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Mitterfirmiansreut. Um 4 Uhr morgens beginnt Thomas Schrottenbaums Arbeitstag. Ein geschulter Blick aus dem heimischen Fenster und der 52-Jährige weiß, wie er zu handeln hat. Ist in der vergangenen Nacht Schnee gefallen, gilt es die Präparierung der Abfahrten zu forcieren. Der Betriebsleiter des Skizentrums Mitterdorf kontaktiert dann diejenigen Mitarbeiter, die Rufbereitschaft haben, damit diese sich mit den Pistenfahrzeugen auf den Weg machen und die Hänge rund um den Almberg in das gewohnte Wintersport-Paradies verwandeln. Wie der Tag beginnt, so endet er auch – mehr als zwölf Stunden später. Dann nämlich, wenn die Skifahrer längst zu Hause sind, müssen die Pisten aufs Neue begutachtet und die Liftanlagen überprüft werden. Während der Wintersaison im Skizentrum Mitterdorf ist Thomas Schrottenbaum mit seinem Team im Dauereinsatz.
„Ich tu‘ es gerne“, sagt Thomas Schrottenbaum, angesprochen auf seine arbeitsintensive und nicht gerade stressfreie Zeit zwischen Dezember und März. Kurze und prägnante Sätze sind charakteristisch für den Vorderfirmiansreuter. Er ist nicht der Mann großer Worte, sondern ein Mann der Tat. Deshalb hatte er sich 1989 auch dazu entschlossen, sich als Mitarbeiter im Bauhof der Gemeinde Philippsreut zu bewerben. Der gelernte Kfz-Mechaniker wollte einen Arbeitsplatz, bei dem es ums Zupacken geht – und der sich in unmittelbarer Nähe zu seinem Heimatort befindet. Kurz nach der Gründung des Zweckverbandes Wintersportzentrum Mitterfirmiansreut-Philippsreut wechselte Schrottenbaum den Aufgabenbereich: Seitdem ist der Familienvater mit dem Skizentrum „verheiratet“, wie er mit einem Lächeln berichtet.
„Immer wichtig: Ruhe bewahren und die Leute informieren“
Rund neun Stunden zählt ein normaler Arbeitstag für Thomas Schrottenbaum in den Wintermonaten – insofern es keine besonderen Vorkommnisse gibt. Und angesichts einer ellenlangen Aufgabenliste sind außertourliche Überstunden in Mitterfirmiansreut nichts Ungewöhnliches. Neben der Instandhaltung der Pisten zeichnet der 52-Jährige für eine reibungslose Technik, für die Einteilung von mehr als 50 Mitarbeitern sowie die Aus- und Weiterbildung des Personals verantwortlich. Hinzu kommen regelmäßige Kontrollfahrten, um gegebenenfalls Sturmschäden oder Schneebrüche möglichst schnell erkennen und, falls nötig, beseitigen zu können. „Das Handy läutet schon oft“, erzählt der Betriebsleiter und schmunzelt. Gibt es irgendwo ein Problem, wird meist nach ihm verlangt.
Bei technischen Schwierigkeiten kommt ihm neben seiner Ausbildung zum Kfz-Mechaniker seine langjährige Erfahrung zugute. „Manchmal ist es richtig stressig“, sagt er. Vor allem dann, wenn ein Störfall am Lift zu unzufriedenen Skifahrern führt, was immer wieder mal vorkommt. Dann werden die Warteschlangen an den Anlagen allmählich länger – und die Wartenden ungeduldiger. „Dabei ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren und die Leute gut zu informieren. Damit sorgt man für Entspannung“, weiß Schrottenbaum – und ergänzt: „Man muss den Skifahrern deutlich machen, dass großteils sie selbst schuld an dem ein oder anderen technischen Aussetzer sind, etwa wenn sie sich auf der Piste nicht so verhalten wie gewünscht.“
Mit Nachdruck: „Mich nervt der Winter eigentlich nie“
Der große Vorteil von Thomas Schrottenbaum dabei: Er strahlt die nötige Ruhe aus und weiß, wie man aufbrausende Gemüter schnell wieder beruhigt. Über die Jahre hat er sich die passenden Worte für verschiedene Situationen angeeignet. Der 52-Jährige ist mit seiner Aufgabe gewachsen. Wiesen zu Beginn seiner Laufbahn als Betriebsleiter die Lifte in Mitterdorf noch eine Kapazität von täglich rund 800 Personen vor, sind es inzwischen an die 1.100. An Spitzentagen bevölkern bis zu 3.000 Skifahrer die Pistenlandschaften. Unfälle und damit verbundene Einsätze von Rettungskräften gehören dann genauso zum Alltag wie kurzzeitig verloren gegangene Kinder und überforderte Hobby-Sportler. Ereignisse, die den (operativen) Zweckverband-Chef jedoch nicht daran hindern, in seiner begrenzten Freizeit selbst die Skier anzuschnallen.
„Mich nervt der Winter eigentlich nie“, sagt Thomas Schrottenbaum mit Nachdruck. Und genau deshalb ist er so wertvoll für das Skigebiet rund um den Almberg. Er sieht seine Arbeit nicht als Last. Das bestätigt auch Bernhard Hain, Geschäftsführer des Zweckverbands: „Aufgrund seines angenehmen und stets freundlichen Wesens kommt Thomas mit den meisten Leuten sehr gut aus, weiß aber auch genau, was für einen möglichst erfolgreichen und reibungslosen Betrieb notwendig ist. Er ist sehr zuverlässig und genau. Es freut mich, dass er immer wieder versucht, auch die Sicht des Gastes bestmöglich zu berücksichtigen.“
Die Entschädigung für den Winter-Stress folgt im Sommer
Gerade nach dem Geschäftsführerwechsel von Manfred Selwitschka zu Bernhard Hain fällt Thomas Schrottenbaum eine besondere Rolle zu: Er weiß ganz genau, wie der Hase in Mitterdorf läuft. Und natürlich beschäftigt sich der 52-Jährige auch mit dem „Hintergrundrauschen“ des Skizentrums. Unmittelbare Veränderungen in Folge der vom Landkreis Freyung-Grafenau, dem Hauptgesellschafter des Zweckverbandes, ausgerufenen Haushaltskonsolidierung verspüren er und seine Kollegen zwar nicht – dennoch verfolgen sie interessiert die Entscheidungen der Politik.
„Dass der Zweckverband damals gegründet wurde, ist richtig und wichtig“, resümiert Thomas Schrottenbaum. „Nur so kann professionelle Arbeit garantiert werden. Trotz der Einsparungen haben wir keine finanziellen Handschellen angelegt bekommen.“ Was es heißt, professionell zu arbeiten, lebt der Betriebsleiter eindrucksvoll vor. Wird er gebraucht, ist er zur Stelle – und das rund um die Uhr. Trotz seiner Leidenschaft, die er für seinen Beruf entwickelt hat, ist er aber auch froh, wenn der Frühling am Almberg wieder Einzug hält. Denn dann kann er seine Überstunden abbauen und den Urlaub genießen. Zudem bleibt bei der Wartungsarbeit auf den grünen Pisten auch einmal Zeit zum Durchatmen…
Helmut Weigerstorfer
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