Finsterau. Mehr als 8.000 Kilometer liegen zwischen ihm und seinem Abflugort, der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator. Keiner hatte eine weitere Anreise auf sich genommen, um bei den World Para Nordic Skiing Championships mit dabei zu sein, als er. Sein Name: Ganbold Batmunkh. Seine Passion: Langlauf. Nasanbat Oyunbat, Präsident des paralympischen Sportverbands, hatte ihn als einzigen Athleten (nebst einen Betreuer) in den Bayerischen Wald geschickt, um dort eine Medaille für sein Land zu holen. „Ich werde in drei Disziplinen an den Start gehen“, sagt Batmunkh gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n. „Beim Langlauf auf die klassische Art, im Free-Style und Sprint.“
„Unseren größten Erfolg konnten wir in Peking 2008 feiern“
Herr Batmunkh, schön dass Sie zur WM in den Bayerischen Wald gekommen sind. Uns würde interessieren, welchen Stellenwert der Behindertensport in der Mongolei hat?

„Ich denke, ich habe das Zeug dazu, bei der IPC-WM in Finsterau vorne mitzumischen“, zeigt sich Langläufer Ganbold Batmunkh selbstbewusst.
In den vergangenen Jahren hat das nationale paralympische Komittee hart daran gearbeitet, die paralympische Bewegung in der Mongolei weiter auszubauen. Unseren größten Erfolg konnten wir in Peking 2008 feiern, wo einer unserer Bogenschützen zum ersten Mal überhaupt die Gold-Medaille bei den paralympischen Spielen für unser Land geholt hat. Zum aller ersten Mal wurde damals die mongolische Fahne bei der Siegesfeier gehisst – ein toller Moment.
Im letzten Jahr holte einer unsere Judokas und einer unserer Gewichtheber bei den paralympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro jeweils eine Bronze-Medaille – ein großer Erfolg für alle mongolischen Sportler mit Behinderung. Heutzutage unterstützen uns mehr und mehr Leute; auch die Regierungsverantwortlichen in der Mongolei nehmen uns mehr und mehr wahr und fördern die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen, um langfristig ein Nationalteam zu etablieren.
Wie haben Sie sich auf die Weltmeisterschaften in Finsterau vorbereitet?
Ich habe hart dafür trainiert, meistens zweimal am Tag. Auch gemeinsam mit nicht-behinderten Athleten. Das ist sehr gut für mich, um meine Fertigkeiten zu verbessern, insbesondere die Technik. Ich denke, ich habe das Zeug dazu, bei der IPC-WM in Finsterau vorne mitzumischen.
„In Bayern leben die gastfreundlichsten Menschen“
Die Mongolei gilt ja nicht unbedingt als Wintersport-Nation. Welche Bedeutung haben Langlauf und Biathlon in Ihrem Land?

„Ich weiß, dass der Nationalpark Bayerischer Wald nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganze Welt bekannt ist.“
Ja, es stimmt, dass Wintersport im Allgemeinen hierzulande nicht gerade populär ist. Langläufer mit Handicap nehmen erst seit 2006 an internationalen Sport-Events sowie den paralympischen Winterspielen teil. Doch in den letzten beiden Jahren hat sich so einiges getan, insbesondere bei unserem Speed-Ski-Team, das bei der Jugendolympiade und den Weltmeisterschaften Medaillen gewinnen konnte. Im Bereich Langlauf befinden wir uns noch im Entwicklungsstadium und hoffen, dass wir insbesondere auf internationalem Parkett schon bald Erfolge feiern werden.
Was verbinden Sie mit dem Bayerischen Wald? Haben Sie jemals zuvor von diesem Landstrich gehört?
Ja, das hab ich tatsächlich. Ich weiß, dass der Nationalpark Bayerischer Wald nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganze Welt bekannt ist. Ich weiß auch, dass viele Leute hierher kommen, um die tolle Landschaft und die schöne Aussicht zu genießen. Die bayerische Kultur ist sehr interessant. Meiner Meinung nach leben in Bayern – deutschlandweit betrachtet – die gastfreundlichsten Menschen.
„…und meine Chancen stehen gar nicht mal so schlecht“
Was erwarten Sie sich von der IPC-WM in Finsterau? Gilt für Sie das olympische Motto: „Dabei sein ist alles“? Oder wollen Sie um die vorderen Plätze mitkämpfen?
Mein Ziel ist es – und meine Chancen stehen gar nicht mal so schlecht – bei meinen Wettkämpfen unter die ersten Acht zu kommen. Ich träume freilich auch von einer Medaille – und werde alles dafür geben.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für den Wettkampf.
Interview: Stephan Hörhammer