Bad Kötzting/Innernzell. Es ist das erste Werk der Frau mit dem Faible für Fabeln in ihrer neuen Heimat. Mitte 2023 in den Bayerischen Wald gezogen, musste sich Karin Biela in Innernzell und Umgebung erst einmal zurecht finden, was rasch vonstatten ging. Dieses Kapitel ist abgeschlossen, sodass genug Zeit und Kraft blieb, um ein neues aufzugschlagen. Und so ist in den vergangenen Wochen ihr erstes Magazin am neuen Lebensmittelpunkt entstanden. Die 5. Ausgabe von „Märchenland und Zauberwald“ (Apollon Tempel Verlag) beschäftigt sich passenderweise mit Sagen, Märchen und Geschichten des Bayerischen Waldes.
Auch Michael Heigl wird darin thematisiert. Der 1817 in Ramsried bei Bad Kötzting (Landkreis Cham) geborene Waidler wurde als „Räuber Heigl“ bekannt – und wird als „Robin Hood des Bayerischen Waldes“ bezeichnet. Es gibt Erzählungen über ihn, Theateraufführungen und Romane. Längst hat sich neben seiner tatsächlichen Biographie also auch eine fiktive Linie entwickelt. Michael Heigl ist eine historische Person, aber irgendwie auch eine Märchenfigur. Aus diesem Grund hat sich auch Karin Biela mit ihm beschäftigt – und folgende Vita ausgearbeitet:
„Geboren wurde Michael Heigl 1816 bei Kötzting im Bayerischen Wald und entstammte einer ärmlichen Familie, sein Vater war Tagelöhner. Hunger und Elend waren allgegenwärtig. Deshalb musste er sich schon früh, fern von Zuhause als Knecht verdingen und lernte von dem Bauern, mit dem er zum Wildern ging, das Schießen.
Er wurde zum „Schrecken des Bayerwaldes“
Der Bauer wurde jedoch eingesperrt und so begann Michael Heigl eine Lehre als Schlosser in Furth im Wald. Hier suchte er aufgrund von unerträglichen Schikanen seitens seines Meisters das Weite und hielt sich eine Zeitlang im Bayerischen Wald auf. Diese Freiheit währte jedoch nicht lange, denn er wurde wegen Müßiggangs zu Haft und Stockschlägen verurteilt. Nach der Haftentlassung reiste er als Hausierer durch die Lande, wurde aber wegen eines fehlenden Gewerbescheines erneut verhaftet.
Um dem drohenden langen Gefängnisaufenthaltes zu entkommen, floh der Arme daraufhin in die weiten Wälder rund um den Kaitersberg und lebte fortan in einer verlassenen Bärenhöhle. Von da an wurde er zum sogenannten „Schrecken des Bayerwaldes“. Er unternahm Raubzüge in der Kötztinger und Viechtacher Gegend und war als Räuber bis Landshut aktiv.
Zahlreiche Legenden
Er soll auch mehrere Jahre im heutigen Ungarn (damals: Slowakei) verbracht haben. Seine Beute bestand zumeist aus Nahrungsmitteln und kleinen Geldbeträgen, um über die Runden zu kommen. Überdies waren seine Opfer ausschließlich reiche Bauern oder die „feisten Pfaffen“, wie er die Geistlichen nannte, und war sich des Zuspruches der armen Leute gewiss.
Er teilte sein Diebesgut mit ihnen und zahlreiche Legenden erzählen von seinen guten Taten, die er vollbracht haben sollte, um dem einfachen Volk zu helfen. Er schaffte es jahrelang auf abenteuerliche Weise seinen Verfolgern zu entkommen und man erzählte sich in den Wirtshäusern rund um Kötzing, so manch Schurkenstück. In der „Roten Res“, wie Therese Pritzl genannt wurde, fand der „Robin Hood des Bayerischen Waldes“ seine treue Gefährtin, mit der er in dem Höhlenversteck lebte.
Durch Verrat wurde er am 18. Juni 1853 in seinem Unterschlupf gefasst und 1854 in Straubing zum Tod durch das Schwert verurteilt. Ein Gnadengesuch verhinderte die Enthauptung, indem König Max II. eine lebenslange Kettenstrafe verhängte. Wegen guter Führung wurde er nach einem Jahr von Straubing nach München verlegt.
„Glück“: Nur Zwangsarbeiteranstalt für Therese Pritzl
Im Gefängnis in der Au wurde ihm aufgrund seines vorbildlichen Verhaltens eine Funktion als Aufpasser übertragen. Das war sein Verderben und so endete der legendäre „Räuber Heigl“ auf sehr tragische Weise. Ein Gefängnisinsasse tötete mit der Kugel einer Fußkette 1857 seinen Mithäftling!
Therese Pritzl, die 22-jährige Geliebte, hatte mehr Glück und erhielt wegen ihrer Jugend nur zehn Monate Aufenthalt in einer Zwangsarbeiteranstalt.“
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Auszug aus: Karin Biela, aus dem aktuellen Märchenmagazin „Märchenland und Zauberwald“, Ausgabe 5, erschienen im Apollon Tempel Verlag;