Freyung. Seit Mitte Oktober rollen die Bagger am Freyunger Waldvereinsweg. Zwischen dem Altenwohnheim „Rosenium“ und dem Technologie Campus sollen zwölf neue Wohneinheiten entstehen. Nachdem die Stadt das 2016 angekündigte Projekt an einen privaten Investor übergeben hatte, werden nun dort aber nur drei statt der ursprünglich kolportierten zehn Einheiten das Prädikat „Sozialwohnung“ tragen.
Im April 2016 zitierte die Lokalzeitung die CSU-Stadträte Otto Christoph und Winfried Stadler mit den Worten, in Freyung bestehe „aktueller und langfristiger Bedarf an kostengünstigem Wohnraum“. Da der Freistaat Bayern sozialen Wohnungsbau im Rahmen eines Sonderprogramms üppig bezuschusse und ein zinsvergünstigtes Finanzierungsmodell anbiete, solle man sich „sehr ernsthaft Gedanken machen“, ob man diese Chance nicht nutzen wolle. Im April 2017 wurden die Pläne konkretisiert: am Waldvereinsweg sollten zwischen Rosenium und Technologie Campus zehn Wohnungen mit insgesamt 800 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Das leerstehende Zweifamilienhaus auf dem Grundstück wurde im Februar 2018 für rund 31.000 Euro abgerissen.
Bauprojekt für Investor ein „Draufzahlgeschäft“
Die Pläne, selbst als Bauherr tätig zu werden, gab die Stadt schnell wieder auf. „Aus Kapazitätsgründen“, wie es auf Hog’n-Nachfrage heißt. Allen voran die Gestaltung der Landesgartenschau, die 2023 nach Freyung kommt, binde derzeit einiges an Ressourcen. Stattdessen sollte das Wohnprojekt mithilfe eines privaten Investors realisiert werden. Der war mit Siegfried Schmidbauer schnell gefunden. Schmidbauer ist Arzt, CSU-Kreistagsabgeordneter und Geschäftsführer der Rosenium GmbH. Eines der insgesamt 19 Alten- und Pflegeheime der Rosenium GmbH grenzt direkt an das Gelände, das der Investor samt Planung von der Stadt erworben hatte. Offizieller Bauträger ist die Schmidbauer Verwaltungs-GmbH.
Schmidbauer erklärt auf Nachfrage, für ihn sei es besonders attraktiv gewesen, das Grundstück neben seinem Rosenium zu erwerben, so könne man „Synergien“ zwischen dem Alten- und Pflegeheim und den neu entstandenen Wohnungen nutzen. „Wenn alles gut geht“, betont Schmidbauer, soll das Wohnprojekt im Oktober 2021 fertiggestellt und dann vor allem an Seniorinnen und Senioren vergeben werden. Das neue Wohngebäude könne dann beispielsweise an einen sozialen Pflegedienst gekoppelt werden – ebenso könnte man Rahmenbedingungen für betreutes Wohnen schaffen. Laut Investor Schmidbauer habe die Stadt mit ihm definitiv „ein gutes Geschäft gemacht“, für ihn sei das gesamte Bauprojekt aber insgesamt „ein Draufzahlgeschäft“.
„Niemanden ausschließen“
Warum es nun lediglich drei statt der angekündigten zehn Sozialwohnungen werden? Auf Nachfrage erklärt der Freyunger Bürgermeister Olaf Heinrich (CSU), es habe mehrere Interessenten für das Projekt gegeben, Schmidbauer habe das attraktivste Angebot gemacht – „deutlich über Marktpreis“. Den offiziellen Kaufpreis will die Stadt nicht nennen, darüber wurde laut Bauamtsleiter Oliver Wagner „Stillschweigen vereinbart“.
Öffentlich ausgeschrieben werden müssten derlei Geschäfte nicht, mehrere Mitglieder des Bauausschusses bestätigten gegenüber dem Hog’n jedoch, dass man sich auf Vorschlag des Bürgermeisters einvernehmlich auf Schmidbauer geeinigt habe. Im Kaufvertrag zwischen der Stadt und dem Investor seien notariell drei Sozialwohnungen vereinbart worden. So könnten nun auch Menschen ohne Wohnberechtigungsschein Wohnungen in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum und Nahversorgern beziehen, erklärt Heinrich. Um eine Sozialwohnung mieten zu können, müssten Interessenten gewisse Kriterien – wie etwa eine Einkommensgrenze – erfüllen. Bürgermeister Heinrich könne nachvollziehen, dass auch Investor Schmidbauer hier „niemanden ausschließen“ wolle.
Die Zahlen im Landkreis FRG
Zudem werden im Neubaugebiet Aufeld derzeit sechs Sozialwohnungen fertiggestellt, vier weitere werden noch gebaut, ergänzt Heinrich. „Die Stadt unterstützt weiterhin private Investoren bei der Planung von Sozialwohnungen“, heißt es von Seiten der stv. Geschäftsführerin der Stadt, Caroline Obermüller. In Freyung seien insgesamt „bereits verhältnismäßig viele Sozialwohnungen vorhanden“. Laut Bauministerium gibt es in der Kreisstadt insgesamt 106 Sozialwohnungen, in Waldkirchen stehen 67, in Grafenau 65.
Johannes Greß