Mitterfirmiansreut/Freyung. Die Fußstapfen, in die Bernhard Hain getreten ist, sind ziemlich groß. Jahrzehntelang war sein Vorgänger Manfred Selwitschka als Geschäftsführer des Zweckverbandes Wintersportzentrum Mitterfirmiansreut-Philippsreut aktiv. Nach dessen altersbedingtem Ausscheiden hat nun der 49-jährige Oberösterreicher, der gleichzeitig als Tourismusreferent des Landkreises Freyung-Grafenau agiert, die Leitung des Skizentrums Mitterdorf übernommen. Im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n spricht der Neu-Geschäftsführer Hain über seine wintersportlichen Vorstellungen, über auferlegte Sparmaßnahmen und mögliche Neuerungen am Almberg.
Herr Hain: Ihre erste Wintersaison als Geschäftsführer des Zweckverbandes Skizentrum Mitterdorf steht an. Wie ist Ihre Stimmungslage? Sind Sie nervös?
Ja, ich muss zugeben, dass ich etwas nervös bin. Die Entscheidung, dass ich Geschäftsführer des Zweckverbandes werde, ist relativ kurzfristig gefallen – lange Zeit, um mich einzuarbeiten, hatte ich nicht. Darüber hinaus weiß ich noch nicht hundertprozentig, was im Winter auf mich zukommen wird. Gewisse Abläufe muss ich erst noch kennenlernen – ebenso die einzelnen Mitarbeiter. Ich freue mich aber auf ein eingespieltes Team. Jeder weiß, was er machen muss, die Handgriffe sitzen. Auf diese Leute kann man sich verlassen.
Sie folgen auf die Skizentrum-Koryphäe Manfred Selwitschka, der den Zweckverband seit seiner Gründung geführt hat. Wie groß sind seine Fußstapfen?
Sehr, sehr groß. Bei vielen Telefonaten werde ich gefragt, ob denn Manfred Selwitschka nicht zu sprechen sei. Das nervt aber überhaupt nicht. Manfred hat sich einen tollen Namen erarbeitet – ohne ihn wäre das Skizentrum heute nicht da, wo es ist.
Wie können die Anlagen im Sommer genutzt werden?
Wie würden Sie ganz allgemein den Zustand des Skizentrums beschreiben?
Gut. Alle Beteiligten haben sich bemüht, etwas Tolles auf die Beine zu stellen. Man hat immer wieder versucht, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten etwas Neues zu schaffen. Nun versuchen wir auf dieser guten Basis aufzubauen. Es gibt natürlich immer wieder etwas zu optimieren.
Zum Beispiel?
… eine ganzjährige Nutzung des Zentrums wird immer wieder angesprochen. Wir sollen uns darüber Gedanken machen, wie wir die Anlagen auch im Sommer beleben können.
Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?
In der Zusammenarbeit mit den Betrieben. Wir müssen das Skizentrum als ganzheitliches Angebot aufstellen – dazu gehören neben den Liften auch die Wirte und Beherbergungsbetriebe. Der Skiurlauber muss sich, wenn er nach Mitterdorf kommt, rundum wohl fühlen. Und das ist nur möglich, wenn neben den Pisten auch das gastronomische Angebot stimmt.
Welche baulichen Maßnahmen stehen demnächst an?
Hierzu habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht, weil wir zunächst einmal prüfen müssen, wo Einsparpotenzial besteht. Dennoch werden wir auch in Zukunft Baumaßnahmen in Angriff nehmen müssen, um attraktiv zu bleiben.
Denken Sie da zum Beispiel an die langersehnte Anbindung des Kisslinger-Liftes an die übrigen Pisten?
Das ist ein Dauerthema, wie ich mittlerweile erfahren durfte. Bereits bevor ich Tourismusreferent geworden bin, ist mir aufgefallen, dass diese Anbindung nötig wäre. Leider kann dieses Problem nicht kurzfristig aus der Welt geschaffen werden, da bisher keine Lösungsansätze erarbeitet wurden.
Wie kann das doch recht überschaubare Mitterdorf im Vergleich zu den großen Skigebieten in Alpennähe langfristig bestehen?
Mitterdorf ist nicht so überlaufen wie viele andere Skigebiete. In Spitzenzeiten verbringt man nicht den Großteil des Ausflugs damit, sich am Lift anzustellen – wie es vielleicht andernorts der Fall ist. Speziell Anfänger und Hobbyskifahrer sind bei uns bestens aufgehoben, da unsere Pisten großzügig ausgebaut sind.
Sparmaßnahmen: „Es sind keine Arbeitsplätze in Gefahr“
Gibt es Kopfzerbrechen wegen der Schneesicherheit, die in den vergangenen Jahren zu wünschen übrig ließ?
Natürlich macht man sich darüber Gedanken. Mit dieser Herausforderung dürfen wir uns in den nächsten Jahren auseinandersetzen. Doch einen derart extremen Klimawandel, wie überall berichtet wird, wird es meiner Meinung nach nicht geben. Auch in der Vergangenheit hat es immer wieder schneeärmere Winter gegeben. Deshalb dürfen wir zuversichtlich sein, dass es Petrus heuer wieder gut mit uns meint (lacht).
Kürzlich wurden im Rahmen der Haushaltskonsolidierung auch Änderungen im Zweckverband Wintersportzentrum beschlossen. Wie bewerten Sie diese? Und: Welchen Einfluss werden sie auf die tägliche Arbeit an den Skiliften haben?
Wir müssen uns solchen Prüfungen stellen. Wir sind nicht nur bei entsprechenden Stellungnahmen gefordert, sondern müssen auch Einsparmöglichkeiten vor Ort umsetzen. Unsere Aufgabe ist es darüber hinaus, den Mitarbeitern klar zu machen, dass wir einerseits sparen müssen, andererseits aber die Qualität nicht nachlassen darf. Wobei auch klar gesagt werden muss: Es sind keine Arbeitsplätze in Gefahr.
Ist es generell ein Vor- oder Nachteil, dass die Politik, also der Landkreis FRG und die Gemeinde Philippsreut, hinter den Anlagen in Mitterfirmiansreut steht?
Es ist grundsätzlich ein Vorteil, wenn man einen finanziellen Background hat. Auch schlechtere Winter können ausgeglichen werden – ohne gleich in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen. Bisher habe ich nicht den Eindruck, dass durch den großen Apparat, der hinter dem Skizentrum steht, gewisse Entscheidungen überaus lange brauchen. Es funktioniert alles relativ unkompliziert, weil wir im Vorfeld schon viele Dinge abklären und uns gut vorbereiten.
Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich das Skizentrum unter der Führung von Bernhard Hain entwickeln?
Ich bin gerne ein Tagträumer, weil Träume nicht schlecht sind. Man darf diese – auch wenn sie noch so abwegig sind – nie aus den Augen verlieren. Denn so bleibt man ehrgeizig. Natürlich ist es wichtig, gewisse Ziele konsequent zu verfolgen. Ich würde mir wünschen, dass über das Skifahren hinaus in Mitterdorf das Gesamtangebot noch attraktiver wird. Die Zusammenarbeit mit den Betrieben muss, wie schon erklärt, besser werden – auch über die Gemeinde Philippsreut hinaus. Das Gesamtpaket soll laufend verbessert werden.
Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen eine erfolgreiche Wintersaison.
Interview: Helmut Weigerstorfer