Furth im Wald. Eigentlich hätte das neue Album der Brit-Pop-Ikonen aus dem Bayerischen Wald bereits 2022 dem Publikum präsentiert werden sollen. Doch Corona machte – wie so vielen anderen Bands – auch Atomic einen Strich durch die Rechnung. Mit der Single „Gimme Your Love„, einem Song, der ganz im Zeichen von Love & Peace stand, ließ man vor der Zwangspause zwar nochmals aufhorchen – doch dann wurde es still um das Quintett aus Furth im Wald. Bis jetzt.
Denn nun melden sich die Zwillingsbrüder Thomas und Rainer Marschel sowie ihre Bandkollegen mit dem neuen Album „If This Wall Could Sing“ (VÖ: März ’24) zurück. Und als kleinen Vorgeschmack gibt’s sogleich ordentlich was auf die Ohren: „Nowhere To Run„, die neue Single, von der Mark Gardener, Sänger und Gitarrist der britischen Erfolgsband „Ride“ sagt, dass sie Hit-Potenzial besitzt.
Da Hog’n hat sich mit Frontmann Rainer Marschel über die Botschaft hinter dem Stück unterhalten; darüber, was die Fans vom neuen Album erwarten dürfen und die Frage, wie er sich auf das diesjährige Tour-Comeback von Ex-Oasis-Lichtgestalt Liam Gallagher vorbereitet…
„Wir haben wohl am längsten durchgehalten“
Zunächst noch einmal – für all diejenigen, die euch noch nicht kennen – die Frage: Brit-Pop und Bayerischer Wald: Wie geht bzw. passt das zusammen?
Eigentlich gar nicht. Damals, als wir mit der Musik angefangen haben, hörten die jungen Leute im Bayerwald nur Charts oder harte Rockmusik. Da waren wir mit unserem Brit-Pop echte Exoten – und die Bands aus Deutschland, die diesen Sound gemacht haben, kamen hauptsächlich aus Berlin, Hamburg, München oder Köln – und waren meist Studenten. Doch genau das hat uns dann so interessant gemacht, weil unsere Zusammensetzung komplett untypisch bzw. einzigartig gewesen ist. Und das war damals schon ein relativ großer Vorteil für uns, da wir von Anfang an – ob auf dem Land oder in der Großstadt – aufgrund unseres Backgrounds anders als die anderen waren.
Wie verwurzelt seid ihr noch mit dem Woid? Welche Bande bestehen (noch)?
Ende der 90er gab es schon einige Bands im Woid, aber nicht eine davon hat bis heute überlebt. Wir haben wohl am längsten durchgehalten. Man müsste schon mindestens bis nach Regensburg fahren, um Bands von damals, die mit uns angefangen haben, zu finden. Wir wohnen auch noch immer im Bayerischen Wald und fühlen uns hier sehr wohl. Ein Leben in einer deutschen Großstadt kommt jedenfalls nicht mehr in Frage. Wir lieben die Natur genauso wie die Nähe zu Tschechien, dem Heimatland unserer Mutter.
„Nowhere To Run“ lautet eure aktuelle Auskopplung zum neuen Album „If This Wall Could Sing“, das Anfang März erscheinen wird. Worum geht’s bei der Single? Welche Botschaft steckt dahinter?
Der Song hat definitiv eine Story bzw. eine Botschaft: „Nowhere To Run“ erzählt von aktuellen Themen. Ein Song über die Flucht – in der Hoffnung, Frieden und einen besseren Ort zum Leben zu finden. Der Song wurde 2018 geschrieben, aber das Thema ist bis heute noch immer aktuell geblieben.
„Ein guter Tag für alle Brit-Pop-Liebhaber!“
Im Oktober 2021 und August 2022 erreichten eure Singles „Gimme Your Love“ und „Cry Like A Wolf“ Platz eins in den Austrian Indie Charts. War das die letztliche Motivation für euch, nach einer zuvor länger währenden Pause nun wieder mit vollem Tatendrang zu Werk zu gehen, ein neues Album aufzunehmen?
Ganz einfach: Die Liebe zur Musik hatte den entscheidenden Ausschlag gegeben, Atomic wieder zu reformieren. Die meisten anderen Bands bzw. großen Bands machen das meist nur wegen des Geldes. Eine Band unserer Größe macht das einfach nur wegen der Liebe zur Musik. Anfangs wollten wir neben den Live-Gigs lediglich eine neue Single aufnehmen und veröffentlichen. Dann entschieden wir uns im Laufe der Zeit für ein Album, da schlichtweg zu viele neue Songs entstanden sind, die in unseren Augen viel Potenzial hatten. Das neue Album hat sich vor allem aufgrund der beiden Corona-Jahre in die Länge gezogen. Umso glücklicher sind wir nun, dass es endlich soweit ist und wir das Album am 1. März 2024 veröffentlichen.
Was dürfen eure Fans vom neuen, eurem mittlerweile vierten Album erwarten? Was könnt ihr schon verraten?
Es werden elf Songs enthalten sein – und es wird zu einhundert Prozent Indie-Rock und Brit-Pop zu hören geben. Die Gitarren stehen im Vordergrund. Große Experimente haben wir nicht gemacht. Das einzig Erwähnenswerte: Wir haben zum ersten Mal mit 80er-Jahre lastigen Synthesizern und folkigen Tönen bei dem ein oder anderen Song gearbeitet. Das ist grundsätzlich nichts sensationell Neues, aber für uns war es mal etwas anderes gewesen – und es hat ganz gut funktioniert.
Zum 30. Jubiläum des Oasis-Debütalbums „Definitely Maybe“ geht Liam Gallagher in diesem Jahr wieder auf Tournee. Wie sehr freut ihr euch darüber? Und: Habt ihr schon Karten für die Gigs in Großbritannien und Irland bestellt?
Nein, bisher nicht, aber wir haben Karten für Liam Gallaghers Konzert in Berlin mit John Squire, dem ehemaligen Gitarristen der Stone Roses, im April besorgt. Die beiden haben ja kürzlich ein Projekt miteinander gestartet. Darüber sind wir schon glücklich genug, wobei uns die Definitely-Maybe-Songs von Oasis natürlich viel mehr am Herzen liegen würden. Übrigens veröffentlichen Liam und John ihr Album auch am 1. März 2024. Das wird ein guter Tag für alle Brit-Pop-Liebhaber!
„Wünschen uns, nicht vom Weg abzukommen“
Auch ihr werdet in diesem Jahr live zu sehen sein, u.a. in Ulm, München und Freising. Wie wichtig ist es euch, wieder auf der Bühne zu stehen? Was macht es mit euch, eure Musik vor Publikum zu spielen?
Konzerte zu spielen ist definitiv wichtiger und besonderer für einen Musiker, als ins Studio zu gehen und Tonträger zu veröffentlichen. Die Befriedigung, die man von einem gelungenen Konzert vor tollem Publikum erhält, flasht einen definitiv mehr, als eine großartige Kritik der eigenen Platte in einer Zeitung zu lesen.
„Nowhere to Run“ lautet der Titel der aktuellen Single-Auskopplung:
Abschließend: Welche Wünsche hegt ihr für eure musikalische Zukunft? In welche Richtung soll’s gehen?
Wir wünschen uns für die Zukunft, dass unsere neue Musik so viele Menschen wie möglich erreicht – und dass wir solange wie möglich motiviert bleiben, unser Ding weiter durchzuziehen. Wir wünschen uns, nicht vom Weg abzukommen, nur weil es womöglich derzeit populärer wäre, in eine andere musikalische Richtung zu gehen. Wir bleiben uns auch in Zukunft weiter treu.
Die Fragen stellte: Stephan Hörhammer