Philippsreut. Lange Zeit wurde das Gebäude an der Straße zwischen Schwarzenthal und Philippsreut nur für Seminare genutzt. Nun will Eigentümer Attila Mager darin selbst eine Pension betreiben. 19 Betten gibt es im Haus momentan. Das Ehepaar Mager möchte Gästen und Einheimischen neben Übernachtungsmöglichkeiten und Frühstück aber noch viel mehr bieten: Kinder sollen sich im umliegenden Garten, am Spielplatz und am Teich austoben dürfen. Doch noch wartet der 45-jährige Hausherr auf die Genehmigung seines Betriebes durch das Landratsamt.
Ein großes Schild prangt seit Kurzem über dem Eingang der Kricklsäge: „Bike- und Skipension“ nennen Attila und Melanie Mager ihren Betrieb. Die beiden Quereinsteiger sind sich sicher: Sie werden hier langfristig Gäste willkommen heißen. „Von Weihnachten bis Ende Februar sind wir schon so gut wie ausgebucht“, freut sich der Philippsreuter. Und das, obwohl das Paar keine „konventionelle“ Werbung für ihre Pension gemacht habe. „Wir haben uns quasi gezielt Kunden gesucht“, sagt der Pensionsbetreiber.
Das funktioniere vor allem über die Sozialen Netzwerke. Via Facebook haben die beiden auch die Einheimischen bereits auf sich aufmerksam gemacht: „Pizza to go“ lautete die Anpreisung auf der FB-Seite der Kricklsäge.
Die Laufkundschaft habe ihnen bereits an den ersten Probe-Abenden „alles weg gegessen“: Nach drei Tagen war auf Facebook zu lesen, dass erst wieder für Nachschub gesorgt werden müsse, bevor es weitergehen könne. Der „Pizza-Test“ ist demnach erfolgreich verlaufen – und nur die erste Idee, die Attila Mager und seine Frau in die Tat umgesetzt haben. Es soll noch einiges folgen.
Doch vorerst müssen die beiden noch abwarten. Denn noch steht die offizielle Genehmigung durch das Landratsamt für den Betrieb ihrer „Bike- und Skipension“ aus. Die Magers scharren bereits sprichwörtlich mit den Füßen, möchten ihre Ideen lieber heute als morgen verwirklichen.
Ein Haus mit bewegter Geschichte
Still war es lange genug rund um das große Gebäude, das sich direkt an der Hauptstraße zwischen Schwarzenthal und Philippsreut, kurz vor der Kreuzung zur B12, befindet. Wer hier vorbeifuhr, wunderte sich gewiss mehr als einmal, warum das es ab 2009 von Grund auf renoviert wurde, danach aber weder ein Restaurant noch eine Pension oder ein Hotel dort eröffnete. „Wir hatten das Haus an einen Verein vermietet, der hier Seminare und Fortbildungen abgehalten hat“, erklärt Attila Mager.
Er selbst habe die „Kricklsäge“ samt Grundstück und Nebengebäude vor ein paar Jahren von seinen Eltern geerbt. Diese hatten es vor zehn Jahren gekauft. Attila Mager sei bereits damals beim kompletten Umbau mit dabei gewesen, habe für seine Eltern das Haus verwaltet und die Renovierungsarbeiten mitgeplant und umgesetzt.
Eine Pension gab es hier bereits früher einmal: „Bis in die 70er Jahre hinein wurden Zimmer unter anderem an Amerikaner vermietet, die hier Urlaub machten“, erzählt der 45-Jährige. In den 90ern kannte man das Haus dann unter dem Namen „Hubertusstuben“: Der Restaurantbetrieb lief bis zur Jahrtausendwende, dann kaufte es eine Familie, um es privat zu nutzen. Bis Magers Eltern es schließlich kauften.
Die Kricklsäge, also das Sägewerk selbst, befand sich ursprünglich in dem ebenfalls noch erhaltenen Gebäude auf der anderen Seite der Straße. Die Säge sei bereits im 18 Jahrhundert entstanden, wie Attila Mager zu berichten weiß: „Es ist nicht ganz klar, ob es nicht sogar das Gründungsanwesen von Philippsreut war“, sagt er. 1920 sei das Gebäude abgebrannt und neu aufgebaut worden. „Anfang der 1930er Jahre hat man dann das heutige Pensionsgebäude errichtet. Es war ursprünglich eine Maschinenhalle“, erzählt der heutige Eigentümer.
„Bin mit dem Haus durch die Renovierung verwachsen“
Als er gemeinsam mit seinen Eltern begann, das Haus grundlegend zu renovieren, ist es Mager zufolge in einem sehr schlechten Zustand gewesen. „Ein Abriss und ein Neubau wären wahrscheinlich günstiger gewesen als die Renovierung“, resümiert er rückblickend. „Es war wirklich Kernschrott. Aber durch einen Abriss wäre die Seele des Hauses verloren gegangen“, sagt er. Deshalb steckten seine Eltern viel Geld und er selbst viel Zeit und Arbeit hinein. „Ich bin mit dem Haus durch die Renovierung verwachsen“, sagt Mager. Und weil er und seine Frau sehr gastfreundlich seien, möchten sie die Pension nun auch selbst betreiben.
Jetzt, nachdem der Mietvertrag mit dem Verein ausgelaufen ist, sei dies auch möglich. Beide sind Quereinsteiger: „Ich bin gelernter Informationselektroniker und umgelernter Schuhmacher“, sagt Mager. Seine Frau hat als Rechtsanwaltsfachangestellte gearbeitet. Die beiden haben drei Söhne zwischen sechs und 13 Jahren.
Dass sie das hinkriegen mit der Pension, da ist sich der Philippsreuter sicher: „Wir machen einfach alles so, wie wir es als Gäste erwarten würden“, sagt er. Beide hätten einen hohen Qualitätsanspruch: Die Gaststube und die Zimmer etwa seien daher vom Schreiner angefertigt, viel massives Holz dabei verbaut worden. Aber auch die eigene Arbeit dürfe für die Gäste keinen Grund zur Klage bieten: „Übernachtung und Frühstück sind unser Kerngeschäft, das muss top sein“, versprechen die Magers. Sie wollen ihren Gästen einen gesunden Schlaf ermöglichen und ein Frühstücksbuffet aus frischen Zutaten kredenzen.
Viele Ideen für Zusatz-Angebote im Kopf
Wenn es nach Attila Mager ginge, würde er gerne zusätzlich zur Vermietung bereits jetzt seinen Gästen und allen anderen einige weitere Attraktionen anbieten. „Der Tag hat leider nur 24 Stunden, deshalb sind wir noch nicht so weit, wie wir schon gerne wären“, sagt er und schmunzelt.
Einige seiner Pläne stehen kurz vor der Umsetzung: In den nächsten Wochen soll im großen Garten hinter dem Haus ein Kinderspielplatz errichtet werden. Im nächsten Sommer dürfen dann alle kleinen Gäste – nicht nur Pensionsgäste, sondern auch Einheimische, wie Mager betont – den Naturteich zum Planschen benutzen.
Außerdem entsteht auf dem Gelände hinter der Pension Kricklsäge ein Parcour für kleine Mountainbiker: „Wir bauen zusammen mit Profis aus der Mountainbike-Szene einen Pumptrack und Northshore-Trail“, berichtet der Familienvater. Seine Söhne sind selbst begeisterte Mountainbiker, daher die Idee. Eintritt wolle er für die Mountainbike-Strecke nicht verlangen. Auch nicht für die Kinderkino-Nachmittage – eine weitere Vorstellung, die er bald umsetzen möchte. Der Sinn hinter den Angeboten sei es, potenzielle Gäste auf sein Haus aufmerksam zu machen.
Und die „Pizza to go“? Soll es auch bald wieder geben. Sobald das Landratsamt Freyung-Grafenau grünes Licht für den Betrieb der Pension gegeben hat…
Sabine Simon
Solche Beiträge brauchen wir, die machen Mut und schenken Hoffnung.Bei uns geht schon was, wenn man es ein bisserl versteht! Danke Sabine.
Den Betreibern die allerbesten Glückwünsche,wir besuchen euch baldmöglichst!
Ich bin sehr begeistert von diesem Artikel. Da er mir zeigt das es noch Menschen gibt die zwar Geld verdienen müssen aber auch Kunden orientiert und Traditions bewusst sind. Meine Familie (wir kommen aus 31535) wir sind über FB darauf aufmerksam geworden und gogeln gerade und stoßen auch hier auf diesen Artikel. Und JA wir werden Weihnachten in der neu ausgebauten Ferienwohnung in der Pension Kricklsäge verbringen) Wir sind gespannt. Und freuen uns auch auf die tolle Region.
Wir waren im Sommer 2021 darauf gestoßen, weil unsere Stammpension ausgebucht war. Es war herrlich! Die Pensionsbesitzer überaus freundlich, alles hell, freundlich und modern. Wir kommen auf jeden Fall wieder.