Neuschönau. 1890 als kleine Schankwirtschaft eröffnet, hat der Landgasthof Euler schon so manch schwierige Phase überstanden. Und im Vergleich zu den beiden Weltkriegen erscheint die aktuelle Coronakrise wohl geradezu nichtig. „Wenn wir diese Delle nicht überstehen würden, hätten wir als Unternehmer etwas falsch gemacht“, stellt das Wirtsehepaar Mautner einhellig fest. So rückt die in unmittelbarer Nähe zum Lusen-Nationalparkzentrum samt Baumwipfelpfad gelegene Gastronomie nicht von ihrem Vorhaben ab, sich in Form einer siebenstelligen Investitionssumme deutlich zu erweitern.
Entstehen sollen auf einem Areal, das sich nicht in direkter Nachbarschaft, aber doch nur wenige Fußminuten vom Haupthaus im Neuschönauer Ortskern entfernt befindet, sechs chalet-ähnliche „Woidhäusl“ sowie ein größeres Gebäude mit 21 Appartements. Auch ein kleiner Wellnessbereich wird darin integriert sein. Wobei Chefin Daniela Mautner die Verhältnismäßigkeit dieser Wohlfühl-Oase betont: „Wir wollen eine Alternative schaffen, wenn das Wetter mal schlecht ist. Dass wir uns in Sachen Wellness nicht mit den großen Häusern in der Region vergleichen können, ist uns klar.“ Im etwas abgespeckten Spa-Bereich sind auch drei Saunen eingeplant. Der Clou an der Sache: das Ganze soll einem Wald nachempfunden sein. So kann man beispielsweise im Rachselsee in Miniaturform baden gehen.
Die Mautners haben den Familienbetrieb 2019 übernommen
Der Neubau wird auch einen direkten Verbindungsweg zur Gaststätte bekommen, wo sich auch in Zukunft das Hauptgeschehen abspielt, weshalb das historische Gebäude, in dem früher die Post untergebracht war, sowie dessen Umfeld weiter aufgewertet werden – u.a. mit zusätzlichen Parkmöglichkeiten. „Wir wollen eine geschlossene Einheit schaffen“, fasst Roland Mautner das Bauprojekt, das bis zum Sommer 2021 abgeschlossen sein soll, kurz und knapp zusammen. „Natürlich legen wir durch den Bau einen Fokus auf die Erweiterung. Das Zentrum wird aber weiterhin das Wirtshaus bleiben.“
Die enorme Summe, die der Familienbetrieb investiert – gerade in Zeiten, in denen die Gastronomie vielerorts coronabedingt ums Überleben kämpft -, ist einerseits möglich, da in der Vergangenheit solide gewirtschaftet wurde. Die Mautners können sich andererseits auch auf nachhaltig gewachsene Familienstrukturen und ein in den Genen verankertes Herzblut für die Beherbergung und Verköstigung von Gästen verlassen. Daniela Mautner, eine geborene Euler, übernahm mit dem Start ins Jahr 2019 die Gaststätte und führt diese nun in fünfter Generation. Ihr Mann Roland, gelernter Koch und Hotelfachmann, ergänzt das neue Führungsduo, das genau weiß, welche Geschichte das Haus mit sich bringt, jedoch auch stets die Zukunft im Blick hat. Und auch die beiden Töchter Sophia und Helena sind schon mit von der Partie.
„Wir nutzen nur das vorhandene Potenzial“
„Natürlich haben wir uns die Frage selber gestellt, ob wir nicht verrückt sind, in einer derart schwierigen Phase so viel Geld in die Hand zu nehmen“, gibt Roland Mautner offen zu. „Deshalb haben wir mit den Banken, der Regierung, dem Steuerberater und den Architekten auch mehrmals gesprochen. Wir alle haben dann miteinander beschlossen: den Kopf in den Sand zu stecken bringt nichts.“
Die dreijährige Planungszeit sowie damit einhergehende Kosten sollen nicht umsonst gewesen sein. Selbst ein neuerlicher Lockdown würde das Vorhaben zunächst einmal nicht gefährden, da der Neubau auf „eigenen, soliden Beinen steht“. Zudem glauben die Neuschönauer, dass Corona dazu führen wird, dass sich der „Urlaub dahoam“ zum längerfristigen Trend entwickelt und sie davon profitieren.
Auch die positive Richtung des Nationalparks sehen die Mautners als großes Faustpfand. „Ende der 2000er steckte die Region, was die Zahlen betrifft, touristisch betrachtet in Schwierigkeiten. Das hat sich jedoch deutlich gewandelt – vor allem wegen der Eröffnung des Baumwipfelpfades“, berichtet Daniela Mautner zuversichtlich. „Im Endeffekt nutzen wir nur das Potenzial aus, das bereits da ist.“
Helmut Weigerstorfer
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–> rund um das Großprojekt, das im Sommer 2021 abgeschlossen sein soll, führt die Familie Mautner ein Bautagebuch (einfach klicken)