „Hinzu kommen viele Sachspenden von regionalen Einrichtungen wie dem Landwirtschaftsmuseum in Regen, das uns beispielsweise eine historische Kutsche kostenfrei zur Verfügung stellt.“
„Leute aus der Region – egal welcher Altersschicht“
Neben bekannten Schauspielern wie Robert Mika sind an den Dreharbeiten auch regionale Akteure und Laien beteiligt – vor genauso wie hinter der Kamera. Unter anderem zeichnet Emil Spiewoks Bruder Otto für die passenden Bilder verantwortlich. Die Festspielgemeinschaft Kötzing und die frühere Regener Theatergruppe „Schwarzer Leberkaas“ ist darüber hinaus mit zahlreichen Mitgliedern vertreten – in prominenteren Rollen, aber auch als Statisten. „Genauso wie es für mich etwas Besonderes ist, in meinem Heimatort zu drehen, soll es auch für alle Beteiligen ein Erlebnis sein beim Film mitzuwirken“, betont Spiewok. „Deshalb war es mir wichtig, nicht irgendwelche Studenten als Komparsen zu gewinnen – sondern Leute aus der Region, egal welcher Altersschicht.“
Die technischen Raffinessen der Neuzeit drängen den historischen Inhalt etwas in den Hintergrund, so Spiewok – beabsichtigt sei dies jedoch nicht. Denn die Geschichte von Siegfried von Vegesack, der in Lettland geboren wurde und lange Phasen seines Lebens in Weißenstein bei Regen verbrachte, hat es durchaus in sich: Der Schriftsteller, dessen Leben sich biographisch und in Auszügen seiner Werke in „Flucht in die Wälder“ widerspiegelt, musste Mitte der 1930er Jahre vor den Nazis flüchten, da er eine Hakenkreuzfahne von der Burgruine seiner Wahl-Heimat entfernt hatte. Mehr möchte Emil Spiewok über den Inhalt seines Re-Start-Projekts noch nicht verraten. Erst die Zuschauer sollen die gesamte Geschichte zu Gesicht bekommen – und das dank eines Virtual-Reality-Films möglichst realitätsnah…
Helmut Weigerstorfer