Neureichenau. Zugegeben: Auf den ersten Blick wirkt Ludwig Krieg etwas kauzig, nahezu angsteinflößend. „Des is a Spinna!“ werden sich sicherlich viele Leute aufgrund seiner Erscheinung denken. Meist ist der Neureichenauer nämlich mit Biker-Kluft, Pelz-Mütze und Lederhose, auf denen viele Patches aufgenäht sind, unterwegs. Doch den 60-jährigen Kult-Biker muss man besser kennen, um wirklich zu wissen, wie er tickt. Da „Babylon Wiggei“, wie ihn viele seiner Freunde nennen, ist ein Waidler mit großem Herzen, mit dem man die berühmten Pferde stehlen kann. Was besonders auffällt, ist sein Humor und sein ansteckendes Lachen: „Ich bin halt einfach a Lebemensch“, sagt er über sich selbst. Ja, zu erzählen hat das Gründungsmitglied der „Flying Cross Neureichenau“ viel – das jahrzehntelange „Motorralla“-Leben, unzählige Besuche auf Biker-Treffen und sage und schreibe 27 Teilnahmen am legendären „Elefantentreffen“ in Loh haben Ludwig Krieg geprägt.
Man kennt ihn nur unter dem Namen „Babylon-Wiggei“
Eine, die ihn kennt wie kein zweiter, ist seine Ehefrau Beate. Mit der 62-Jährigen ist er seit 39 Jahren verheiratet, mit ihr hat er Sohn Christian (42; Polizist) und die Töchter Alexandra (37; Polizistin) und Daniela (36; Soldatin) groß gezogen. „Da Wiggei is a richtige Marke. Er is immer guad drauf, recht optimistisch und verlässlich“, sagt Beate Krieg über ihren Mann. Und genau diese positive Einstellung zum Leben begleitet das Original seit jeher. Bekannt und beliebt wurde da Babylon-Wiggei aber nicht nur wegen seiner Art, sondern vor allem als Wirt des Musicpups Babylon in Neureichenau – und als Gründungsmitglied des dortigen Motorradclubs „Flying Cross“. Diese beiden Eckpfeiler hängen in Ludwig Kriegs Leben direkt zusammen – doch der Reihe nach.
Nach seiner Metzger-Lehre wagte der junge Mann den Schritt nach München, wurde dort Tierpfleger und anschließend Tieranwärter. „Ich hab‘ mich um Schäferhunde, Mäuse und Ratten gekümmert, mit denen in einem Labor Versuche gemacht worden sind“, erinnert er sich. 1979 wechselte er zum Energiedienstleister SAG, wo er körperlich sehr anstregende Arbeit zu verrichten hatte – fünf OPs an der Bandscheibe waren die Folge. Noch heute ärgert sich Ludwig über diesen Wechsel: „I Depp war kwasi Beamter – und hab dann einfach an andan Beruf g’macht.“ Nur an den Wochenenden kam er nach Hause in den Bayerischen Wald, wo er schließlich das Musicpup Babylon übernahm. Zu diesem Zeitpunkt bekam er seinen bis heute erhaltenen Spitznamen: „Babylon-Wiggei“.
Abwechslung in seiner Freizeit suchte er nebenher als Mitglied in 14 (!) Vereinen – von der Feuerwehr über den Schützenverein bis hin zum Fischerverein. „Manchmoi war’s echt a Mordsstress“, blickt der Waidler zurück und fasst sich an die Stirn. „20 Joahr lang hab‘ i von Sonntag auf Montag net g’schloffa. Bis um oans war i im Babylon – und dann bin i in d’Oawad fuad.“
1983: Gründung der Motorradfreunde Neureichenau im Babylon
Ein fester Termin im Babylon war immer der Sonntagnachmittag: Dann war Jugend-Disko angesagt. „Wir haben den Mädls das Tanzen gelernt – Rock’n’Roll“, erzählt Ludwig Krieg und grinst. „Und wia’s halt so is, ham ma manchmoi aa a bisserl g’schnapslt.“ Die Folge: „I hab a Anzeige griagd – und an Haufen Geld zahlen miassn“, sagt er heute nicht ohne Reue. Doch wer den Babylon-Wiggei kennt, weiß, dass er sich nicht unterkriegen lässt. Schon kurz darauf versammelte sich der harte Besucherkern erneut im Babylon, unter ihnen sehr viele Motorradbegeisterte. Und weil der Wirt schon in München Mitglied eines Biker-Clubs war und nach eigenen Aussagen das erste „Motorralla-Leiwal“ im Bayerischen Wald besessen hat, war schnell ein Beschluss gefasst. „I hab dann einfach g’sagt, machen wir halt selber an Club auf.“ Auf einem Sinalco-Schildchen wurden 1983 dann die Gründungsmitglieder niedergeschrieben: die Motorradfreunde (später „Flying Cross“) Neureichenau wurden ins Leben gerufen.
Gleichzeitig begann für Babylon-Wiggei eine neue Zeitrechnung. Mit seinen Club-Kollegen wurden viele Feste gefeiert und Biker-Treffen aufgesucht. Ausgangspunkt der Touren quer durch ganz Deutschland war stets das Babylon. „Und dann ham ma richtig weit g’foan. Oamoi sogoa an den Wolfgangsee: Dort ham ma a Schweinas g’ess’n – und dann is‘ wieda hoam ganga.“ Ab 1984 organisierten die Motorradfreunde dann selbst eine Biker-Party in Neureichenau, in einem Pferdestall. „Da ham ma a Bar einezimmert – des war so g’miatle und a Fetzngaude.“ Selbstredend, dass da Wiggei drei Tage ohne Unterbrechung durchgefeiert und sich um alles gekümmert hat.
„Jetzt müss ma uns selber was bauen, sonst geht’s ned weiter“
Die Mannen um Babylon-Wiggei etablierten sich mehr und mehr in der Biker-Szene – nur mit einem eigenen Clubhaus gab es ein ewiges Hin und Her. Zuerst hatte der MC seine Basis in einem Bauernhaus in Schimmelbach. Nachdem die Clique dort alles saniert hatte, wurde der Pachtvertrag 1985 aber nicht verlängert und die Motorradfahrer mussten sich eine neue Heimat suchen. Danach ging es für kurze Zeit weiter in Ludwigs ehemaliges Elternhaus in Fischergrün, wo die Flying Cross jedoch auch nicht lange bleiben konnten. „Uns war klar: Jetzt müss‘ ma uns selbst was bauen, sonst geht’s mit unsam Haufen ned weiter!“ 2008 entstand neben dem Parat-Firmengelände dann das neue Clubhaus – alles in Eigenregie erbaut. Das Holz beispielsweise stammt von der damals in Bad Reichenhall eingestürzten Eishalle, eines der Mitglieder hatte es organisiert. „Am Ende hatten wir so viel Zeug beinand, dass wir zwei Häuser hätten bauen können“, erinnert er sich.
Das hellblaue Trike wurde zu seinem Markenzeichen
Flying Cross, Motorräder und Ludwig Krieg – das gehört einfach zusammen. Schon als kleiner Bub begeisterte sich da Babylon-Wiggei für alles, was Räder hat und motorisiert ist. Später sind dann zahlreiche Erlebnisse mit seinem hellblauen Trike, das er jahrelang gefahren hat, hinzugekommen. Dieses Fahrzeug hat ihn sogar einmal kurzzeitig hinter „schwedische Gardinen“ gebracht: Nach einem Treffen (Ludwig hatte sein Gefährt dort stehen gelassen) nickte er zu Hause auf dem Kanapee in voller Montur ein – und wurde am nächsten Tag von einem Einsatzkommando der Polizei geweckt. Angeblich soll er einen Asylbewerber in Hauzenberg erstochen haben. „Die haben mich dann zum Grenzübergang Philippsreut gebracht und im Zollhäusl eingesperrt.“ Letztlich stellte sich heraus, dass es sich um eine Verwechslung handelte – und da Wigg wurde wieder freigelassen. Nur eine von vielen turbulenten Geschichten, die den Lebemann ausmachen …
„Sobald irgendwer rauft, ist er bei mir unten durch“
Dennoch musste er später doch noch ins Gefängnis – 117 Tage verbrachte er dort. Der Grund: Als leidenschaftlicher Sammler hatte er neben Schnupftabakdöschen, Feuerzeugen und Aufnähern auch einige Waffen gehortet. „I Depp hätt sie einfach anmelden müssen“, sagt er heute über einen seiner größten Fehler. Der Neureichenauer verabscheut Gewalt und Kriminalität. Die viel diskutierten Schlägereien und Aggressionen in der Biker-Szene verurteilt er kategorisch. „I hab noch nie g’schlägert“, schwört er. „Sobald irgendwer g’rauft hat, is er bei mir unten durch.“ Mittlerweile sind seine Waffen gemeldet, seine Strafe hat er abgesessen – alles paletti. Eigentlich kann den Neureichenauer so schnell nicht aus der Bahn werfen. Eigentlich.
Besonders schlecht erging es ihm jedoch 2001: Ein Kurzschluss setzte das Babylon in Brand. Die Bilanz: 300.000 Euro Schaden – „und nix war versichert“. Nach diesem Schicksalsschlag suchte der damals 48-Jährige Trost im Alkohol. Das Ganze führte soweit, dass er schließlich freiwillig einer Entzugs-Therapie einwilligte. Seiner positiven Lebenseinstellung sei Dank, rappelte er sich aber wieder auf, besiegte die Alkohol-Krankheit. „I hab dann elf Jahre keinen Tropfen getrunken“, sagt er stolz. Einzig beim Elefantentreffen 2013 hatte er „einen leichten Rückfall“, wie er’s nennt.
Als „bunter Hund“ überall gern gesehen, kennt da Babylon-Wiggei bei der Kultveranstaltung in Loh bei Solla Gott und die Welt. Freunde boten ihm „Marmeladen-Wasser“ an – ohne zu wissen, dass darin auch Wodka war, trank er mit ihnen ein paar Gläschen. „Bei der Rückfahrt hat mich dann die Polizei angehalten – und der Führerschein war weg.“ – „Ein einmaliger Ausrutscher“, wie er betont.
„Es gibt fast nix, was ich nicht gemacht habe“
Ja, erlebt hat der Babylon-Wiggei schon viel. Sein Rat ist gefragt und für seine Biker-Kollegen Gold wert. Von sich selber sagt er: „Es gibt fast nix, was ich nicht gemacht habe – aber ich habe nie absichtlich das Gesetz gebrochen.“ Mal sehen, wo der Babylon-Wiggei demnächst mit Pelzmütze, Biker-Kluft und seiner Lederhose mit den vielen Aufnähern anzutreffen ist. Eins ist dann sicher: Mit’m Wiggei kann man immer a Fetzngaude hom …
Helmut Weigerstorfer
Da.wiggei.is.einfach a subba.kunt.& i kannt nie wos schelchts iba erm song i mogn zdoid gern & owei won ma uns seng nehma uns in oam er is a subba kunt & er wirs imma bleim ;) danke fia di joa de i di kenna derf wiggei ;)
Auch liebe grùse fa da mama conny ;p
Da Wiggei war, is, und wird owei a supa freind und Ma sa!!! I hoff er bleibt na gaaaaaaaanz lang gsund!!!!