Furth im Wald. „Atomarer Britpop, der dank Atomic nie sterben wird“, lautete die Headline unseres 2013 geführten Interviews mit den beiden Marschel-Brüdern Thomas und Rainer, den treibenden Kräften der Band. Weit mehr als zehn Jahre existierte die Musik-Combo aus Furth im Wald zum damaligen Zeitpunkt bereits. Und auf die Frage hin, ob auch schon mal der Gedanke aufgekommen sei, Schluss zu machen, gab man sich damals noch recht unverzagt: „Wir sind und waren schon immer Kämpfer, die die Flinte nicht so leicht ins Korn werfen, sobald deren Musik-Genre nicht mehr gefragt ist. Aufgeben ist nicht unser Stil.“
Doch nur wenige Wochen später kam dann doch der Entschluss, die Band auf Eis zu legen. Die Luft war raus, die Jungs fühlten sich ausgebrannt, wie Sänger Thomas Marschel im Gespräch mit dem Hog’n im Rückblick offen zugibt. Dennoch wollten sich die Musiker ein Hintertürchen offen lassen – und schlossen einen Pakt, der acht Jahre später zum aktuellen Combeback von Atomic führte…
„Kritik diesbezüglich tut uns nicht im geringsten weh“
Thomas, zuallererst: Wie sehr vermisst ihr die Gallagher-Brüder gemeinsam auf der Bühne?
Gemeinsam mit Oasis vermissen wir die Gallagher-Brüder eigentlich gar nicht. Da wir bereits seit 1994 Fans sind und schon direkt ein Jahr später unser erstes Konzert von ihnen gesehen haben, sind wir reichlich die darauffolgenden 15 Jahre mit Gigs und Musik der Band bedient worden. Uns gefallen die Gallagher-Solo-Alben sogar wesentlich besser als die letzten beiden Oasis-Alben – und man bekommt solo ja auch doppelt soviel Output der Gallaghers als noch mit Oasis. Wir sind als Fans der beiden mit der aktuellen Situation eigentlich sehr zufrieden.
Seht du und dein Bruder Rainer Euch eigentlich als legitime Bayerwald-Vertreter der Gallaghers?
Ja, das könnte man so sagen (lacht). Viele Brüderpaare in Bands, die diese Art von Musik machen, gibt es im Bayerischen Wald ja nicht. Aber das war nie unsere Absicht. Wir haben einfach immer das gemacht, was uns am besten gefällt. Ob das gerade in oder out war oder mit anderen vergleichbar ist, hat bis heute nie eine Rolle gespielt. Daher tut uns Kritik diesbezüglich auch nicht im geringsten weh.
Mal etwas provokativ gefragt: Ist Brit-Pop seit dem Ende von Oasis eigentlich noch en vogue?
Generell war Brit-Pop eigentlich schon am Ende angelangt, als die Jahrtausendwende begonnen hatte. Als zu dieser Zeit Bands wie The Strokes und Black Rebel Motorcycle Club rauskamen und den Weg für die 2000er Indie-Rock Welle ebneten, war Brit-Pop als Begriff vergessen. Aber nicht die Musik. Im Prinzip war Indie-Rock aber dann nur ein neuer Name für Gitarren-Bands mit Retro-Style. Daher passte Atomic, als wir im Jahr 2000 angefangen haben, auch sehr gut in diese musikalische Schublade und hatte dadurch viel Publikum. Heutzutage ist Brit-Pop außerhalb von England natürlich im Großen und Ganzen nur mehr bei den 30- bis 50-Jährigen ein Begriff.
„Wir waren ausgebrannt“
Satte zehn Jahre mussten ins Land ziehen nach eurem letzten Album „Heartbeater“, bis Atomic eine neue Single herausbringt. Warum? Und: Was ist in der Zwischenzeit alles passiert?
Wir haben uns Mitte 2013 entschlossen die Band auf Eis zu legen, da bei uns nach sehr intensiven 13 Jahren, in denen wir extrem viel Zeit, Energie und Arbeit in Atomic gesteckt haben, einfach die Luft raus war. Wir waren ausgebrannt. Es hatte damals keinen Sinn mehr gemacht, auf diesem hohen Level weiterzumachen. Doch wir hatten eine Abmachung: Wenn sich irgendwann mal wieder etwas ergeben sollte bzw. wir wieder Lust bekommen sollten, gemeinsam Musik zu machen, gibt’s ein Revival.
Die neue Atomic-Single „Gimme Your Love“ leitet das Comeback der Band ein:
Mein Bruder und ich haben in der Zwischenzeit in unserer Heimatstadt Furth im Wald eine Musik-Bar namens „Cappu“ eröffnet, in der über ein halbes Jahrzehnt lang Konzerte – u.a. mit Thees Uhlmann oder Carl Norén von Sugarplum Fairy – sowie DJ-Gigs stattgefunden haben. Nebenbei haben wir ein Remix-Album und eine Remix-EP mit alten Atomic-Songs veröffentlicht. Ebenso waren wir auch viel als DJs unterwegs. Und nachdem es mit unserer Musik-Bar zu Ende ging, haben wir eben wieder Lust bekommen selbst auf der Bühne zu stehen.
„Gimme Your Love“ heißt Eure neue Scheibe. Worum geht’s dabei konkret? Und: Wer soll wem seine Liebe geben?
Der Song steht im Zeichen von Love & Peace. Die Menschen sollen gut zueinander sein und den Kontakt nicht scheuen.
2022 kommt das neue Album auf den Markt. Was dürfen Eure Fans und diejenigen, die’s werden wollen, erwarten?
Es wird klassischen 90s Brit-Pop sowie 2000er Indie-Rock, aber auch – bis dato recht untypisch für uns – Folk und 80s Synthie-Pop-Einflüsse zu hören geben. Wir haben zwölf Tracks für das neue Album aufgenommen. So viele wie noch nie zuvor für ein Atomic-Album.
„Es gibt noch jede Menge Material“
Letzte Frage: Wird es wieder zehn Jahre dauern, bis wir was Neues von Euch zu hören bekommen?
Nein, das können wir uns nicht vorstellen. Die Motivation ist groß und wir haben bereits einige weitere neue Songs in petto. Vor allem im vergangenen Corona-Jahr hatten wir viel Zeit zum Schreiben. Wobei wir bereits davor aus 25 Titeln für das neue Album auswählen konnten. Daher steht uns noch eine Menge Material zur Verfügung, das wir in Zukunft zum Teil veröffentlichen wollen. Den ein oder anderen davon hat es auch schon live zu hören gegeben.
Dann bedanken wir uns für die Aufmerksamkeit – und wünschen alles Gute auf Eurem weiteren Weg.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer