Neureichenau. Der Wunsch der Bürger war damals eindeutig: 1.219 von 1.674 Befragten sprachen sich dafür aus, dass das „Wirtshaus zum Dreisessel“ eine Einkehrmöglichkeit bleiben soll. Ende 2014 wurden diese Zahlen vorgestellt. Getan hat sich seitdem wenig – bis gar nix. Weiterhin steht das charakteristische Gebäude im Ortskern von Neureichenau leer. Wann es – wie vom Gemeinderat Anfang des Jahres beschlossen – abgerissen werden soll, steht noch nicht genau fest. Die Nachnutzung der nach dem Abriss freiwerdenden Fläche ist jedoch bereits seit mehreren Wochen Thema Nummer eins in der Dreisesselgemeinde – emotional geführte Diskussionen inklusive. Beinahe jeder hat eine Meinung dazu. Beinahe jeder hat eine Idee, was den Platz der ehemaligen Wirtschaft einnehmen bzw. wie ein mögliches, im Sinne der Mehrheit der Bürgerschaft neu zu schaffendes Wirtshaus gestaltet sein könnte. Vergebene Liebesmühen? Mag sein, denn die endgültige Entscheidung liegt in den Händen des Objektbesitzers, der „Reichenauer“ Gemeindeverwaltung um Bürgermeister Walter Bermann.
Konkretes zu den Planungen kann der Rathauschef aktuell nicht preisgeben – und will er auch nicht. „Alles, was man wissen muss, ist bereits öffentlich“, macht Bermann auf Hog’n-Nachfrage deutlich. Man merkt, dass das Thema an seinen Nerven zerrt. Er es leid ist, darüber zu sprechen – und Fragen dazu zu beantworten. Dass das Thema derzeit nicht nur an den Stammtischen heiß diskutiert wird, ist dem 59-Jährigen durchaus bewusst. „Das wird vielerorts begleitet, ja. Dabei lässt sich eine gewisse Polemik nicht von der Hand weisen“, betont Bermann – und beschwichtigt gleichzeitig: „Aber das ist nicht weiter schlimm. Ich kann mit Kritik gut umgehen.“
„Wirtshaus gehört zum Ortskern wie der Dotter zum Ei“
Einer, der in der deutsch-österreichischen Grenzregion am Fuße des Dreisessels immer wieder einen kritischen Blick auf die Vorgänge wirft, ist Ludwig Gaaß aus Altreichenau, besser bekannt unter dem Pseudonym „Der Mann vom Fensterbrett“. In einem seiner Kommentare geht er mit den kommunalpolitischen Entscheidern hart ins Gericht. Er bemängelt insbesondere die seiner Meinung nach vorherrschende Planlosigkeit des Gemeinderats sowie den geplanten Abriss des „imposanten Gebäudes, das zum Dorfkern gehört wie der Dotter zum Ei“. In einem weiteren Beitrag stellt er fest, dass es „für zukünftigen Speis und Trank en Reichenauer Dreisesselwirtshaus net guad ausschaut“.
Darauf angesprochen, erklärt Walter Bermann, dass es „hanebüchen“ wäre, ein Wirtshaus zu errichten, ohne einen dazu passenden Betreiber zu haben. „Außerdem wäre es unfair gegenüber den etablierten Gastronomen in Klafferstraß oder Riedlsbach, wenn wir als Gemeinde ein Gasthaus initiieren würden. An welcher Stelle es ein Wirtshaus gibt, das soll bitte die freie Wirtschaft regeln.“ Der Bürgermeister betont, dass es Aufgabe einer Kommune sei, zunächst die Pflichtaufgaben zu erledigen – wobei man in dieser Hinsicht in Neureichenau gut aufgestellt sei. Alles Weitere gehöre „zur Kür“.
„Jeder hat Wünsche – sie müssen aber auch finanzierbar sein“
Bermann könne es sehr wohl nachvollziehen, dass über das, was da nach dem „Wirtshaus zum Dreisessel“ kommen mag, diskutiert wird. Gleichzeitig macht er deutlich, „dass ein jeder Wünsche hat, diese aber auch finanzierbar sein müssen“. Die damalige Umfrage sei wichtig gewesen, um sich ein Meinungsbild zu verschaffen. Trotzdem müsse man im Auge behalten, so Bermann, welches Projekt sich zum einen rentiere und zum anderen überhaupt umsetzbar sei. Deshalb gelte es abzuwarten, welche Pläne der zuständige Architekt demnächst vorstellt – zumal dieser auch den Förderantrag bearbeite. „Der Architekt wiederum berücksichtigt die Ideen, die der Gemeinderat in einer nichtöffentlichen Sitzung geschmiedet hat.“ Heißt übersetzt so viel wie: Wer zoid, schoffd aa a!
Helmut Weigerstorfer
Nun,ich bin gebürtiger Hauzenberger wohnhaft im Landkreis Traunstein und seit gut 35 Jahren in der Gastronomie tätig! Es ist natürlich gut das sich 1219 Befragte für ein Wirtshaus ausgesprochen haben,jedoch wird es schwierig werden damit einen geeigneten Betreiber zu finden! Für die Neureichenauer wäre es wohl am sinnvollsten das Wirtshaus mit einem Förderverein „Dorfwirtschaft“ oder einem Aktien-Wirtshaus zu reanimieren und einen passenden Betreiber zu suchen!
Habe mir gestern die Ortingerruine in Freyung angeschaut,voller Risse und vermodeter Mauern, da macht man was draus. Noch dazu ein Verkehrshindernis. Das Dreisesselwirtshaus ist dagegen ein Goldstück! Aber wie gesagt, wer zahlt schafft an