Schönbrunn am Lusen. Echte Wirtshauskultur im Bayerischen Wald – gibt’s sowas überhaupt noch? Ja, die gibt’s – wie Hog’n-Praktikantin Katharina Niemetz festgestellt hat. Zum Beispiel im Gasthaus Fisch in Schönbrunn am Lusen, wo der regelmäßige Wirtshausbesuch noch zum Dorfleben dazu gehört. Doch: Was genau ist es, das die Leute immer wieder an diesem Ort versammelt? Ist es das Karten spielen? Das gemütliche Feierabendbier? Sind es die Gespräche, der Austausch von Neuigkeiten? Wieso sind sie hier, wo sie doch genauso gut bei sich Zuhause in trauter Runde auf ein Bierchen beisammen sitzen können? Soziologische Feldforschung „bom Fischei“.

Ein bunt gemischtes Publikum trifft sich gern „af a Hoiwe“ beim „Fischei“ – vor allem auch „unta da Woch“.
Studentin Lisa: „Des g’miatlichste Wiatshaus in unsra Gegad“
Beim Betreten der Gaststube fällt zunächst auf, dass an diesem Donnerstagabend sehr viel jüngeres Publikum vertreten ist. Und das sind keineswegs nur junge Burschen – wie man jetzt vermuten könnte -, sondern auch eine Gruppe junger Mädels, die gerade Karten spielt. Der Altersdurchschnitt liegt an manchem Tisch sogar unter 25 Jahren. „Es is‘ des g’miatlichste Wiatshaus in unsra Gegad – und seit da Renovierung hod’s an ganz an bsundan Charme. D‘ Wiadsleid ham aa um drei in da Friah na a Locha af de Lipp’m“, meint Studentin Lisa Friedl. Und auch Jasmin Gassler findet, dass es sich beim Fischei „wia dahoam“ anfühlt. Ein Platz zum Entspannen, Reden, Lachen – und zum Feiern.

„s’Weizen schmeckt do herin einfach am besten.“, sagt Auszubildende Lena Weber, die gern mit ihren Freundinnen „an Wattara“ spielt.
Jung und Alt kommen hier also zusammen, zu dem oft auch die Mitglieder der insgesamt neun Stammtische, die in dem Gasthaus beherbergt sind, gehören: Ruamzuzla, Waidler Buam, Lustige Buam, Kanzl Buam, Durstige Buam, Böllerschützen, Zündapp-Freunde, Nachtschwärmer und der Fanclub Forever ’94.
Wirt Alfred und seine Frau Andrea erzählen, dass im Gasthaus untertags eher die ältere Generation vertreten ist. Abends besteht das Publikum dann meist zu 80 Prozent aus jüngeren Leuten. Sogar unter der Woche kommen sie hier zusammen: „Eigentlich ist jed’n Dog ebba do – und wenn’s nua drei oder via Leid hand, owa laar is‘ nia.“
Wirtin Andrea: „D‘ Vogangenheit is‘ a wichtig’s Gesprächsthema“
Zu den regelmäßigen Besuchern gehört auch ein Ehepaar aus München, das extra zwei Mal im Jahr anreist, um jeweils eine Woche hier zu verbringen. Und das seit 1978. „Danach müssen wir immer heim fahren und wieder für den nächsten Besuch sparen“, erzählt Done mit einem Lächeln. Auf die Frage, wieso er gern herkommt, antwortet er trocken: „Weil ich hier meinen festen Platz habe.“
Und über was unterhalten sich die Wirtshausgänger? Die meiste Zeit wohl über Fußball – was nicht zuletzt am bereits erwähnten Bayern-Stammtisch liegen dürfte. Doch nicht nur FCB-Fans findet man hier, sondern auch Anhänger von anderen Clubs wie etwa dem FC Schalke 04. Streit zwischen den einzelnen Gruppen gibt es nie, sagt Wirt Alfred Fisch: „Und a bissal Afzwicka g’head einfach dazua …“
Das aktuelle Geschehen in der Gemeinde oder die Arbeit sind weitere Themen, über die hier gerne und oft geredet werden. Vor allem bei der älteren Generation spielt aber auch die Vergangenheit immer wieder eine wichtige Rolle: „Es wiad vej iwa d’Vogangenheit g’schbrocha – iwa de oid’n Zeit’n“, berichtet Andea Fisch und ergänzt: „Do gibt’s dann scha efta moi a Diskussion driwa, wann genau ebbs bassiat is‘. Da oane moant, dass 1980 war – und da anda sogt dann, dass genau oa Jahr schbeda bassiert is‘. Do ka scha moi a gloans G’schdreidarad aussakema.“
Auch über familiäre und verwandtschaftliche Verhältnisse wird des Öfteren debattiert. Sprich: „Wer zu wem gehört und wer von wem und von welchem Ort abstammt“, so die Wirtin weiter. Und Josef Gais, 3. Bürgermeister der Gemeinde Hohenau, fügt an: „Ma ka se mid Leid dreffa und iwa aktuelle Sachan red’n. Do kimmt Jung und Oid zamm. Außadem nehmand se d‘ Wiadsleid na Zeit fia oan – und sitznd se aa moi dazua. Einfach schäh, dass‘ so wos na gibt!“
Für die musikalische Untermalung sorgen die Gäste selbst

Christina Pauli und Dominik Hilgart sorgen an diesem Abend für die musikalische Untermalung im Gasthaus Fisch.
Und wenn sich die Schönbrunner gerade einmal nicht unterhalten, dann wird eben gesungen. Ohne Musik? Keineswegs! Diese kommt allerdings nicht aus dem Radio oder dem iPhone, sondern wird von den Gästen noch selbst produziert. Dafür steht im Gasthaus jederzeit eine Gitarre bereit. Das Beste: Wirklich jeder stimmt mit ein und singt aus voller Brust – ob jung oder alt, ob Wirt oder Gast. Auch Schülerin Christina Pauli ist davon begeistert: „Do singand oile mid, d’Muse is‘ supa, einfach zimpfte!“ Außerdem, sagt sie, kann man hier in perfekter Stammtisch-Atmosphäre Karten spielen („Wattn’n“ oder „Schofkopfa“) – langweilig wird einem da nicht so schnell. „Und voa Zwoife hamma na nia hoam ganga, weil’s owa mortz a Gaude is do herin.“ Das Wirtshausleben verbindet eben.
Katharina Niemetz