Fürsteneck/Atzldorf. Wer genau sind die vielen Kriegsopfer in meinem Heimatort? Welche Schicksale stecken hinter den Namen auf der Tafel beim Kriegerdenkmal? Warum und wo sind sie gestorben? Wen haben Sie hinterlassen? Während einer Friedensandacht schwirrten Otto Pittner, Mitglied der Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Fürsteneck, diese Gedanken durch den Kopf – und ließen ihn nicht mehr los. Drei Jahre hat er sich daraufhin bemüht – gemeinsam mit seinen Vereinsmitgliedern – Antworten auf diese Fragen zu finden.
Entstanden ist dabei ein Film, in dem Fürstenecker Zeitzeugen über Leid und Tod der beiden Weltkriege berichten, sowie eine Ausstellung mit dem Namen „Ein Denkmal wird lebendig“ – (auf Nachfrage) zu sehen in der ehemaligen Schule in Atzldorf. Eine Ausstellung, die sich mit den Kriegsopfern der kleinen Gemeinde im südlichen Teil des Landkreises Freyung-Grafenau beschäftigt. „Wir wollten den vielen Namen, den Opfern der beiden Weltkriege, die oftmals längst in Vergessenheit geraten sind, ein Gesicht geben“, erklärt Initiator Otto Pittner. In unzähligen Stunden haben der 47-Jährige und seine SRK-Kollegen Geschichtsbücher durchgearbeitet, Ahnenforscher befragt und Zeitzeugen interviewt. „Besonders hilfreich waren dabei einige Mitglieder des Fürstenecker Seniorenclubs sowie Richard Wilhelm und seine Frau Brigitte, die die örtliche Dorfchronik führen.“
Ausstellung ist „keine Verherrlichung der Nationalsozialisten“
Die Namen von knapp über 100 Männern sowie einiger Frauen aus Fürsteneck und Umgebung finden sich auf der Tafel vor dem Kriegerdenkmal wieder. Da ist Dr. Oskar Müller aus Aumühle, der 1944 an der ostpreußischen Grenze gefallen ist; Eduard Weichselsdorfer aus Dorf, der 1942 in Ägypten sein Leben ließ; oder Krankenschwester Maria Kurz, die während des Zweiten Weltkrieges in Bozen bei einem Unfall verstorben ist. „Wir haben fast alle Fürstenecker Kriegsopfer ausarbeiten können“, sagt Otto Pittner. „Darüber hinaus haben wir von deren Nachkommen viele Militarias wie Uniformen, Soldbücher, Orden und Zeitungen bekommen.“
Wichtig ist den Verantwortlichen um Otto Pittner, der sich selbst als Pazifist bezeichnet, vor allen Dingen, dass das Projekt nicht als „Verherrlichung der Nationalsozialisten“ gesehen wird. „Wir wollen vielmehr zur Aufklärung beitragen. Es darf nie mehr solche Kriege geben.“ Der jetzigen Jugend soll deutlich gemacht werden, dass Gleichaltrige im Krieg ihr Leben gelassen haben, dass die heute alten Männer schreckliche Dinge in ihren Jugendtagen erlebt haben. Der jetzigen Generation solle verdeutlicht werden, dass die rechtsradikale Gesinnung falsch ist, wie Otto Pittner gegenüber dem Hog’n betont: „Das sind die größten Aufgaben der vielen Soldaten- und Kriegervereine in der Region.“
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Wer die Ausstellung sehen möchte, kann sich bei Ludwig Hobelsberger (08505/4177 oder hobelsbergerludwig@gmail.com) melden.