Mauth. Richtig begonnen hat alles mit den beiden Kameras im Keller seiner Großmutter. Eine Leica M3 und eine Rolleiflex. 1950er Jahre, schätzt Christoph Eder. Sein Onkel hatte sie zufällig entdeckt. Der Zustand war nahezu makellos. Die Technik funktionierte einwandfrei. „Und ich war sofort hellauf begeistert“, erinnert sich der 31-Jährige. Es war der Moment, in dem er nicht nur die Liebe zum Fotografieren fand, sondern auch eine künstlerische Ausdrucksform, die so etwas wie Erfüllung in sein Leben brachte. Seitdem sammelt er Momente. Hält sie fest, analog und digital. Seine favorisierten Motive: Gesichter von Menschen. Authentisch und ungeschönt. Echt. Und ehrlich.
Nach einer rund zweijährigen Phase des Experimentierens, des autodidaktischen Aneignens von Wissen, des sich Austauschens und Beschäftigens mit anderen Fotografen, hat Christoph Eder zu seinem eigenen Stil gefunden. Gerade im Analog-Bereich benötigte er mehrere Anläufe bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Erst vor wenigen Monaten hatte er sich seine eigene Dunkelkammer im Elternhaus in Mauth eingerichtet, wo er seitdem die kleinen Rollfilme entwickelt. Ein Fotolabor mit Rotlicht-Lampen, Tanks und Dosen, Behältern mit diversen Chemikalienlösungen, einem Vergrößerer, verschiedene Filter und Fokussier-Hilfen. Der erste Eindruck wirkt durchaus professionell. „Aber hier gibt’s noch viel zu lernen“, wie er respektvoll betont.
Ein Zeichen gegen den „Instagram-Super-GAU“
Die Analog-Fotografie mit dem dazugehörigen Entwicklungsverfahren ist eine Wissenschaft für sich, sagt Quereinsteiger Eder. Viele Faktoren gelte es dabei zu berücksichtigen, an mehreren Stellschrauben könne gedreht werden, damit ein Foto am Ende den Vorstellungen seines Urhebers entspricht. Ausprobieren lautet hier die oberste Devise. Perfektioniert habe er sein Hobby daher noch lange nicht. „Technisch bin ich schon ganz gut drauf, aber es geht freilich noch mehr“, schildert der gelernte Bauleiter in einem Schönberger Architekturbüro und ergänzt: „Ich will mich immer weiterentwickeln.“
Im Regal hat er neben den Analog- und Digitalkameras Bücher von August Sander, Annie Leibovitz und Lee Jeffries stehen. Sie haben ihn bei seiner Entscheidung für die Porträt-Fotografie inspiriert: „Das einfache Volk, Leute in Obdachlosenheimen, Bilder, die aus dem Leben gegriffen sind“, erklärt Christoph Eder zur Motivauswahl seiner Vorbilder. Gerade die Charakterköpfe haben es ihm angetan. Jene Gesichter, in denen sich die Spuren des Lebens widerspiegeln. „Jeder ist auf seine ganz eigene Art interessant und besonders“, sagt er. Den Fokus richtet er dabei ganz bewusst auf gewisse Unebenheiten. Vermeintliche Makel werden nicht retuschiert. Der Mensch im Mittelpunkt – so dargestellt, wie er ist. Das Ergebnis ist ein „grundehrliches Porträt“, wie der 31-Jährige es nennt. Nur minimal und „so schlicht wie möglich“ am Laptop nachbearbeitet.
Mit seinen Bildern möchte er auch ein Zeichen gegen den seit Langem schon grassierenden „Instagram-Super-GAU“ setzen. Er möchte „gegen den Strom arbeiten“. Gegen diese scheinbar so perfekte Welt, von der sich mehr und mehr Jugendliche angezogen fühlen und dabei den Sinn für die Realität verlieren. Eine Welt, in der insbesondere Heranwachsenden Werte vermittelt bekommen, die alles andere als erstrebenswert sind.
Das Leben ist kein Ponyhof
Eders Fotos leben von ihrer Emotionalität, lassen durch glänzende Augenpaare tief in die Seelen der Leute blicken. Momentaufnahmen, die berühren. Eine Millisekunde, ein Augenblick im Leben eines Menschen, konserviert auf einer kleinen Filmrolle bzw. einem digitalen Speicher-Chip. Bilder, die Ruhe ausstrahlen. Die authentisch und ehrlich wirken – und die nicht immer die heile Welt vorgaukeln. Auch der Mauther weiß, dass das Leben kein Ponyhof ist. Die letzten Jahre waren für ihn nicht immer einfach, wie er sagt. Auch er hatte so manchen Rückschlag zu verkraften. Die Fotografie, zu der er über seinen Freund Martin Waldbauer, Analog-Experte aus Haag bei Hauzenberg, kam, tauchte wie eine Art Rettungsanker bei ihm auf.
„Nicht jeder ist gleich zufrieden mit seinem Porträt“, beschreibt Christoph Eder die unmittelbaren Reaktionen seiner Motive, die insbesondere per Mundpropaganda zu ihm finden. Oftmals benötigt es eine gewisse Zeit, bis der ein oder andere sich an sein Abbild gewohnt habe. So viel (ungeschminkte) Ehrlichkeit ist nicht jedermanns bzw. jederfraus Sache. Eitelkeiten stehen da schon mal im Wege – weibliche wie männliche. „Doch den meisten gefällt, was sie sehen – und reagieren positiv überrascht.“ Genau diese Rückmeldungen der Leute, wenn sie sich als authentisch wiedergegeben erkennen, sind es, die dem 31-Jährigen ein Gefühl des Wohlbehagens und innerer Befriedigung vermitteln. „Eine Art Ausgleich, dass ich wieder positiver in die Welt blicken kann.“
Zwanglos, spielerisch und frei
Große Pläne für die Zukunft will Christoph Eder momentan nicht spinnen. Er fotografiert gerne „aus Spaß an der Freude“ und will sich (noch) nicht festlegen – weder auf seine Motive (neben Porträtarbeiten sind dies vor allem Landschaftsdarstellungen), noch auf die Art der Aufnahmen (sprich: digital oder analog). Alles soll völlig zwanglos, spielerisch und frei vonstatten gehen. Rein nach dem Lustprinzip. Ohne jeglichen Druck.
„Freilich wär’s ein Traum von mir, mal einen Fotoband zu veröffentlichen oder eine Ausstellung zu machen“, sagt er. Doch es kommt wie’s kommt. Allzu perfektionistisch will er nicht vorgehen. „Ich habe gelernt, dass ich mit dem zufrieden sein kann, was ich habe und was ich mache. Solange das Foto am Ende passt, ist alles in Ordnung.“
Stephan Hörhammer
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–> Mehr Infos zu Christoph Eders fotografischem Schaffen gibt’s hier zu finden (einfach klicken). Und hier geht’s zu seinem Instagram-Profil (einfach klicken)
Hallo Christoph Eder,
sehr sehr KLASSE Bilder, und was mir persönlich besonders gut gefällt, und zwar ganz hervorragend:
Ein Zeichen gegen den „Instagram-Super-GAU“!
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Wenn du oder sonstwer Bock auf meine Foto-Blicke hast/habt:
https://fotografie.gmachtin.bayern/?pg=27.134.pr-achtvoll-es
liebe Grüße
Peter