Viechtach. „Die Zusage von Minister Bernreiter, einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung in den Bayerischen Landtag einzubringen und somit den Dauerbetrieb zu realisieren, sehe ich äußerst positiv“, kommentiert Regens Landrat Ronny Raith die Signale aus München zur Zukunft der Waldbahnstrecke Gotteszell-Viechtach – und ergänzt erfreut: „Das ist ein wichtiges Zeichen für die Region.“
Wie das Bayerische Verkehrsministerium mitteilt, hat Verkehrsminister Christian Bernreiter am Dienstag im Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr auf die bayernweite Sondersituation bei der Waldbahn hingewiesen. „Der Zugbetrieb zwischen Gotteszell und Viechtach soll wegen dieser Sondersituation möglichst schnell in einen Dauerbetrieb übergehen“, wird der Minister in der Meldung zitiert. „Ich möchte deshalb eine Ausnahme der üblichen Reaktivierungskriterien für diese Strecke erwirken.“ Dies bedeutet, dass etwa die seitens Bahnbefürwortern viel gescholtene Grenze von 1.000 Fahrgastkilometern pro Tag, die ohnehin schwer zu erreichen war, hinfällig werden soll.
Sondersituation durch Bahnwerkstatt
Die Bahnstrecke Gotteszell-Viechtach, so das Ministerium weiter, sei die einzige Strecke mit konkretem Reaktivierungswunsch in Bayern, an der sich eine wichtige Bahnwerkstatt eines Eisenbahnverkehrsunternehmens befinde. Durch diese Sondersituation sei die Strecke in einem besseren Zustand als vergleichbare Reaktivierungskandidaten, so dass geringere Investitionen zur Ertüchtigung erforderlich wären. „Ich habe unter anderen in Gesprächen vor Ort in der Region angekündigt, dass ich das Thema in den Landtag einbringen werde“, sagte Bernreiter.
Der Verkehrsausschuss werde sich nun zeitnah mit einer Umstellung in den Dauerbetrieb befassen. Wenn dann auch Bayern höchstes Parlament – was als sicher gelten darf – sein Placet gibt, stehe der dauerhaften Wiederinbetriebnahme der sich seit 2016 im Probebetrieb befindenden Strecke nichts mehr im Wege.
Ronny Raith dankte Bernreiter am Mittwoch deshalb ganz offiziell für seinen Einsatz. Infrastruktur und im Besonderen der ÖPNV seien für das Arberland ganz zentrale Themen – auch und gerade im Hinblick auf den Landkreis als Wirtschafts- und Tourismusregion, wie einer Mitteilung aus dem Landratsamt zu entnehmen ist. Entsprechend wolle sich der Landkreis beim ÖPNV weiterhin tatkräftig einbringen, setze aber auch auf die Unterstützung der Aufwandsträger Freistaat Bayern und Bund. Besonderer Dank aus Sicht des Landrats gilt auch dem Go-Vit-Verein und dessen Vorsitzenden Dr. Wolfgang Schlüter.
„Fast zehn Jahre hat es gedauert“
Ebenso erfreut zeigt sich Landtagsabgeordneter Martin Behringer (Freie Wähler). Gemeinsam mit seinem Landtagskollegen Tobias Beck hatte er eine offizielle Anfrage an Minister Bernreiter bzgl. der Bayerwald-Bahnstrecke gestellt, woraufhin die positive Antwort aus dem Ministerium gekommen sei, wie einer Pressemeldung zu entnehmen ist.
Nachdem der Kreistag Regen im Dezember 2014 beschlossen hatte, die Entscheidung für die Bahnstrecke in Form eines Bürgerentscheides herbeizuführen, um für die Bahnstrecke und um Zustimmung für den Bürgerentscheid zu werben, hatten sich daraufhin Dr. Wolfgang Schlüter sowie Go-Vit-Beiratsvorsitzender Heinrich Schmidt auf den Weg gemacht, in den meisten Gemeinden im Landkreis Informationsveranstaltungen abzuhalten, um die Bürgerinnen und Bürger über die Bahnstrecke und deren Auswirkungen zu informieren. Am 8. Februar 2015 wurde dann von der gesamten Bevölkerung im Landkreis Regen mit einem Ergebnis von fast 64 Prozent die Reaktivierung der Bahnstrecke angenommen.
Bereits 2003 hatte Schmidt als Aufsichtsrat in der damaligen Regentalbahn AG gefordert und auch durchgesetzt, dass beim Verkauf der Bahnstrecke eine Übergangsfrist von zehn Jahren in den Vertrag aufgenommen werde. Damit waren die Hauptzentrale und die Werkstatt gesichert. Wie wichtig das war, konnte man bereits drei Jahre später erfahren, da die Bahn wieder den Besitzer wechselte. „Fast zehn Jahre hat es gedauert, bis diese Entscheidung im Ausschuss und im Landtag nun verabschiedet wird“, erklärt Heinrich Schmidt hoffnungsvoll.
„Schienenanbindung ist immer auch ein Standortfaktor“
„Der jahrelange, intensive Einsatz der Menschen vor Ort, der Vereine und der Politik hat sich gelohnt“, stimmt auch CSU-Landtagsabgeordneter Stefan Ebner mit ein – und bedankt sich bei allen Unterstützern, allen voran Minister Bernreiter, dem Verein „Go-Vit“ sowie Staatsminister a.D. Helmut Brunner. „Bernreiter hat der Region und mir persönlich vor der Landtagswahl im Oktober 2023 den Dauerbetrieb zugesagt, ist dafür extra nach Viechtach gekommen. Und jetzt löst er sein Versprechen ein. Bernreiter hält Wort. Und die CSU-Staatsregierung hält Wort“, frohlockt Ebner weiter und betont, dass die Bahnstrecke kein Selbstzweck sei. „Sie ist wichtig für die Entwicklung unserer Heimatregion. Denn eine Schienenanbindung ist immer auch ein Standortfaktor.“
„Der langjährige Kampf der Bahnbefürworter hat sich nun endlich ausgezahlt“, zeigt sich Grünen-Landtagsmitglied Toni Schuberl nicht minder begeistert. „Langer Atem, ein dickes Fell und hohes persönliches Engagement haben diesen Erfolg ermöglicht.“ Auch er bedankt sich beim Go-Vit-Verein. Deren hätten Mitglieder hätten „ein verdammt dickes Brett“ zu bohren gehabt. „Ohne Euch gäbe es die Bahnstrecke, den stärksten Ast der Waldbahn, schon nicht mehr.“
Schuberl: „Wichtiger Schritt zum S-Bahn-Netz“
Doch dies dürfe nun keine Ausnahme sein, so Schuberl weiter, „sondern der Beginn einer Verkehrswende, bei der auch die anderen sinnvollen Bahnstrecken wieder reaktiviert werden, wie die Ilztalbahn„. Es braucht ihm zufolge neue Konzepte wie einen Halbstundentakt von Plattling nach München und eine durchgehende Waldbahn vom Hauptbahnhof München bis nach Pilsen, die Elektrifizierung der Strecke, die Abkürzung der Graflinger-Schleife, mehr Begegnungsgleise sowie eine bessere Vernetzung mit dem Busverkehr. „Der Bayerische Wald hat das Recht auf einen guten Nahverkehr. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem langen Weg zu einem niederbayerischen S-Bahn-Netz“, blickt der Grünen-MdL voraus.
Stephan Hörhammer