Zwiesel. Einmal ist er schon auf den Gipfel des Großen Arbers gewandert – und war beeindruckt von der Ruhe und dem herrlichen Ausblick. Auch eine Freundin aus Zwiesel hatte er schon mal. Und mit seiner ehemaligen Punkrock-Band „Tagtraum“ ist er bereits mehrere Male im Jugencafé zu Gast gewesen. Matze Rossi, dessen richtiger Name Matthias Nürnberger lautet, wandelt seit mehr als zehn Jahren auf Solopfaden. Von der Lebenseinstellung her ist er dem Punk treu geblieben. Musikalisch gesehen hat er sich weiterentwickelt und schlägt mittlerweile etwas leisere Töne an – meist gepaart mit tiefgründigen Texten und sanfter Stimme. Am 4. Dezember tritt er gemeinsam mit Northcote und Jon Snodgrass im Zwieseler Jugendcafé auf. „Die Zuschauer erwartet dabei eine schöne Lagerfeuerromantik inklusive drei bärtiger Typen mit Akustik-Gitarren“, wie der 39-Jährige im Hog’n-Interview verspricht.
Matze Rossi – wie bist Du auf diesen Namen gekommen? Also Matze wegen Matthias, klar – aber: Was hat’s mit dem „Rossi“ auf sich?
Den Namen hab ich mir nicht selbst gegeben – der wurde mir gegeben. Ich hatte bei meiner Punk-Band „Tagtraum“ einen Song geschrieben, der hieß: „Herr Rossi„ – angelehnt an die Zeichentrickfigur aus den 60er/70er Jahren. Als ich dann neben Tagtraum angefangen habe, solo zu spielen, stand auf den Plakaten immer nur „Matze von Tagtraum“ drauf – bis irgendwann ein Freund von mir in Würzburg ein Konzert veranstaltete und einfach „Matze Rossi“ draufgeschrieben hat. Seitdem hab ich den Namen übernommen.
„Treffe definitiv viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus“
Neben der markanten Stimme zählen zu Deinen Markenzeichen Schirmmütze und Tattoos. Warum die Mütze? Warum die Tattoos?
Mit der Mütze fühl ich mich total wohl – deswegen gehört die mittlerweile dazu. Zu den Tattoos: Ich dokumentiere gerne, was so alles in meinem Leben passiert. Das hat schon auch was mit der Punkrock- und Hardcore-Kultur zu tun, mit der ich groß geworden bin. Deswegen reizt es mich, mir von Zeit zu Zeit ein neues Tattoo verpassen zu lassen. Genügend Platz ist ja noch vorhanden (lacht).
Im Netz sind über Dich folgende Bezeichnungen zu finden: Headliner der Herzen. Eine ehrliche Haut. Alles andere als auf den Kopf gefallen. Honigkuchenpferdstyle. Welche Attribute passen sonst noch auf Dich?
(überlegt)… ist echt schwer, ey. Sehr neugierig, lustig, ich mach gerne Spaß – gleichzeitig denk ich auch viel nach. Offen auf jeden Fall.
Bist Du im wahren Leben auch eher der gefühlsbetonte Typ, so wie Du in Deinen Liedern rüberkommst?
Ja, ich bin eher gefühlsorientiert als kopfgesteuert. Ich treffe definitiv viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus.
Hast Du Vorbilder? Und wenn ja: welche?
Ich habe keine Vorbilder im Sinne von Leuten, denen ich nacheifere. Aber es gibt sehr inspirierende Menschen und Künstler, das auf jeden Fall. Spontan fällt mir hier Ian MacKaye von Fugazi ein. Bruce Springsteen finde ich auch sehr inspirierend. Er verkörpert für mich den Typen aus der Arbeiterklasse, der seinem Traum nachgeht und mit viel Herz das tut, was er machen möchte. Mein Lieblingsalbum von ihm ist „The River“, das läuft zur Zeit rauf und runter.
„Früher bin ich noch mit Iro oder bunten Haaren rumgerannt“
Was sagst Du zu folgender These: Matze Rossi ist auf einer Wellenlänge mit Philipp Poisel, Max Giesinger und Tim Bendzko.
Es gibt sicher viele Menschen, die die Musik von uns hören. Ich sehe selber jedoch weniger Berührungspunkte mit den Jungs – nicht, weil ich es nicht gut finden würde, was sie machen. Sondern weil ich eher aus der DIY-Punkrock-Ecke komme. Ich hab mein Leben lang Musik gemacht und alle Jugendzentren und Clubs von der Pike auf abgespielt.
Ich selber höre komischerweise ganz wenig deutschsprachige Musik. Ich fühle mich von der Musiktradtion her vielmehr zur amerikanischen und englischen Musik hingezogen, zu Punkrock und Counrty. Klar, meine Punkrock-Zeit hab ich auch mit den Ärzten und den Toten Hosen begonnen. Und ich fühle mich denen immer noch verbunden – aber es ist nicht so, dass deutschsprachige Musik das Genre ist, was ich jetzt daheim die ganze Zeit über höre.
Vom Punkrock hast Du Dich aber mittlerweile schon relativ gelöst, oder?
Was heißt gelöst? Ich fühle mich der Szene immer noch total verbunden, aber auf eine andere Art. Früher bin ich noch mit Iro oder bunten Haaren rumgerannt. Jetzt hab ich nicht mehr so viele Haare, dass ich sie mir färben könnte (lacht)… Punkrock bedeutet für mich mehr als bunte Haare und am Bahnhof rumsitzen. Das ist für mich eine Lebenseinstellung: Einfach das zu machen, was man möchte – ohne groß auf Konventionen oder Äußerlichkeiten zu achten. Sich sein eigenes Netzwerk aufzubauen.
„Für mich ist Punkrock mehr als nur die Musikrichtung“
Von der Einstellung her bist Du also immer noch Punk – vom Musikalischen her aber doch eher weniger.
Musikalisch betrachtet ist Matze Rossi eher weniger Punkrock, das stimmt. Aber wie gesagt: Für mich ist Punkrock mehr als nur die Musikrichtung.
Hamburg, Leipzig, Hannover, Köln, Münster, Wien – und dann auch Zwiesel. Wie kommt’s dazu?
Ich war früher häufig mit meiner Punkband Tagtraum im Jugendcafé zu Gast. Ich mag Zwiesel total gerne. Und Oise Ronsberger, mein Manager und Label-Chef, der kommt ja aus der Gegend im Bayerischen Wald. Wir machen also aus zwei Gründen dort Halt: Zum einen, weil ich dort gerne spiele – und zweitens, weil Oise die Leute alle kennt. Neben den großen Städten ist es auch immer wichtig, kleinere Städte zu spielen. Die Leute sind dafür auch immer sehr dankbar.
Dann wünschen wir viel Erfolg und viel Spaß beim Konzert. Danke fürs Gespräch.
Interview: Stephan Hörhammer