Thurmansbang/Loh/Solla. „Muslime pilgern nach Mekka – Biker nach Solla“, erklärt Marco aus dem norditalienischen Malpensa in gutem Englisch und nimmt einen Schluck Rotwein aus dem Weinglas. Der gepflegte Italiener passt nicht so ganz ins typische Bikerbild. Gemeinsam mit seinem Freund Aurelio ist der 43-jährige Flughafenangestellte an diesem Wochenende zum ersten Mal zum 57. Wintertreffen des Bundesverbands der Motorradfahrer in den Bayerwald gereist.

Aurelio und Marco aus Malpensa würzen den Hexenkessel mit etwas dolce vita
Aurelio und Marco aus Malpensa würzen den Hexenkessel mit etwas Dolce Vita. Fotos: Nadine Vogl

Wegen der Schneesicherheit ist das sogenannte Elefantentreffen seit 25 Jahren im Bayerischen Wald beheimatet – schneebedeckt ist heuer allerdings nur der Lusengipfel in der Ferne. Der Hexenkessel hingegen ist ein einziger Morast. Marco nimmt’s gelassen und packt Käse, Salami und hausgemachten Kuchen von Aurelios Mutter aus. Zum Schluss bietet er noch Ciccioli an – und erklärt erst hinterher, dass es sich dabei um frittierte Schweinehaut handelt. Fürs erste Mal haben sich die Italiener im Hotel eingemietet. „Nächstes Jahr kommen wir wieder und schlafen auch im Zelt. Dieses Jahr probieren wir noch die Warmduscher-Variante“, beteuert Marco schmunzelnd.

Stefan: „Ich breche für ein Wochenende aus dem Alltag aus“

Stefan aus Ingolstadt ist gerüstet für niederbayerisches Sauwetter
Stefan aus Ingolstadt ist gut gerüstet für niederbayerisches Sauwetter.
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Stefan aus Ingolstadt kommt dazu. Der Heizungsinstallateur hat sein 40 Jahre altes Campingzelt neben den Italienern aufgestellt – er hat Marco und Aurelio auf der Autobahn geholfen ihr Motorrad mit Beiwagen wieder flott zu machen. „Ich breche für ein Wochenende aus dem Alltag aus“, beschreibt Stefan die Faszination Elefantentreffen. „Später gibt’s noch Schweinefilet mit Ofenkartoffeln aus der gusseisernen Pfanne“, erklärt er mit lauter Stimme, um das Motorengeheul zu übertönen.

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Martin: „Ich spreche nur Schwäbisch“

Martin aus Donauwörth nimmt fürs Elefantentreffen seinen Jahresurlaub
Martin aus Donauwörth (rechts) nimmt fürs Elefantentreffen seinen Jahresurlaub

Nebenan sitzt der 43-jährige Martin aus Donauwörth auf Strohballen unter einer Plane, in der Hand hält er einen Flachmann. Der Bauer fährt seit 25 Jahren nach Loh – und nimmt dafür seinen Jahresurlaub. Die Italiener nebenan sind ihm nicht so geheuer. „Ich spreche nur Schwäbisch, daher ist es mit der Verständigung etwas schwierig.“

Multikulti - Karin aus Cham (rechts) unter Holländern und Belgiern
Multikulti im Hexenkessel von Loh: Karin aus Cham (rechts) unter Holländern und Belgiern.

Karin: „Ich hab es mir echt nicht so schön vorgestellt“

Nur selten sieht man eine Frau zwischen den Motorradfahrern ums Lagerfeuer sitzen, aber ein paar Bikerinnen hat es dann doch in den Hexenkessel verschlagen. „Ich hab es mir echt nicht so schön vorgestellt. Ein Lagerfeuer gibt es immer irgendwo – und man kann sich dazu setzen“, erklärt Karin aus Cham begeistert. Die Verwaltungsangestellte sitzt bei einer Gruppe Männer aus Holland und Belgien, die sich seit 15 Jahren regelmäßig in der „Elefantenstraße 1“ treffen. Sie wird heute Nacht hier bleiben, obwohl sie nicht Mal einen Schlafsack dabei hat.

Frische Käsespätzle für die Biker-Freunde aus Holland und Belgien

Klaus aus dem Allgäu präsentiert die Adresse des Biker-Mekkas - die auch bei Google Earth zu finden ist
Klaus aus dem Allgäu präsentiert die Adresse des Biker-Mekkas – die auch bei Google Earth zu finden ist.

Klaus aus dem Allgäu versorgt die Holländer und Belgier mit frischen Käsespätzle und ist fasziniert davon, dass hier so viele unterschiedliche Leute zusammen kommen. Wehmütig denkt er schon an das Ende des Treffens, wenn dann alle wieder nach Hause fahren. Aber vorher machen sie noch ein Gruppenfoto vorm Wackelstein und verabreden sich schon wieder fürs nächste Jahr.

Nadine Vogl

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