Teisnach/Bodenmais. Sie sind der Beweis, dass guter Punkrock nicht immer made in USA oder UK sein muss. So zumindest steht es auf der Website von Swallow’s Rose geschrieben. Und ja, an der These ist durchaus was dran, wie insbesondere die stetig wachsende Fangemeinde der fünf Jungs aus dem Bayerwald bestätigen kann.

Die Punkband „Swallow’s Rose“ mit (v.l.) Korbi (Bass), Manuel (Gitarre), Fabi (Gitarre), Michael (Schlagzeug), Dominik (Gesang). Fotos: Swallow’s Rose
„Melodic Punkrock from the Heart“ macht die Band um Sänger Dominik „Sick Nick“ Geiger, der auch Mitglied der „Kulturbagage“ ist, seit fast zehn Jahren. Nach wie vor als Hobby, wie der 27-Jährige im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n betont. Ein Gespräch über amerikanischen Punkrock, Schubladendenken und die großen Gefühle des Lebens.
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Dominik: Was bedeutet es heute, im Jahr 2021, Punk bzw. „punk“ (als Adjektiv) zu sein?
Für uns immer noch das Gleiche wie im Jahr 2012, als wir die Band gegründet haben, nämlich: die Freiheit zu haben, so zu sein wie wir wollen.
„Im Punkrock spielen Gefühle eine große Rolle“
Wie ist es zur Bandgründung gekommen – was waren Eure Motive? Was und wen wolltet ihr mit Eurer Musik erreichen? Und: Sind diese Ziele noch immer dieselben oder haben sie sich im Laufe der Jahre verändert?
Wir haben die Band gegründet, einfach um Spaß zu haben. Wir wollten so viel wie möglich touren und eine gute Zeit mit den verschiedensten Leuten haben. Daran hat sich bis heute auch nichts geändert.
Welche Vorbilder habt ihr in Sachen Punk-Rock: Sind das eher die Sex Pistols oder geht das mehr in Richtung Green Day?
Da sind wir dann doch eher bei Green Day. Die Haupteinflüsse kommen natürlich aus dem amerikanischen Punkrock der 90er und 2000er Jahre. Da haben vor allem Bands wie Rise Against, Anti Flag oder auch die schwedischen Millencolin eine große Rolle für uns gespielt. Also eigentlich alles, was man so auf Tony Hawk‘s Pro Skater 1 bis 3 finden konnte. Wobei sich mittlerweile auch des Öfteren Pop-Punk oder Melodic-Hardcore Einflüsse einschleichen.
„Live, Love, Hate & Hope“ – der Titel Eurer jüngsten Scheibe scheint die großen Gefühle zu thematisieren. Welche Rolle spielen Gefühle und deren Ausdruck bei „Swallow’s Rose“?
Ich denke das sind die vier Hauptgefühle, durch die wir alle im Laufe unseres Lebens hindurch müssen. Die Platte behandelt auch genau diese Themen, deswegen war es nur logisch für uns, dass das auch der Titelsong wird. In der Musik und vor allem im Punkrock spielen Gefühle eine große Rolle.
„Das ist aber eine reine Gefühlssache“
Punkrock und Poesie – wie passt das zusammen?
Das passt sehr gut zusammen! Aber nicht nur im Punkrock. Wenn man mal etwas über den Tellerrand hinaus blickt und auch die Texte von Hardcore-Bands wie Comeback Kid oder Stick To Your Guns betrachtet, dann ist da schon sehr viel dabei, was einfach wahnsinnig gut geschrieben ist. Solche Texte in Verbindung mit der Energie, die im Punkrock oder Hardcore vorherrscht, können wirklich große Emotionen hervorrufen. Vor allem natürlich live.
Ihr behauptet: „Punk aus Deutschland funktioniert auch mit englischen Texten.“ Warum funktioniert Punk aus Deutschland nicht mit deutschen Texten? Oder funktioniert das etwa auch? Und: Was ist eigentlich mit Punk mit bairischen Texten?

„Punkrock kann eine Art Poesie innehaben. Aber die nötige Portion Fuck Off darf im Sound nicht fehlen.“
Na klar funktioniert Punk aus Deutschland auch mit deutschen Texten. Die Donots haben das etwa spätestens 2015 mit ihrem ersten Album auf Deutsch bewiesen. Für mich fühlt es sich zurzeit jedoch immer noch richtig an, die Texte auf Englisch zu schreiben. Das ist aber eine reine Gefühlssache. Doch wer weiß: Vielleicht gibt es auch irgendwann einen Swallow‘s-Rose-Song auf Deutsch. Punk mit bairischen Texten hört sich zwar witzig an, ist aber – glaube ich – nix für uns. Dass Punk in Verbindung mit Mundart passen kann, zeigen aber Bands wie Turbobier oder unsere Freunde von der Glue Crew.
Euer inhaltliches Schaffen preist ihr als „Mischung aus Lebensweisheiten, sozial-kritischen Texten und der nötigen Portion Feierlaune“ an. Klingt PR-technisch ja ganz witzig. Aber: Wo genau seid ihr sozial-kritisch? Was gefällt Euch nicht an der Gesellschaft? Welche Lebensweisheiten habt ihr auf Lager? Und: Wie feiert man denn als Swallow’s-Rose-Bandmitglied so richtig?
Nun ja, an der Gesellschaft an sich gibt es sicherlich mehrere Kritikpunkte. Ich glaube am meisten stört mich, dass sich sehr viele Leute nur noch durch ihren Kontostand oder die Klamotten, die sie tragen, identifizieren. Das geht eben auch mit dem Schubladendenken, das immer noch herrscht, einher. Da ist dann jeder Ausländer ein Krimineller und jeder Bauarbeiter ist ungebildet. Da fragt man sich, wann das einmal anders wird – und warum das immer noch so ist. DIE Lebensweisheit gibt es sowieso nicht.
Was ich persönlich jedoch gelernt habe: Es bringt nichts, wenn man sich von Umständen, die man nicht beeinflussen kann, runterziehen lässt. Das wollen wir in vielen unserer Texte vermitteln. Wie wir feiern? Wohl ganz genau so wie jeder andere auch (lacht). Am besten aber natürlich mit ein paar Bier und einem Gin Tonic nach einem Konzert am Merch-Stand.
„Da steckt einfach zu viel Herzblut drin“
Wie erlebt ihr die seit einem Jahr herrschende Coronakrise? Wie belastend ist sie für Euch?
Natürlich sind auch uns durch Corona einige Konzerte weggebrochen. Teilweise die größten, die wir bis jetzt gespielt hätten, wie z. B. die Supportshow für Flogging Molly in Wien. Doch wir wollen uns nicht beschweren. Für uns ist die Musik immer noch ein Hobby und wir leben nicht davon. Da geht es zurzeit ganz vielen wesentlich schlechter.
Wird es Swallow’s Rose nach Corona noch geben?
Na klar! Dafür machen wir das viel zu gerne, als dass uns so etwas aufhalten könnte. Da steckt einfach zu viel Herzblut drin.
Letzte Frage: Was habt Ihr als nächstes geplant?
Sehr viel. Am besten behaltet ihr all unsere Kanäle auf Facebook und oder Instagram im Auge. Da wird sich dieses Jahr noch so einiges tun…
Danke, dass Du dir Zeit für den Hog’n genommen hast. Grüße an den Rest der Band!
Ich sag danke. Hat Spaß gemacht!
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer