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Salzweg. Freudig und aufgeregt zugleich schwänzelt Buddy durch die Werkstatt der Firma Tritscheler in Salzweg. Der „Werkstatt-Hund“, wie er von allen liebevoll genannt wird, gehört seit Jahren zum Inventar des Rolladenherstellers in der Passauer Vorstadt. Geselle Martin Machl und der Vierbeiner verbringen häufig Zeit miteinander – vor allem dann, wenn der 27-Jährige sich auf seinen täglichen Einsatz als Rolladen- und Sonnenschutzmechatroniker vorbereitet. Dieser sagt mit überzeugtem Brustton: „Ich fühle mich im Handwerk besser aufgehoben als im Büro.“ Doch bis zu dieser Erkenntnis musste erst etwas Zeit vergehen…

„“Martin ist wie ein Schwamm, der alles aufsaugt – er interessiert sich sehr für die Produkte aus unserem Haus“: Ausbildungsleiter Josef Ratzinger wirft einen Blick auf die Arbeit seines einstigen Zöglings Martin Machl.
Nach der regulären Mittelschulzeit in Pocking absolvierte Martin Machl, der heute in Neuburg am Inn beheimatet ist, den sog. M-Zweig zur Mittleren Reife. Sein Vater, gelernter Zimmerer, meinte daraufhin, er solle eine Ausbildung zum Bürokaufmann machen, weil er sonst „in 40 Jahren platt“ von der Arbeit sei, wenn er sich für einen Handwerksjob entscheidet. Also bewarb er sich um eine Büro-Stelle und wurde genommen – kurioserweise bei einem Malerbetrieb. „Ich war dann öfters mal auf der Baustelle mit dabei, das hat mir gut gefallen“, erinnert sich der junge Mann. Vor allem die „Rollobauer“ hatten es ihm angetan. Sein Herz schlug von da an erst recht fürs Handwerkliche.
Sich „reinfuxen“ und neue Lösungsansätze finden
Nachdem er die Ausbildung zum Bürokaufmann abgeschlossen hatte, stand deshalb schnell für ihn fest, sich um eine Lehrstelle als Rolladen- und Sonnenschutzmechatroniker zu bewerben. Diese fand er schließlich bei der Firma Tritscheler – wenn auch nicht unmittelbar. Denn er war dort zunächst als Helfer beschäftigt, bevor er die dreijährige Umschulung beginnen konnte. Seit 2021 ist er nun als Geselle beim Salzweger Unternehmen tätig – und hat seinen Schritt vom Büro zum Handwerk keinesfalls bereut, wie er betont:
„Ja, ich gehe gern zur Arbeit, weil’s ein recht vielseitiger Beruf ist.“ Er habe auf den Kundenbaustellen immer wieder mit sehr unterschiedlichen Problemstellungen zu tun, da müsse man sich stets auf Neue „reinfuxen“, neue Lösungsansätze finden und „a bissl rumbasteln“, wenn etwa ein noch nicht ganz so vertrauter Rollladen-Motor neu einzustellen ist, berichtet Martin. „Es ist meist nie dasselbe, da muss man sich zu helfen wissen.“
Und genau das kann er, wie sein ehemaliger Ausbildungsleiter Josef Ratzinger, der seit 2015 die Auszubildenden im Fachbereich Rolladen- und Sonnenschutzmechatronik betreut, mit Nachdruck bekräftigt. „Martin ist wie ein Schwamm, der alles aufsaugt – er interessiert sich sehr für die Produkte aus unserem Haus“, gerät der 46-Jährige sogleich ins Schwärmen. Das Schöne am Beruf des „Rollobauers“ aus seiner Sicht: „Man hat immer wieder mit neuen Kunden zu tun, wenn man auf eine Baustelle fährt. Als Handwerker, der einen Rollladen auf eine halbe Stunde einbaut, bist du bei ihnen gerne gesehen.“
Viel Freiheit, Abwechslung und frische Luft
Ratzinger spricht dabei das veränderte Rollenbild, die sich im Laufe der Zeit gewandelte Wahrnehmung an: Während Handwerksjobs in früheren Jahren gesellschaftlich eher belächelt wurden und als „weniger wert“ galten, genießen Handwerker heutzutage hohes Ansehen. „Weil die Guten immer weniger werden – und sie besonders gefragt sind“, bringt es der Tritscheler-Ausbildungsleiter auf den Punkt. Handwerk hat wieder Goldenen Boden – und das wissen auch die Kunden zu würdigen.

Ausbildungsleiter Josef Ratzinger betreut seit acht Jahren die Azubis im Bereich Rolladen- und Sonnenschutzmechatronik.
„Als Rollladen-Monteur habe ich auf der Baustelle meine Freiheit, das schätze ich sehr“, führt Martin Machl einen von mehreren Pluspunkten des Berufs ins Feld. Sein eigener Chef sei er meist – und könne seine Aufgabe so gestalten und erledigen, wie er dies für richtig halte. „Zudem bin ich so gut wie immer an der frischen Luft und bleibe körperlich fit.“ Dass er sich aufgrund des ständigen Hinzulernens im Job auch bei privat-handwerklichen Herausforderungen gut weiterhelfen kann, stellt einen angenehmen Nebeneffekt dar. Sein Arbeitsfeld vereinbart gleich mehrere Sparten: „Ich bin a bissl Elektriker, a bissl Schreiner, a bissl Monteur“, erzählt der 27-Jährige nicht ohne Stolz und ergänzt: „Man lernt einfach sehr viele Bereiche kennen.“
Etwa zwei Jahre praktische Erfahrung benötige man, bis man den facettenreichen Beruf des Rolladen- und Sonnenschutzmechatronikers beherrsche. „Mein Vorteil war es, dass ich bereits viele Materialien, mit denen ich heute täglich zu tun habe, gekannt hab“, sagt Martin, der das interne Miteinander in der Firma besonders zu schätzen weiß und sich daher auch eine Weiterbildung zum Meister durchaus vorstellen kann. „Er ist mittlerweile einer unserer wichtigsten Mitarbeiter, weil er so vielfältig ist“, lobt ihn Josef Ratzinger und fügt hinzu: „Er ist nicht nur auf Montage, sondern produziert nebenbei auch Rollo-Kästen hier am Standort in Salzweg. Zudem vertritt er auch mal den Lageristen im Urlaub, der die ganze Konfektionsarbeit macht. Martin ist quasi überall einsetzbar.“
„Offen für alle – solange der Wille da ist“
Doch bis es soweit ist, muss erst einmal die „Ausbildungsbank“ gedrückt werden. „Wenn einer frisch von der Schule kommt, wird er zunächst im Lager eingesetzt, damit er die Produkte kennenlernt“, beschreibt Josef Ratzinger den Inhalt der Lehrstelle. „Als nächstes fährt er dann mit den Monteuren hinaus zum Kunden, um sich das Ganze in der Praxis anzuschauen und bereits mit anzufassen, ohne dabei jedoch schwere, körperliche Arbeiten zu verrichten.“ Das Pensum würde erst nach und nach gesteigert werden. „Irgendwann fängt der Azubi dann an, die ersten Rollladen zumindest teilweise mit einzubauen.“ Ziel sei es, nach zwei Jahren einen Rollladen selbstständig montieren zu können und mit der Elektrik bzw. Steuerung der Bauteile vertraut zu sein.
Die Eigenschaften, die ein Lehrling für den Beruf des Rolladen- und Sonnenschutzmechatronikers mitbringen soll, beschreibt Ratzinger wie folgt: „Ein generelles Interesse daran, etwas Neues zu lernen, gehört zu den Grundvoraussetzungen. Zudem sind gewisse handwerkliche Fähigkeiten von Vorteil, etwa der Umgang mit Werkzeug.“ Ebenfalls hoch im Kurs stehen dem Ausbildungsleiter zufolge Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie ein gewisses Improvisationstalent und ein gutes Gefühl fürs Zeitmanagement. Ansonsten sei man im Hause Tritscheler „offen für alle – solange der Wille da ist, kann das jeder bei uns lernen und wird entsprechend gefördert“.
Dass sich überwiegend männliche Bewerber für diesen Berufszweig entscheiden, dürfte wohl wenig überraschend sein. Dabei sind Frauen „durchaus ebenso erwünscht“, wie Ratzinger betont. Die meisten Bewerber würden überwiegend aus der unmittelbaren Region stammen und hätten zumeist einen Mittel-Abschluss vorzuweisen. Generell sei die Zahl der Anwärter in den vergangenen Jahren eher rückläufig. Dies hänge u.a. auch mit den nicht weniger attraktiven Konditionen einer Beschäftigung im industriellen Sektor zusammen, weiß der 46-Jährige.
Zurzeit habe man jedoch wieder vermehrt Praktikanten im Betrieb. „Auch Schnuppertage sind möglich, bei denen Schüler mit unseren Monteuren auf die Baustelle mitfahren oder sich im Unternehmen umsehen können.“ Viele würden zunächst denken, dass in Sachen Rollladen nicht viel dabei wäre. „Aber wenn man sich dann unser Produktportfolio einmal genauer anschaut, ist das schon enorm, was wir an unterschiedlichen Toren, Insektenschutz-Möglichkeiten, Steuerelementen usw. vorzuweisen haben.“
„Keine Handyleidenschaft!“
Eine Tatsache, die freilich auch Martin Machl in Fleisch und Blut übergangen ist – und die ihm beim „Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks“ vor zwei Jahren eine besondere Auszeichnung zuteil werden ließ. Die besten Handwerksgesellen aus Deutschland wurden vom Zentralverband des Deutschen Handwerks in Berlin geehrt. Der junge Neuburger holte damals für seine herausragende Leistung den Bundessieg im Fachbereich Rolladen- und Sonnenschutzmechatronik.
Seiner Meinung nach sollte ein Lehrling vor allem ein Charakteristikum mitbringen: „Keine Handyleidenschaft!“ Denn das Rumspielen mit dem Smartphone würde einen nur vom Wesentlichen – der gewissenhaften Erledigung der Aufgaben – ablenken und am Ende des Tages nur für vertane Zeit sorgen. Außerdem können nicht schaden: körperliche Fitness, keine Höhenangst (wegen Gerüst), technische Affinität, handwerkliches Geschick und Eigeninitiative. „In dem Beruf darf man sich ruhig etwas zutrauen“, ist Machl überzeugt.
Lohnen würde sich der Einsatz – auch finanziell – in jedem Fall. Der Beruf des Rolladen- und Sonnenschutzmechatronikers sei eine relativ krisensichere Angelegenheit, wie Josef Ratzinger beteuert. Und: „Von denjenigen, die bei uns gelernt haben, sind die meisten dem Familienbetrieb Tritscheler bis heute treu geblieben.“ Genauso wie Buddy, der „Werkstatt-Hund“…
Stephan Hörhammer
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