Passau. Was länge währt, wird endlich gut? Ein Jahr nach der ersten Anfrage kam es in der vergangenen Woche endlich zu einem direkten Austausch zwischen Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper und dem Bündnis für Sexuelle Selbstbestimmung. Da Hog’n berichtete zuletzt verstärkt über die im Sommer dieses Jahres initiierte BfsS-Petition „Passau for choice“. Da das städtische Klinikum keine Schwangerschaftsabbrüche durchführt, forderte das Bündnis bereits vor einem Jahr eine Änderung der Situation. Die diesbezüglichen Gesprächsanfragen an OB Dupper wurden ignoriert, lange Zeit nicht beantwortet oder auf später vertröstet.
Als die Thematik mit dem Start und dem erfolgreichen Verlauf der Petition immer mehr an Aufmerksamkeit gewonnen hatte, gab es endlich auch seitens der Politik gewisse Reaktionen: Mehrfach sicherte man den zuständigen Vertreterinnen des Bündnisses zu, sich bezüglich eines Gesprächstermins zu melden. Doch erst, nachdem Susanna Lindlein, Sara Köhl und Henriette Gremm die Stadtratssitzung am 4. Oktober besuchten und persönlich um einen Dialog baten, konnte nun endlich ein Datum vereinbart werden.
Den Worten müssen Taten folgen
Am Donnerstag, 21. Oktober, trafen sich schließlich die BfsS-Pressesprecherinnen mit Oberbürgermeister Dupper im Passauer Rathaus. Die zeitgleich gestartete Demonstration vor dem Gebäude, an der Susanna Lindlein zufolge etwa 50 bis 100 Teilnehmer und Teilnehmerinnen beteiligt waren, habe man bis ins Büro des Stadtoberhauptes vernehmen können: „Das hat uns echt nochmal bestärkt“, blickt Susanna Lindlein zurück.
Sie bezeichnet das Gespräch als erfolgreich und konstruktiv. Demnach habe Jürgen Dupper sein Interesse daran bekundet, die unzureichende Versorgungslage in Passau zu verbessern. „Außerdem sicherte er uns zu, von nun an weiterhin mit uns im Dialog zu bleiben, um eine gemeinsame Lösung zu finden“, ergänzt Sara Köhl. Dennoch betonen die Vertreterinnen: Die Thematik sei erst abgeschlossen, wenn auch das Problem gelöst ist. „Das Thema darf keinesfalls auf die lange Bank geschoben werden, wir lassen uns nicht weiter vertrösten“, gibt sich Henriette Gremm kämpferisch.
Die Situation für ungewollt Schwangere müsse sich dringend ändern – und das möglichst zeitnah. Das Ergebnis des Treffens wertet das BfsS-Trio als weiteren Erfolg. „Es ist großartig, dass wir endlich in einen konstruktiven Dialog treten konnten“, freut sich Sara Köhl. Man habe insbesondere aufgrund der Petition derart viel erreichen können. Nun liege der Ball bei den Verantwortlichen der Stadtverwaltung.
Viel mediale Aufmerksamkeit
Jürgen Dupper habe dem Bündnis zugesichert, es über weitere Schritte zu informieren. Neben zahlreichen Demonstrantinnen und Demonstranten waren am vergangenen Donnerstag auch viele Pressevertreterinnen und -vertreter anwesend. „Es ist sehr ermutigend, wie viel Aufmerksamkeit wir bereits erzielen konnten und wie viele Menschen mittlerweile hinter der Aktion stehen“, resümiert Sprecherin Susanna Lindlein. Es bleibe zu hoffen, dass die (mediale) Präsens nun auch zu zügigen Handlungen führe, damit ungewollt Schwangeren in absehbarer Zeit ein besseres Versorgungsangebot zur Verfügung stehe.
Malin Schmidt-Ott