Freyung. Etwas seltsam mutet es ja schon an: Die zum 30. September vergangenen Jahres geschlossene Bavaria Klinik am Freyunger Geyersberg – der Betrieb musste aus wirtschaftlichen Gründen, die laut Geschäftsführung vor allem auf die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen zurückzuführen seien, eingestellt werden (da Hog’n berichtete) – scheint immer noch allgegenwärtig. Als sog. Premiumpartner der vor wenigen Wochen gestarteten Landesgartenschau 2023 prangt das Klinik-Logo auf Prospekten, Bau-, Info- und Sponsorentafeln der Großveranstaltung. Doch warum ist das so? Nachgefragt.
Was war die Euphorie noch groß, als zwei Jahre vor der Eröffnung um wirtschaftsstarke Sponsoren für das Großevent geworben wurde und inmitten der Planungsphase mit der Bavaria Klinik ein erster gewichtiger Förderer präsentiert werden konnte. „Seit über drei Jahrzehnten hat sich die Klinik als eine der führenden medizinischen Rehabilitationseinrichtungen in Bayern etabliert und ist heute bei Ärzten, Rehabilitationsträgern, Leistungsträgern und Rehabilitanden ein anerkannter Partner der Gesundheit“, war da unter anderem im Netz zu lesen. Und Andreas Lenz, Verwaltungsleiter der Bavaria Klinik Freyung, verkündete hochgestimmt: „Die gesamte Belegschaft wartet schon mit großer Spannung auf die Bayerische Landesgartenschau 2023 und wir freuen uns sehr, dieses großartige Event als Premiumpartner unterstützen zu dürfen.“
„Verlieren einen Premiumpartner, das bedauern wir sehr“
Im Oktober 2021 waren Lenz und Betriebsratsvorsitzende Anneliese Sammer dann auch voller Stolz beim Hissen der Landesgartenschau-Fahne mit dabei – und durften nebst Bürgermeister Olaf Heinrich, Landrat Sebastian Gruber, Gartenschau-Geschäftsführerin Katrin Obermeier und Bauamtsleiter Oliver Wagner am Freyunger Kurhausplatz die offizielle LGS-Flagge den Masten empor ziehen.
Umso größer schien die Enttäuschung, als Anfang Juli 2021 plötzlich das Aus der Bavaria Klinik bekannt gegeben wurde. Ein deutlicher Rückgang der Patientenzahlen, gesteigerte Kosten im Bereich Schutz- und Hygienebestimmungen sowie beim Personal hätten im Zuge der Corona-Pandemie einen Weiterbetrieb unmöglich gemacht. „Zu Beginn der Pandemie konnten die coronabedingten Umsatzeinbrüche durch staatliche Unterstützungszahlungen sowie durch das Instrument der Kurzarbeit aufgefangen werden. Zum 19. März 2022 sind die Unterstützungsmaßnahmen jedoch ausgelaufen“, hieß es von Seiten der Geschäftsführung. Die Ukraine-Krise hätte die Problematik zusätzlich verschärft.
Die regionale Politik in Person von Bürgermeister Heinrich und Landrat Gruber reagierte geschockt. „Dass diese Erfolgsgeschichte, die engstens mit dem Namen Presl (Inhaber und Betreiber der Klinik – Anm. d. Red.) verbunden ist, nun zu Ende gehen soll, macht traurig und sprachlos“, wurde der Rathaus-Chef damals zitiert. „Bedauerlicherweise scheint die Entscheidung festzustehen und unumkehrbar zu sein“, kommentierte der Landkreis-Vorsteher.
Beide sprachen von einer großen Herausforderung für die Stadt und davon, sich um eine „vernünftige Nachnutzung“ (Gruber) kümmern zu wollen. Für die Durchführung der Bayerischen Landesgartenschau erwarte die Stadt keine Schwierigkeiten, hieß es in der dazugehörigen Pressemitteilung, die mit folgendem Zitat der Geschäftsführerin der Gartenschau gGmbH, Claudia Lenz, versehen war: „Wir verlieren einen Premiumpartner, das bedauern wir sehr. Die Durchführung der Gartenschau ist unabhängig von der Kurklinik aber weiterhin ohne Beeinträchtigungen möglich.“
Geschätzter Jahresumsatz von 150,5 Millionen Euro
Der Kooperationsvertrag zwischen der offiziell eigentlich nicht mehr existenten Bavaria Klinik Freyung GmbH & Co. KG und der Freyung 2023 gGmbH kam bereits im Jahr 2019 zustande, teilt Bärbel Benkenstein-Matschiner, bei der Landesgartenschau (LGS) verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, auf Hog’n-Nachfrage mit. Der Vertrag wurde von Rudolf Presl unterzeichnet, dem Inhaber der im sächsischen Kreischa beheimateten Rudolf Presl GmbH & Co. Klinik Bavaria Rehabilitations KG.
Das Unternehmernetzwerk Die Deutsche Wirtschaft (DDW) listet Familie Presl im „Who is Who der deutschen Familienunternehmen“ unter den „10.000 wichtigsten Namen“. „Sie zählt damit zu den bedeutendsten Unternehmerfamilien Deutschlands“, wie auf der Website zu lesen ist. Die 6.000 Mitarbeiter starke Rudolf Presl GmbH & Co. Klinik Bavaria Rehabilitations KG rangiert auf Platz 1.573 (Stand: 13.06.2023) – mit einem geschätzten Jahresumsatz von 150,5 Millionen Euro.
„Vertraglich vereinbarte Leistungen wurden schon vor der Schließung der Klinik erbracht“, teilt die LGS-Presseabteilung weiter mit. „Von Seiten der Landesgartenschau werden die vereinbarten Gegenleistungen erfüllt.“ Welche konkreten Leistungen die Bavaria Klinik gegenüber der Landesgartenschau erbracht hat, wird dabei nicht verlautbart. „Wie bei allen Kooperationspartnern ist im Vertrag festgehalten, dass die Parteien über den Inhalt Stillschweigen gegenüber Dritten vereinbaren“, informiert Benkenstein-Matschiner. Nur so viel: Das Logo der Bavaria Klinik erscheint in der E-Mail Signatur, auf Prospekten, Bau-, Info- und Sponsorentafeln, auf Einladungen zu Pressekonferenzen, bei der Eröffnung, Netzwerktreffen usw.
Keine Antwort seitens der Geschäftsführung
Zur Frage, wie man überhaupt LGS-Premiumpartner wird und welche Vorzüge bzw. Verpflichtungen eine Premiumpartnerschaft mit sich bringt, informiert die LGS-Presseabteilung recht allgemein wie folgt: „Jede Partnerschaft/Kooperation hat eigene Stärken und Kompetenzen (…) In Gesprächen wird ausgelotet, wie man sich gegenseitig unterstützen möchte und könnte (…) Das kann die Bereitstellung von Material (Holz, Pflanzerde…), Marketingleistungen, Einkleidung Personal, kleine Give aways für das Kinder- und Jugendprogramm, Sonnencreme, Windeln usw. sein (…)“
Die Frage, ob denn das Aus der Bavaria Klinik im Zusammenhang mit der Premiumpartnerschaft für die Landesgartenschau stehe, entgegnet die Pressesprecherin mit einem klaren Nein. Eine Antwort auf selbige Frage hätten wir gerne auch von Rudolf Presl bzw. dessen einstiger Geschäftsführung bekommen. Ebenso hätte uns u.a. interessiert, wann und warum man sich damals zu einem Engagement als Premiumpartner entschlossen hat. Doch eine Rückmeldung auf unsere Email-Anfrage ist bis heute ausständig.
Fakt ist: Die Homepage der nicht mehr existenten Bavaria Klinik existiert noch. Dort scheint noch alles genauso zu sein wie vor dem Ende der Rehabilitationseinrichtung – bis auf den kleinen Zusatz nach dem „Herzlich Willkommen auf der Website der Klinik Bavaria Freyung“. In Klammern dahinter ist seit der Stilllegung zu lesen: „1. September 1985 – 30. September 2022“. Und rechts oben im Eck prangt das Logo der Landesgartenschau mit der Info: „Wir sind offizieller Premiumpartner“…
Stephan Hörhammer