Freyung. Es fehlen „nur“ noch etwas mehr als 69.000 Euro. Dann dürfen sich die Freyunger Skateboard-Freunde, die vor wenigen Wochen eine Crowdfunding-Aktion für die Errichtung eines Skateparks ins Leben gerufen haben (da Hog’n berichtete), freuen. Klingt utopisch? Ist es wohl auch, wenn nicht noch ein Wunder – etwa in Gestalt eines gönnerhaften Magnaten – auftaucht. Die letzte Privat-Spende für das Projekt in Höhe von 100 Euro ist jedenfalls mehr als 14 Tage her. Aktueller Stand: 960 Euro. Der wiederholte Versuch, den Traum von der eigenen Skateanlage per gemeinschaftlicher Spendenaktion zu verwirklichen, scheint erneut im Sande zu verlaufen.
Eigentlich ist es ein Trauerspiel, was in Freyung die vergangenen Jahre über für Kinder und Jugendliche seitens der Stadt getan bzw. nicht getan worden ist. Während sich die Nachbargemeinden Grafenau und Waldkirchen mit dem Kur- und Erlebnispark „Bäreal“ bzw. mehreren gut-erhaltenen sowie neu-geschaffenen Spielplätzen schmücken dürfen, herrscht in der Kreisstadt – bis auf zwei städtische Kinderspielplätze – nahezu gähnende Leere, was das Angebot für Menschen ab drei Jahren aufwärts betrifft.
Doch für wen genau tut sich eigentlich was?
Es geht dabei nicht um Einrichtungen wie Eishalle oder Freibad, die gegen Bezahlung saisonal besucht werden können, sondern um frei zugängliche Plätze und Freizeitmöglichkeiten. Es geht hier auch nicht um den Freyunger Auenpark, den für Spazier- und Kneippgänger geschaffenen Erholungsraum unweit des Stadtkerns. Es geht um öffentliche Treffpunkte, an denen sich Eltern mit ihren Kindern aufhalten oder Jugendliche zwanglos zum gemeinsamen Sport treiben, Rumtollen oder Quatschen begegnen können.
Stattdessen haben die Stadtverantwortlichen in den letzten Jahren mehrere Millionen Euro in die erste Volksmusikakademie Bayerns investiert. Und werden weitere Millionen anlässlich der 2022 stattfindenden Landesgartenschau in die Hand nehmen. Zwei Projekte, die vor allem als Vorzeige-Objekte dienen und für entsprechende Außenwirkung sorgen sollen. Die gut fürs Prestige sind. Stichwort: „Hier tut sich was, hier rührt sich was!“
Doch für wen genau tut sich eigentlich was? Mit der Volksmusikakademie spricht die Stadt eine ganz bestimmte Klientel an: Menschen, die ein Faible für Volksmusik haben. Freyung profitiert von den Mieteinnahmen, ein paar Hotel- und Pensionsbesitzer vermutlich von einer höheren Bettenauslastung. Und einige Bäcker, Metzger und weitere Geschäftsleute von eventuell gesteigerten Umsätzen. Der Rest der Bürgerschaft? Darf sich über die neue Außenfassade des ehemaligen Langstadls freuen.
Die Landesgartenschau wird vermutlich auch wieder nur eine bestimmte Gruppe von Freyungern ansprechen. Wiederum die Hotel- und Pensionsbesitzer, weil viele Leute von außerhalb in die Stadt kommen und vielleicht hier nächtigen wollen. Gewiss auch die Restaurant- und Wirtshausbetreiber, die den Hunger der Gäste zu stillen versuchen. Bis auf ein paar hiesige Botanik-Liebhaber im gehobenen Alter dürfte das Großereignis auf dem Geyersberg wohl jedoch auch nicht die große Masse der einheimischen Bevölkerung tangieren.
Doch wo kein Wille da auch kein Weg?!
Das Argument also, dass die Skateboarder eine zu geringe Bevölkerungsgruppe repräsentieren würden, um sie in ihrem Vorhaben seitens der Stadt finanziell zu unterstützen, kann man demnach so nicht gelten lassen. Die Relationen zwischen nutznießender Bevölkerungszahl und Investitionskosten dürften in etwa ähnlich ausfallen wie bei den obigen Großprojekten. Noch dazu wenn man bedenkt, dass es gewiss auch für ein Skatepark-Projekt ausreichend Fördermittel aus EU-Töpfen gibt, die ein ausgewiesener Fördergeld-Beschaffungsmeister wie Freyungs Stadtoberhaupt Heinrich wohl mit einem kurzen Telefonat nach Brüssel anzapfen könnte. Ein Hog’n-Leser kommentierte dazu auf der Facebook-Seite unseres Onlinemagazins zuletzt recht treffend:
„Da sollte sich die Stadt doch ein wenig mit der eigenen Förderkulisse beschäftigen. Bewegungsförderung und Integration gehören zu den drei am stärksten geförderten Themen der aktuellen EU-Förderperiode. Das sinnvoll aufgezogen über eine Mischung aus Fördertöpfen zur ländlichen Raumentwicklung, Integration im Quartier und Sportstätte – und die Stadt kommt mutmaßlich wie Deggendorf beim Skatepark auf eine Förderquote von 70 bis 80 Prozent.“
Doch wo kein Wille da auch kein Weg?! Ein Eindruck, der sich angesichts der seit Jahren offensichtlich vergebenen Liebesmüh (da Hog’n berichtete) der jungen Skateboarder mehr und mehr erhärtet. Sie werden zwar von öffentlicher Seite immer wieder angehört, für ihr Engagement gelobt und es wird ihnen generös über den blonden Wuschelschopf gestreichelt – doch etwas Zählbares (sprich: entsprechende Mittel aus dem Stadtsäckel) will dabei bis dato nicht herausspringen. Sie haben schlichtweg keine Lobby, „diese jungen Leute mit ihren ausgefallenen Hobbys“, deren Wünsche, ja Flausen im Kopf, man auch nicht allzu ernst nehmen muss. Und gut schmücken lässt es sich mit einem Skatepark irgendwo am Rande der Stadt auch nicht so recht…
Nicht nur Sportstätte, sondern auch Jugendtreffpunkt
„Es stimmt schon“, sagte Crowdfunding-Initiator und Skatersprecher Ben de Smidt jüngst im Hog’n-Interview, „die Jugend muss etwas zurückstecken, wenn man vergleicht, wie viel Geld momentan in Freyung investiert wird“. Er finde es „schade“, dass seitens der Stadt nur die üblichen zehn Prozent Sportstättenförderung gewährt werden, „obwohl der Skatepark ja nicht nur als Sportstätte, sondern auch als Jugendtreffpunkt dienen soll“. Seiner Meinung nach könnten die Verantwortlichen ruhig „etwas mehr in die Tasche greifen als bei gewöhnlichen Sportanlagen, auf die nur der Verein Zugriff hat“.
Doch vielleicht ändert sich die Situation in absehbarer Zeit ja. Jetzt, da die Herren Heinrich und Gruber selbst väterliche Weihen erlangt haben. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und die Frage bleibt: Wann ist endlich die Jugend am Zug?
Kommentar: Stephan Hörhammer