Freyung. Mittwochvormittag in der Volksmusikakademie. Die offizielle Eröffnung des umgebauten Lang-Stadls in Freyung liegt bereits einige Tage zurück. Ein paar Handwerker sind mit letzten Feinarbeiten beschäftigt. Das Telefon im Büro von Verwaltungschefin Monika Seibold ist im Dauerbetrieb. Zahlreiche Buchungen gehen ein, die neue Einrichtung scheint bei den Freunden der Volksmusik überaus gefragt zu sein. Der künstlerische Leiter Roland Pongratz nutzt die letzten ruhigen Momente vor dem großen Ansturm, um das Onlinemagazin da Hog’n durch die neuen Räumlichkeiten zu führen. Entstanden ist dabei ein virtueller Rundgang durch die Volksmusikakademie.
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Die Kerndaten
Vieles erinnert nicht mehr an den „alten“ Lang-Stadl, der der benachbarten Brauerei zuletzt als Lagerstätte diente und in dem der Jugendtreff einst heimisch war. Von 30. September 2016 (Spatenstich) bis 11. Mai 2019 (offizielle Eröffnung) wurde das markante Gebäude im Zentrum der Kreisstadt aufwendig umgebaut. Mit rund 14,5 Millionen Euro schlugen die Bauarbeiten rund um die Volksmusikakademie zu Buche, die von Beginn an viele Vorschusslorbeeren erhalten hatte (da Hog’n berichtete). Dabei herausgekommen ist ein 3.700 Quadratmeter großer Gebäudetrakt (bestehend aus Akademie und Bettenhaus), der sich über ein knapp 5.700 Quadratmeter großen Areal erstreckt. „Wahnsinn! Es ist gigantisch geworden“, versucht Roland Pongratz Worte für seinen neuen Arbeitsplatz zu finden.
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Das Herzstück
„Ein akustisches Niveau, das dem Mozarteum in Salzburg gleichkommt“, schwärmt Freyungs Bürgermeister Olaf Heinrich auf der Homepage der Volksmusikakademie. Um dieses ambitionierte Vorhaben auch tatsächlich in die Tat umzusetzen, seien weder Kosten noch Mühen gescheut worden, wie Roland Pongratz erklärt. Die massiven Wände etwa wurden „schwimmend gesetzt“, um zu verhindern, dass Schwingungen übertragen werden – aus selbigem Grund gibt es keine direkten Stromleitungsverbindungen zwischen den Proberäumen. „Das Grundübel aller Musiker ist es, andere Instrumente zu hören und sich deshalb nicht auf die eigene Stimme konzentrieren zu können. Dieses Problem gibt es durch die hervorragende Abschottung hier jedoch nicht.“
Doch nicht nur in Sachen Akustik sind Pongratz zufolge alle Hausaufgaben gemacht worden. Auch bei der Ausrüstung der Proberäume blieben nur wenige Musiker-Wünsche offen. Ein großes Schlagwerk etwa ist bereits vorhanden, der lästige Transport von eher sperrigen Instrumenten somit unnötig. Zudem gibt es ein kleines Tonstudio. „Dort können die einzelnen Gruppen kleine Demostücke aufnehmen und diese dann gemeinsam besprechen.“ Ebenso an spontane Musikantentreffen hat man gedacht: Für derartige Sessions könne der Speisesaal im historischen Gewölbe jederzeit zweckentfremdet werden, wie der künstlerische Leiter berichtet.
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Die Details
Die Volksmusikakademie sei ein langfristiges Projekt. Dies betont Roland Pongratz während der Führung immer wieder. „Das Innenleben des Gebäudes soll die nächsten 30 Jahre über aktuell sein.“ Deshalb hat man bei den Planungen viel Liebe ins Detail gesteckt. Zahlreiche Bilder – selbst auf den Toiletten – sorgen für ein entsprechendes Ambiente und sollen darüber hinaus die starke Verzahnung der Volksmusik mit dem Bayerischen Wald verdeutlichen.
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Unterbringung und Versorgung
Neben den musikalischen Einrichtungen ist auch für ausreichend Kost und Logis gesorgt. Im neu errichteten Bettenhaus stehen 48 Schlafstätten in zwölf Zimmern für die Musikanten bereit. Dabei handelt sich zwar um keine 4-Sterne-Unterkünfte, doch in den jugendherbergsähnlichen Räumen lässt es sich nach Pongratz’scher Meinung gewiss gut nächtigen. Das Frühstück könne – genauso wie alle weiteren Mahlzeiten – im Gewölbekeller eingenommen werden. Die Freyunger Wirte zeichnen dort für Speis und Trank verantwortlich.
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Der Gastgeber
Verwaltungschefin Monika Seibold leistet im Hintergrund wichtige Arbeit – das Gesicht der Volksmusikakademie stellt jedoch zweifelsohne Roland Pongratz dar. Durch das krankheitsbedingte Ausscheiden von Dr. Philipp Ortmeier kam zusammen, was zusammen gehört: Den 48-Jährigen ist in der Bayerwald-Volksmusikszene bekannt wie kein Zweiter. Als Organisator des Regener Volksmusikspektakels „drumherum“ ist Roland Pongratz bestens vernetzt. „Aktuell profitiert die Volksmusikakademie sicherlich von meinem Namen. Ich bin überzeugt davon, dass dies in absehbarer Zeit eine hervorragende Symbiose bilden wird.“
da Hog’n