Freyung-Grafenau/Philippsreut. Sommerpause in Mitterfirmiansreut. Die Lifte sind außer Betrieb. Nicht die sonst zahlreichen Skifahrer bestimmen den Alltag, sondern Mäh- und Instandsetzungsarbeiten. Während von Schnee und Frost noch keine Spur ist, werden im Hintergrund – auf politischer Ebene – richtungsweisende Entscheidungen hinsichtlich der kommenden Wintersaison getroffen. Im Rahmen seiner Haushaltskonsolidierung wird der Landkreis Freyung-Grafenau auch beim Zweckverband Skizentrum Mitterfirmiansreut-Philippsreut Einsparungen in die Wege leiten – zu Ungunsten der ohnehin schon recht klammen Grenzgemeinde Philippsreut. Wolle man jedoch die Einsparmaßnahmen weiter vorantreiben, gelte es auch in diesem Bereich Abstriche zu machen – davon sind die Kreisräte überzeugt. „Ich denke, wir haben eine Kompromisslösung gefunden. Wir bekennen uns weiterhin zu unserem Skizentrum“, machte Landrat Gruber während der jüngsten Kreistagssitzung deutlich.
Die bisherige Regelung: Der Umlageanteil der Gemeinde Philippsreut (jährlich rund 50.000 Euro) ist mit dem Wert der Grundstücke, auf denen sich die Skilifte und Abfahrten befinden und sich im Besitz der Kommune befunden haben, verrechnet worden. Die Gemeinde Philippsreut musste demnach de facto kein Geld aufwenden. Da der Vermögenswert der Flächen jedoch bald aufgebraucht sei, muss die Grenzkommune ihren Beitrag für den Zweckverband künftig aus eigener Kraft überweisen. Ein Batzen Geld für die ohnehin finanzschwachen Philippsreuter. Dies ist auch dem Kreistag unter dem Vorsitz von Landrat Sebastian Gruber bewusst. In der Beschlussvorlage, die in der Kreistagssitzung einstimmig verabschiedet wurde, heißt es daher unter anderem expressis verbis: „Die Finanzschwäche der Gemeinde Philippsreut ist ein Problem.“
Im besten Falle soll sich der Zweckverband selber tragen
Aus diesem Grund hat die Projektgruppe Haushaltskonsolidierung Lösungsansätze hinsichtlich der Frage ausgearbeitet, wie sowohl der Landkreis Freyung-Grafenau als auch die Gemeinde Philippsreut in Sachen Skizentrum Mitterdorf Geld einsparen könne, ohne dass die Qualität der Anlagen sinkt und der Kreis- und Gemeinde-Haushalt übermäßig belastet wird. Zum einen solle der Landrat deshalb in der Zweckverbandsversammlung darauf hinwirken, „dass nach Möglichkeit durch den Zweckverband keine Umlage erhoben wird, sofern das Betriebsergebnis dies zulässt“ – heißt: Der Zweckverband soll sich im besten Falle selber tragen. Zum anderen wird Gruber beaufragt, „mit der Gemeinde Philippsreut Gespräche über eine sukzessive Senkung der Übernahme des gemeindlichen Umlageanteils auf Null im Jahr 2020 zu führen“ – heißt: Philippsreut soll in drei Jahren seinen Umlageanteil auch tatsächlich selbst aufbringen.
Weiterer Aspekte, die hinterfragt werden sollen, sind das Zinsmanagement sowie der Kostenaufwand des Personals und der Kassengeschäfte. Bisher regelte die Verwaltungsgemeinschaft Hinterschmiding (VG), der die Gemeinde Philippsreut angehört, das Bürokratische rund um das Skizentrum Mitterfirmiansreut. Nun solle überprüft werden, ob dies auch möglichst effektiv und somit kostensparend durchgeführt wird. Im Raum stehe auch, ob sich künftig nicht besser das Landratsamt direkt mit diesem Aufgabenbereich beschäftigen soll. „Natürlich hätten wir dadurch weniger Aufwand“, erklärt Philippsreuts Bürgermeister Helmut Knaus dazu. „Es könnte aber auch sein, dass dann Personalstellen innerhalb der VG gestrichen werden.“
Bernhard Hain neuer Zweckverband-Geschäftsführer
Generell zeigt sich Knaus jedoch zufrieden mit den ausgearbeiteten Punkten – auch wenn der Kreistagsbeschluss mit einer Kostenzunahme für seine Kommune verbunden ist. „Dass in dieser Hinsicht was geschehen wird, war klar und unvermeidlich. Die Gespräche mit dem Landratsamt, insbesondere mit Sebastian Gruber, sind aber sehr fair verlaufen. Wir wurden in alle Schritte miteinbezogen.“ Dennoch muss sich der Philippsreuter Rathaus-Chef bereits jetzt Gedanken darüber machen, wie die zusätzliche Belastung künftig zu bewältigen sei. „Wir müssen den Kurbeitrag wohl etwas anheben“,zieht Knaus in Erwägung. Dass auf diese Weise die Kosten an die Urlaubsgäste weitergegeben werden, ist ihm bewusst. Er betont: „Welch große Bedeutung das Skizentrum für unsere Gemeinde hat, dürfte klar sein. Deshalb müssen wir froh sein, dass es erhalten bleibt – denn so kommen Gäste zu uns, die wiederum Geld in der Gemeinde lassen. Ein wichtiger Wirtschaftskreislauf.“
Indes ist die Nachfolge von Manfred Selwitschka, dem bisherigen Geschäftsführer des Zweckverbandes, geklärt: Tourismusmanager Bernhard Hain hat (bereits zum 1. Juli) den Posten übernommen. „Wir hatten bereits Kontakt zu ihm“, berichtet Helmut Knaus, „und sind mit der Lösung zufrieden. Wichtig wird es sein, in Zukunft regelmäßig miteinander zu kommunizieren – und nicht gegeneinander zu arbeiten.“
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Bernhard Hain im Gespräch mit dem Onlinemagazin da Hog’n. „Mit den Gegebenheiten vor Ort bin ich grundsätzlich zufrieden. Der Start wurde mir relativ leicht gemacht. Ich werde gut informiert, damit ich mir möglichst rasch ein gutes Bild machen kann. Dennoch wird es noch eine gewisse Zeit dauern, bis ich über alle Vorgänge vollends Bescheid weiß.“
Erst Überblick verschaffen, dann Verbesserungen vorantreiben
Von seinem Naturell her sei er eher der Typ, der sich erst einen gewissen Überblick verschafft, um dann Verbesserungsvorschläge einzubringen. Dabei könne Hain viele Dinge von seinem Vorgänger Selwitschka übernehmen, der dieses Amt mehr als 29 Jahre inne hatte. „Wir werden uns mit der Verbandsversammlung laufend austauschen und eventuelle Vorschläge zur Attraktivitätssteigerung beraten. Wobei mir natürlich bewusst ist, dass aufgrund der Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen im Landkreis die Möglichkeiten vermutlich eher eingeschränkt sein werden.“
Helmut Weigerstorfer