Bodenmais. Uwe Krauser, der mit seinem Mann Oliver seit 18 Jahren die Montara Suites in Bodenmais führt, sitzt im einladenden Eingangsbereich des Hotels in gemütlichen Lounge-Sesseln. Neben ihm schlummern die beiden Vierbeiner Phoebe und Layla auf ihrem Kissen. „Die Gäste kommen hier an, ich empfange sie, wir setzen uns gemütlich zusammen und ich versorge sie in Ruhe mit allen wichtigen Infos über das Haus und den Ort“, beginnt der Mann mit dem Kurzhaarschnitt und der Brille mit den dunklen Rändern zu erzählen – und ergänzt: „Danach beziehen sie ganz entspannt ihre Suiten. Darauf legen wir unser großes Augenmerk.“
Die beiden wissen heute genau, worum es in der Hotelbranche geht und was ihre Gäste wollen. Das war nicht immer so. Insbesondere zu der Zeit, als sie an der spanischen Costa Brava, zwischen Valencia und Alicante, ihr erstes eigenes Gastgewerbe auf die Beine stellten. Uwe als gelernter Erzieher und Oliver als BWL’er. „Wir beide sagten uns damals: Schau ma mal! Wir hatten vom Hotelgeschäft keinen blassen Schimmer – und von der Sprache schon gar nicht“, blickt Uwe Krauser heute zurück, lacht, fasst sich an den Kopf und sagt: „Ich würde so etwas nie mehr tun, aber mit Mitte Zwanzig denkt man anders als ein paar Jährchen später…“
„Unheimlich dankbar, in Deutschland leben zu dürfen“
Wenn sie anfangs auch nur wenig Ahnung von der Materie hatten – anpacken konnten und wollten beide. „Die Immobilie war mehr Bruchbude als Hotel, doch wir haben uns in harter Arbeit einen gut gehenden Betrieb aufgebaut, der sich besonders bei Engländern und Deutschen großer Beliebtheit erfreute“, erinnert sich Uwe Krauser und fügt hinzu: „Nach über acht Jahren wollten wir aber weg aus Spanien – wieder in die Heimat.“
Dafür sprachen mehrere Faktoren: etwa die hygienischen Zustände, die Bürokratie, die in Deutschland oft beklagt wird, dem Hotelier zufolge aber in Spanien nochmal von einem ganz anderen Kaliber ist. „Und was mir als Tierliebhaber sehr zugesetzt hat, war das Thema Tierschutz. Aber ich denke, da hat sich inzwischen einiges getan, ist ja mittlerweile viele Jahre her.“ In seinem ersten Kochroman namens „Tuntentoast“ aus dem Jahr 2022 hat er die gemeinsame Zeit in Spanien verarbeitet – natürlich mit einer kräftigen Prise Humor und Sarkasmus versehen.
„Die wichtigste Erkenntnis nach dem Kapitel Spanien war für mich, dass ich unheimlich dankbar und froh bin, in Deutschland leben zu dürfen. Wir leben in einem tollen Land und das ist mir nach acht Jahren in der Ferne noch bewusster geworden“, lautet Uwe Krausers Fazit nach seiner Auslandserfahrung.
„Da wussten wir: Hier ist unser neues Zuhause“
Uwe: Nach eurem Spanien-Aufenthalt ging’s für euch wieder zurück nach „good old Germany“ – und auch wieder „back to the Roots“?
Wir wollten in Deutschland auch wieder ein Hotel führen – an einem Ort, an dem wir ganzjährig Tourismus anbieten können. Wir haben uns dann im Internet nach geeigneten Objekten umgesehen. Bodenmais befand sich derzeit in einer Immobilienkrise – und so fiel uns schließlich dieses Hotel hier in den Schoß, das die damaligen Betreiber zum Verkauf angeboten haben.
Wir, zwei Rheinländer aus der Nähe von Köln, haben uns natürlich kritisch hinterfragt, ob wir im Bayerischen Wald heimisch werden könnten. Aber als wir an einem wunderschönen Herbsttag mit dem Sessellift auf den Silberberg fuhren, uns die Sonne ins Gesicht schien und wir das unglaubliche Panorama genießen durften, da wussten wir: Hier ist unser neues Zuhause.
Bis heute fühlen wir uns in Bodenmais rundum wohl und möchten nirgendwo anders leben. Oft ist es so, dass man etwas findet, von dem man gar nicht wusste, dass man es gesucht hat. Genauso war das bei uns. Wir haben die Natur gesucht und gebraucht – und sind hier an diesem wunderschönen Fleckchen Erde gelandet. Im Herbst 2006 haben wir mit der Renovierung angefangen – und Ostern 2007 dann Eröffnung gefeiert.
Euer Hotel wird seit dem Jahr nach der Eröffnung von Holiday Check mit einem Preis ausgezeichnet, den nur sehr wenige Hotels tragen dürfen. Was lieben eure Gäste so an den „Montara Suites“?
Da kommen mehrere Faktoren zum Tragen. Zum einen das Haus selbst: Unsere Suites sind individuell eingerichtet und liebevoll gestaltet. Die persönliche Note ist uns in jeglicher Hinsicht wichtig, ebenso Hygiene und Service, wie beispielsweise unsere Frühstückskörbe. Dann ist es Oliver und mir ein Anliegen, jedem Gast einen unvergesslichen Aufenthalt bei uns zu ermöglichen. Das heißt: Wir suchen das Gespräch, versorgen mit Infos und schaffen eine heimelige, familiäre Atmosphäre. Außerdem sind wir immer ansprechbar und erreichbar, quasi 24/7.
Und natürlich ist es diese wunderbare Umgebung und der Ausblick. Oft schon hatten wir Gäste, die mit einer langen To-Do-Unternehmungs-Liste angereist sind – und schließlich saßen sie die meiste Zeit auf dem Balkon und genossen die Ruhe und den grandiosen Ausblick. Ein Zusammenspiel aus vielem also.
„Am liebsten hätten wir alle Hunde gerettet“
Oliver und du, ihr seid seit 33 Jahren ein Paar und habt 2005 in Spanien geheiratet, eines der ersten Länder, das die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern legalisierte. War das für manchen Bodenmaiser ein Problem vor fast zwanzig Jahren, als ihr hier angekommen seid?
Nein, überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Wir wurden mehr oder weniger in die Dorfgemeinschaft hineingeprügelt (lacht). Wir haben bereits beim Umbau des Hotels Kontakte zu den Einheimischen geknüpft und schnell Anschluss und Freunde gefunden. Wir fühlen uns hier sehr wohl und gut aufgehoben.
Kommen wir zu den beiden Hotelhunden Phoebe und Layla, die schon weit über die Grenzen von Bodenmais hinaus bekannt sind. Wie sind die Vierbeiner zu euch gekommen?
Wir hatten bereits in Spanien einen zugelaufenen Straßenhund bei uns aufgenommen – und als er über den Regenbogen ging, war ich am Boden zerstört. Bald war klar, dass wir wieder einen Hund haben möchten – und zwar ein Tier, das in unsäglichen Verhältnissen lebt. Also sind wir auf die kleine Phoebe gestoßen, die in einem Tierheim in Kroatien, in dem unzumutbare Zustände herrschten, vor sich hinvegetierte. Am liebsten hätten wir alle Hunde gerettet, doch am Ende fiel die Wahl auf Phoebe. Das war vor zehn Jahren, da war sie sechs Monate alt. Layla kam dann vier Jahre später, 2017, zu uns. Sie stammt aus der Türkei, haben sie aber aus einem Tierheim in München geholt.
Und so kam’s zur Schriftstellerei
Kommen wir zu Deiner zweiten großen Berufung: das Schreiben. Wie bist du zu deiner zweiten Karriere gekommen?
Richtig los ging’s mit den Geschichten um unsere beiden Vierbeiner. Wie viele Eltern das machen, habe auch ich im Laufe der Zeit kleine Anekdoten und spaßige Vorkommnisse mit Phoebe notiert. Die wollte ich dann Oliver unter den Weihnachtsbaum legen. Ich gab die 300 Seiten vorher einigen Freunden zum Lesen – und sie waren alle so begeistert, dass sie mich fast dazu drängten, ein Buch daraus zu machen.
Gesagt, getan. Ich schickte mein Manuskript an einen kleinen Verlag im Rheinland – und bereits nach zwei Tagen bekam ich die Nachricht, dass sie das Buch herausbringen möchten. Ich war sprachlos und konnte mein Glück kaum fassen. 2020 kam dann das Buch „Phoebe – eine Straßenhündin checkt ein“ auf den Markt – und war ziemlich erfolgreich. Es folgten dann „Layla – Heldin auf vier Pfoten“ und „Phoebe & Layla – Von Menschen, Möpsen und anderen Katastrophen“. Mittlerweile bin ich bei einem größeren Verlag unter Vertrag.
Du hast dich auch an einem anderen Genre versucht – ebenso erfolgreich.
Ja! Ehe ich mich versah, stand mein Name auf einem Kinderbuch. Ich liebe alle Tiere sehr und könnte im wahrsten Sinne des Wortes nicht einmal einer Fliege etwas zu Leide tun. Nur Zecken find ich nicht so toll (lacht). Insekten – genauso wie Hunde – haben mich schon immer fasziniert und so spukte in meinem Kopf eine Geschichte über eine Wanze herum: „Rosalie, die Feuerwanze“. Ganz besonders machte es mir Spaß, viel über Insekten zu recherchieren und zu lernen, wozu diese kleinen Lebewesen überhaupt fähig sind. Feuerwanzen finde ich besonders faszinierend.
Jedenfalls schickt ich das Manuskript wieder an meinen Verlag – und durch einen glücklichen Umstand landete es auf dem Schreibtisch des Cheflektors. Zwei Stunden, nachdem er es gelesen hatte, kam der Anruf, dass Rosalie erscheinen wird. Das war 2021.
„Jeder Mensch ist wertvoll, genauso wie er ist“
Und eines Tages rief mich dann die mehrfach ausgezeichnete Illustratorin und Verlegerin Franziska Frey an. Sie ist großer Fan meiner „Phoebe und Layla“-Romanreihe und hegte seit langem den Wunsch, ein Bilderbuch über einen Vierbeiner zu gestalten und dieses dann in ihrem Verlag zu veröffentlichen. Franziska fragte bei mir an, ob ich nicht eine Geschichte schreiben möchte und wir ein Gemeinschaftsprojekt in die Tat umsetzen könnten. Ich war sofort Feuer und Flamme und sagte zu. Sie hätte da schon was im Kopf – und bereits da fing es in meinem Kopf zu rumoren an (lacht). So wuchs und gedieh „Der Hund ohne Namen„.
Dafür hast du wieder einen Preis eingeheimst.
Ja, ich habe die Bronzemedaille – zusammen mit Franziska Frey – beim LovelyBooks-Community-Award 2023 für das beste Bilderbuch des Jahres gewonnen. Der Lovely-Books-Award ist der wichtigste Leserpreis im deutschsprachigen Raum. Ich war komplett sprachlos, zumal ich unter anderem mit dem Kinderbuch von Peter Maffay oder Maite Kelly konkurrierte. Schon allein die Nominierung hat mich völlig umgehauen. Ich war total von den Socken (lacht).
Deine Bilderbücher haben sicher auch eine Botschaft für die junge Leserschaft.
Zum Einen möchte ich den Kindern Respekt für alle Lebewesen, besonders auch für winzig kleine, scheinbar unbedeutende – wie eine Wanze oder eine Hummel – beibringen und ihnen auch zeigen, wie faszinierend jedes Lebewesen ist. Der Hund ohne Namen ist ein dreibeiniger Hund, der sich so sehr einen Menschen wünscht, der ihn trotz seines Handicaps liebt. Und natürlich gibt es ein Happy End. Ich möchte mit der Geschichte vermitteln, dass jeder Mensch wertvoll ist, genauso wie er ist.
„Eine Liebeserklärung an Bodenmais“
Könnte man sagen, dass deine Bücher auch dir eine ganz neue Welt eröffnet haben?
Absolut! Wir hatten alleine so viele Gäste, die nur wegen Phoebe und Layla zu uns kamen und dann manchmal Tränen in den Augen hatten, als sie die Hunde gesehen haben. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Szenen sich hier schon abgespielt haben (lacht). Dann die 50 Lesungen im letzten Jahr – sogar bis nach Stuttgart und ins Ruhrgebiet wurde ich eingeladen. Es gab so viele wundervolle Begegnungen. Am meisten liebe ich jedoch die Lesungen in Schulen oder Kindergärten. Kinder sind so echt und authentisch. Sie sagen und zeigen ihre Meinung. Sie drücken Freude aus ganzem Herzen aus – ebenso, wenn sie was nicht so gut finden (lacht).
Welche Projekte stehen als nächstes an?
Ein Kinderbuch und ein weiterer Roman sind bereits fertig und erscheinen dieses Jahr. Im Juli erscheint mein zweites Bilderbuch mit dem Titel „Die dicke Hummel Doris“ und im Mai das zweite Roman-Kochbuch namens „Hetero-Haxe„. Das ist eine Liebeserklärung an Bodenmais und erzählt von unseren Anfängen hier im Ort, von all den Fettnäpfchen, in die wir getreten sind, von skurrilen Eigenschaften einiger Einwohner – aber natürlich, wie immer, alles ein wenig sarkastisch, humor- und liebevoll dargeboten. Es ist ja nicht meine Absicht, jemanden bloßzustellen oder vorzuführen. Auf alle Fälle darf wieder aus vollem Herzen gelacht werden.
Außerdem stehen schon einige Termine für Lesungen fest, wie am 22. Mai in Bodenmais, wo ich die Hetero-Haxe vorstellen werde. Außerdem werde ich auch wieder im Fernsehen bei RTL Bayern zu sehen sein. Und im Mai werden wir hier im Hotel einen Autorenworkshop veranstalten. Man darf also gespannt sein. Es ist einiges in Planung.
Ich denke, man kann dich als Glückspilz bezeichnen.
Ja, das denke ich auch. Ich bin so dankbar für alles, was ich erleben darf. So abgedroschen es auch klingt, aber ich lebe meinen Traum.
Interview: Melanie Zitzelsberger