Bad Kötzting. Das 2022 erstmals auf dem Ludwigsberg aufgeführte Stück „Da Asch’nmo – ein Zaubermärchen“ begeisterte im vergangenen Sommer Tausende von Zuschauern. Mit der bairischen Neuauflage des Klassikers „Der Bauer als Millionär oder das Mädchen in der Feenwelt“ aus dem Wiener Volkstheater traf die Festspielgemeinschaft Bad Kötzting (FSG) den Nerv der Zeit. Dieses Jahr wird „Da Asch’nmo“ ein zweites (und letztes Mal) in Bad Kötzting aufgeführt.
Frei nach dem Original des Bühnenautors Ferdinand Raimund schrieben und inszenierten Barbara Schöneberger und Sascha Edenhofer ein humorvolles sowie zum Nachdenken anregendes Stück, das auf die Stärken der Festspielgemeinschaft zugeschnitten ist: Jung und Alt wirken auf der Bühne zusammen, um dem Publikum einen unvergesslichen Abend in zauberhafter Freilichtatmosphäre zu schaffen.
In den einfachen Dingen zu finden: Glück und Zufriedenheit
Gespielt wird dabei nach FSG-Manier in bairischer Mundart. Was das Stück gerade für die aktuelle Zeit so besonders macht, ist neben der ansprechenden Storyline sicher auch die vermittelte Botschaft: Glück und Zufriedenheit sind nicht im Reichtum, sondern in den einfachen Dingen des Lebens zu finden – eine Weisheit, mit der viele Zuschauer übereinstimmen.
Als eine der Hauptfiguren, nämlich als Asch’nmo beziehungsweise „Fortunatus Wurzel“, spielte Joachim Roiger eine wichtige Rolle bei der FSG-Erfolgsgeschichte im vergangenen Sommer und begeisterte das Publikum mit seiner authentischen Performance. Im Interview verrät er Details zum Stück und zu seiner Rolle, wie er sich darauf vorbereitet hat und welche Erfahrungen er für die kommende Saison mitnimmt.
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Herr Roiger: „Da Asch’nmo“ – was bedeutet dieser Titel?
„Aschenmann“ war im 18./ 19. Jahrhundert eine Berufsbezeichnung für Personen, die mit einer „Kraxe“ – also einem großen Korb – von Haus zu Haus zogen, um dort Asche einzusammeln. Diese wurde zum Beispiel zur Seifenproduktion wiederverwendet. Die Aschenmänner waren – aufgrund ihres schmutzigen Erscheinungsbildes – von niedrigem sozialem Stand. Sie kamen vor allem im österreichischen Raum und gerade in Wien vor, wo Ferdinand Raimund, der Autor des Stücks, lebte und arbeitete. Dass Raimund nun seinen Protagonisten im Laufe der Handlung genau zu einem solchen Aschenmann werden ließ, hatte einen zentralen Hintergrund: Er wollte verdeutlichen, dass aus dem Reichsten der Geringste werden kann – eben der „Asch’nmo“.
Auseinandersetzung mit Jugend und Alter
Wie kann der Asch’nmo und seine Entwicklung im Stück beschrieben werden?
Fortunatus Wurzel, der später erst zum Asch’nmo wird, ist zunächst ein armer Bauer. Erst durch die Umstände des Stücks wird er zum reichen Mann. Dieser Reichtum tut ihm aber nicht gut – er wird überheblich und stolz. Die Strafe für dieses Verhalten folgt in Form seines „Absturzes“ zum Asch’nmo, wodurch ihm bewusst wird, was das Wichtige im Leben ist: Zufriedenheit schlägt Reichtum. Diese Kernbotschaft des Stücks erschließt sich für Fortunatus im Laufe der Handlung. Die Läuterung, also die Szene am Schluss, in der er diese Botschaft erkennt, ist für mich persönlich darum eine der schönsten und emotionalsten Stellen.
Wie wird man zum Asch’nmo? Wie lief die Vorbereitung auf diese große Rolle ab?
Meine Vorbereitungsphase begann direkt ab der Bekanntgabe der Rollen im Frühjahr 2022. Ich war erstmal ziemlich überrascht und geplättet, als da mein Name im Zusammenhang mit der Rolle des Asch’nmo fiel. Dank der schnellen Textlieferungen von Sascha Edenhofer und Barbara Schöneberger konnte ich aber bereits im Mai – im Kroatienurlaub (schmunzelt) – mit dem Textlernen beginnen. Wirklich zusammengefügt haben sich die Figur Fortunatus Wurzel und ihre Entwicklung für mich aber erst während der Probenphase. Vor allem Saschas Vorschläge und Ideen zur Inszenierung waren natürlich eine große Hilfe für meine Darstellung von Fortunatus Wurzel.
Wie viel Asch’nmo steckt in Ihnen?
(lächelt) Die Unterschiede zwischen meiner Person und der Figur, die ich spiele, sind natürlich riesig. Vor allem diese Härte, die Fortunatus Wurzel im Umgang mit seinen Mitmenschen hat, kann ich nicht nachvollziehen. Das waren damals ja auch noch ganz andere Zeiten als heute und die Menschen haben sich anders verhalten. Allerdings teile ich die Erkenntnis mit Fortunatus, dass Zufriedenheit wichtiger ist als vieles andere im Leben. Und genauso wie meine Figur beschäftigt mich jetzt – in der Mitte meines Lebens– die Auseinandersetzung mit Jugend und Alter – zwei wichtigen Figuren des Stücks. Das Alter klopft manchmal nämlich auch bei mir schon leise an (zwinkert).
„Eigentlich war‘s schon Wahnsinn…“
Wie ist Ihr Resümee zum ersten Jahr „Asch’nmo“ auf dem Ludwigsberg?
In wenigen Worten lässt sich die letzte Saison eigentlich gar nicht zusammenfassen. Aber kurz und bündig ausgedrückt, empfinde ich eine große Zufriedenheit (schmunzelt). Und zwar, weil alle – egal ob größere oder kleinere Rollen – zusammengefunden haben und wir so etwas Großartiges schaffen konnten. Trotz schwieriger Umstände mit einer zweijährigen Coronapause und dem Verlust unseres Regisseurs Johannes Reitmeier hat die FSG ein Comeback hingelegt, das ich so nicht für möglich gehalten hätte.
Also eigentlich war‘s schon Wahnsinn, was wir da geschafft haben – allem voran mit dem Bühnenbau und der Probenzeit während der Pandemie. Aber trotz dieser Herausforderungen oder vielleicht gerade deshalb haben wir eine harmonische und wahnsinnig energiegeladene Saison auf dem Ludwigsberg erleben dürfen, die für mich persönlich sehr schön war.
Worauf freuen Sie sich bei der Saison 2023 am meisten?
Vor allem auf einen erneut so harmonischen Sommer und eine schöne Zeit auf dem „Berg“. Aber auch darauf, bei meiner Rolle noch mehr auf die Details achten zu können und ein paar Feinheiten herauszuarbeiten. Da hat mir letztes Jahr Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil ich während der Probenzeit in Quarantäne musste. Sascha Edenhofer und mir hat deswegen Zeit für die Inszenierung gefehlt, die wir dieses Jahr hoffentlich nachholen können, um für unsere Zuschauer ein rundum schönes Erlebnis auf dem Ludwigsberg zu schaffen.
Interview: Verena Brandl
Die letzten acht Aufführungen finden diesen Sommer von 29. Juli bis 12. August statt. Tickets können nun über www.okticket.de erworben werden. Nach „Da Asch’nmo“ wird wieder eine Neuinszenierung (ein Drama) auf dem Ludwigsberg folgen.