Wie Ostern und Weihnachten gehören auch die beiden Zeitumstellungstermine (heuer: 25. März und 28. Oktober) zum gewohnten Jahreslauf. Doch während sich die christlichen Feste zu einer liebgewonnenen Tradition entwickelt haben, scheiden sich am Wechsel von Sommer- auf Winterzeit (und umgekehrt) die Geister. Immer dann, wenn die Uhren eine Stunde zurück- bzw. vorgestellt werden, kommt es zur öffentlichen Diskussion über die Sinnhaftigkeit der jahreszeitlichen Zeitanpassung. Jüngst hat die EU-Kommission nach dem Willen des Europaparlaments eine Umfrage unter allen EU-Bürgern zum Thema durchführen lassen – mit einem eindeutigen Ergebnis: 4,6 Millionen EU-Bürger haben an der Befragung teilgenommen – 80 Prozent davon sind für die Abschaffung der Zeitumstellung. Allein diese Tatsache macht deutlich, wohin die Reise gehen soll und dass dieses Thema inzwischen auch „ganz oben“ angekommen ist.
Auch die beiden Hog’n-Redakteure Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer haben die europaweite Befragung zum Anlass genommen, um noch einmal die Pro- und Contra-Argumente zusammenzutragen. Während der eine am Wechsel von Sommer- auf Winterzeit festhalten will, ist für den anderen die Sache längst hinfällig. Aber lest selbst:
Helmut Weigerstorfer: Oh Mann, das gibt’s doch gar nicht. Die Diskussion über die Zeitumstellung nervt seit Jahren. Und anstatt den Unsinn endlich abzuschaffen, hat die EU-Kommission nun auch noch diese völlig sinnentleerte Umfrage durchgeführt, bei der das Ergebnis meiner Meinung nach bereits im Vorfeld feststehen muss: Weg mit dem Umstellungsgedöns – ob am Ende die Sommer- oder die Winterzeit zur „normalen“ Zeit wird, ist mir relativ schnurz…
Die Zeitumstellung und ihr wirtschaftlicher Hintergrund
Stephan Hörhammer: Helmut, Du denkst da offensichtlich wieder mal mit geistigen Scheuklappen. Dass die Zeitumstellung dereinst eingeführt worden ist, hat einen wichtigen wirtschaftlichen Hintergrund: Etwa den, dass die Bauern im Sommer abends länger auf den Feldern arbeiten können, da es später dunkel wird. Und die Winterzeit macht’s möglich, dass es in der kalten Jahrezeit morgens etwas früher hell wird – das erfreut die Wirtschaft und das Gemüt der Menschen gleichermaßen.
Helmut Weigerstorfer: Deine Argumentation gilt doch längst als überholt. Vor 50, 60 Jahren – also in Zeiten, in denen die Menschen noch vom Tageslicht abhängiger waren als heute – schien es durchaus sinnvoll, die Uhr eine Stunde zurück bzw. vor zu stellen. Doch inzwischen arbeiten die meisten Unternehmen völlig unabhängig davon, welche Lichtverhältnisse gerade vorherrschen. Oder glaubst Du etwa, ein BMW-Angestellter in den großen, von Kunstlicht durchfluteten Hallen nimmt tatsächlich noch wahr, ob es draußen hell oder dunkel ist? Und auch die Bauern haben mittlerweile durchaus die Möglichkeit, des Nächtens ihre Arbeit zu verrichten – in der Hochsaison wird sowieso rund um die Uhr gerackert und geackert...
Stephan Hörhammer: Das ist alles gut und recht. Du darfst aber nicht vergessen, dass sich große Teile der Bevölkerung inzwischen an die Umstellungen gewöhnt haben – also auch biorhythmisch – und sie für sich selbst nutzen. Ein lauer Abend mit Sonnenuntergang gegen 21.30 Uhr gehört doch inzwischen zum Sommer wie das Grillfleisch oder das kühle Radler. Von den „längeren“ Abenden profitieren auch die vielen Biergärten, hat generell die gesamte Gastronomie einen Vorteil, die sich über ausgiebigere Aufenthalte der Gäste freuen darf – und somit wären wir wieder beim wirtschaftlichen Faktor angelangt. Insofern ist Deine Meinung nicht so ganz stichhaltig.
Helmut Weigerstorfer: Was? Die Menschen sollen sich mit der Zeitumstellung arrangiert haben? Dass ich nicht lache! Ende März und Ende Oktober, wenn sich die Zeit wieder ändert, nimmt doch das Wehklagen landauf landab schier kein Ende mehr. Viele beschweren sich über einen gefühltermaßen völlig durcheinander gebrachten Tagesablauf – ein latenter Jetlag macht sich breit. Ob das so gut ist für den Biorhythmus?
Vorschlag: Die Mehrheit soll entscheiden
Stephan Hörhammer: Jetzt wirst Du aber langsam lächerlich. Einerseits beklagen sich die Leute über den Jetlag, den die Zeitumstellung angeblich mit sich bringt. Andererseits bereisen wir unterschiedlichste Zeitzonen – und das ab und zu sogar an einem Tag. Anstatt über Sommer- und Winterzeit zu diskutieren, sollen sich die Politiker und die Leute vielleicht einmal mit wichtigeren Dingen auseinandersetzen. Oder glaubst Du etwa, ein alter Mensch, der am Existenzminimum lebt, kann von der Abschaffung der Sommer- und Winterzeit leben? Glaubst Du, einen vor Leid und Tot Geflüchteten interessiert es, ob es eine Stunde früher oder später dunkel wird?
Helmut Weigerstorfer: Du versuchst mit Deinem Whataboutism nur abzulenken. Letztlich finde ich, dass das Thema Zeitumstellung von der Bevölkerung in einer finalen Abstimmung abgearbeitet werden soll – dann wäre die Angelegenheit ein für alle Mal aus der Welt. Die Mehrheit entscheidet – die EU soll sich hier an die Grundsätze der Demokratie halten und seine Bürger entscheiden lassen. Punkt. Aus.
Abschaffung der Sommer- und Winterzeit – oder Beibehaltung der bisherigen Regelung? Wir geben die Frage an die Hog’n-Leser weiter und freuen uns auf Eure Meinungen in unserer Kommentarspalte gleich unter diesem Artikel.
da Hog’n
Also mir wäre es recht wenn die Winterzeit bleiben würde – im Sommer wäre es a bissl früher dunkel / also geht beim Aalfischen eher was ;-) — von der Arbeit her wärs auch angenehmer für viele die mitten in der Nacht arbeiten müssen / wenns dunkel wird dann is allgemein ruhiger normal…
Ich bin für die Abschaffung des Winters. Vorteile: es ist immer schön warm und die Zeitumstellung ist auch kein Thema.