Neuschönau. Seit einem Jahr gibt es das Projekt „DorfWaldgarten Neuschönau“ (da Hog’n berichtete). Mitten im Ort entsteht ein „essbarer Naturgarten“. Der Verein „Zeitwende“ möchte durch dieses Projekt allen Interessierten die so genannte Permakultur näher bringen und eine Gartenlandschaft nach dem Vorbild eines natürlich gewachsenen Waldes entstehen lassen. Jeder darf im DorfWaldgarten mithelfen, mitmachen, lernen – und sich Ideen für den eigenen Garten holen.
In unregelmäßigen Abständen berichtet das Onlinemagazin da Hog’n ab sofort darüber, was im DorfWaldgarten so alles passiert: Welche Projekte werden umgesetzt? Was wird gepflanzt, gesäht, geerntet? Das erste Gartenelement, das wir vorstellen möchten und das jeder im eigenen Garten nachbauen kann, ist ein sog. Kräuterkrater: eine Art tiefergelegte Kräuterspirale, in der man mittendrin sitzen kann. Kräuter werden dabei in einer rund angelegten Vertiefung gepflanzt, dazwischen ist Platz für Rosensträucher und Sitzgelegenheiten, um den farbigen und duftenden Kräutergarten auch genießen zu können.
Kraterform schützt Pflanzen vor Wind und sorgt für Wärme
„Nach den Prinzipien der Permakultur behandelt man alle Lebewesen mit Achtung und Respekt. Das gilt auch für die Menschen, die beim Projekt mitmachen. Sie sollen sich an der Vielfalt des Gartens mit allen Sinnen erfreuen können“, sagt Martina Kirchpfening, Vorsitzende des Vereins „Zeitwende“, und ergänzt: „In den Duft, das Grün, die Ruhe eintauchen, entspannen, den Blick über das Gelände genießen: deshalb der Kräuterverweilkrater!“ Der äußere Rand des Kraters bietet durch die unterschiedlichen Rosenarten, durch Thymian und Lavendel ein vielschichtiges Paradies für zahlreiche Insekten, erklärt Kirchpfening weiter. Diese Pflanzenarten können außerdem vielfältig in der Küche und Heilkunde verwendet werden. In der Permakultur werden Kraterformen vor allem in kühleren Regionen verwendet.
„Durch den Kraterrand wird die Mitte vor Wind geschützt und es entsteht auf kleinem Raum ein warmes, windberuhigtes Biotop, das sich von den umgebenden Klima- und Standortverhältnissen unterscheidet“, erklärt Lara Öpp vom Zeitwende-Verein, die sich vor der Umsetzung des Projektes genau über das Graben eines solchen Kraters informiert hat. Durch die Ausrichtung der Krateröffnung nach Süden werde eine sog. Sonnenfalle geschaffen, die Mensch und Pflanzen Wärme gibt, weiß Öpp.
Ziel des DorfWaldgarten-Teams ist es, ein sich selbst erhaltendes Pflanzensystem zu schaffen, das später mit möglichst wenig menschlichen Eingriffen auskommt. Deshalb werden mehrjährige, ausdauernde Pflanzen und Sorten, die selbst versamen und sich ausbreiten, bevorzugt. „Wir kombinieren dazu Pflanzengesellschaften, die unter den Bedingungen gedeihen, die wir vorfinden“, erklärt Öpp.
Lavendel und Thymian kommen mit kargen Böden klar
Der Boden im DorfWaldgrten ist typisch für die Region: sehr sandig, steinig und lehmig, er enthält wenig Humus, ist also relativ mager. Die Hanglage begünstigt zudem die Austrocknung durch Wind und Wassererosion. Starker Frost im lange andauernden Winter ist eine weitere Herausforderung.
„Wir wählen deshalb Pflanzen aus, die mit den Bedingungen im Woid klar kommen“, sagt Öpp. „Der Krateraushub wird zur Befestigung mit Wildrosen und alten Duftrosensorten bepflanzt.“ Dazwischen kommt Lavendel der Sorte Hidcote Blue. „Diese alte Sorte lockt mit ihren zahlreichen Blüten viele nützliche Insekten an, ist relativ anspruchslos und benötigt keinen zusätzlichen Winterschutz“, erläutert das Zeitwende-Mitglied.
Weitere geeignete Kräuter sind kriechender Thymian (Thymus praecox ssp. Articus), Bergbohnenkraut (Satureja montana), Deutscher Estragon (Artemisia dracunculus v.), Schottischer Liebstöckl (Ligusticum scoticum), Majoran (Origanum x majoricum), Kirgisischer Oregano (Origanum tythantum), Orangenminze (Mentha x piperita „Orangina“) oder ausdauernde Gartenkresse (Lepidium latifolium). Als weitere Duftkräuter kommen außerdem kriechende Kamillen wie die Römische Rasenkamille in Frage.
Lara Öpp empfiehlt, die Pflanzen bei regionalen Gärtnereien oder Baumschulen zu kaufen, die das Saatgut selbst unter den niederbayerischen Klima- und Standortbedingungen großziehen. „Gesunde Kräuter erkennt man beim Kauf daran, dass sie gleichmäßig gewachsen, nicht gelblich, vertrocknet oder welk sind“, erklärt sie. „Die Erde im Topf sollte leicht feucht und gut durchwurzelt sein. Weiße Wurzeln sind ein Zeichen für ein frisches gesundes Wurzelwerk. Faulig riechende Erde ist ein Zeichen für Staunässe, die sich negativ auf die Wurzel auswirkt.“
Ins Pflanzloch kommt Erde mit hohem Humusgehalt
Je nach Bodenbeschaffenheit kann es sinnvoll sein, den Mutterboden bei der Pflanzung etwas anzureichern, damit die Pflanze einen guten Start bekommt. Bei der verwendeten Erde sei es wichtig, auf einen hohen Humusgehalt – also einen hohen Anteil an abgestorbenem, organischem Material – zu achten, erklären die Gärtner im DorfWaldgarten.
Optimal ist Humuserde, also in gleichen Teilen gemischter Humus (oder Komposterde) mit Pflanzerde. Der Humus verbessert die Bodenqualität für eine frisch gepflanzte Pflanze, da er nicht nur neue Nährstoffe enthält, sondern auch Wasser gut speichern kann. „Eine qualitativ hochwertige Humuserde ist leicht feucht und krümelig“, sagt Lara Öpp. Aus ökologischen Gründen sollte man unbedingt darauf achten, torffreie und regionale Produkte zu kaufen.
Natürliche Unkrautregulierung durch Mulch und enge Pflanzung
Und wie schafft man es im Naturgarten unerwünschte Pflanzen fernzuhalten? „Eine gute Methode, um Wildkräuter zu beseitigen, ist das Mulchen“, erklärt Biolandwirtin Astrid Gelaudemans. „Dabei wird eine Schicht aus Stroh, altem Heu, Laub oder anderen Pflanzenresten auf dem Boden um die gewünschten Kräuter herum ausgebracht, um den darunter liegenden unerwünschten Pflanzen Licht zu entziehen.“
Durch diesen Lichtentzug können die bedeckten Pflanzen nicht weiterwachsen und sterben ab. Gleichzeitig schützt die Mulchschicht den Boden vor Wind und Austrocknung und führt dem Boden neue Pflanzennährstoffe zu. „Beim Mulch ist zu beachten, dass es kein Mulchgut sein sollte, das noch aktive Samen abgibt. Also zum Beispiel keinen diesjährigen Heuschnitt oder Ähnliches verwenden“, empfiehlt Gelaudemans.
Außerdem könne man bewusst sehr eng stecken, um unerwünschten Pflanzen möglichst wenig Raum zur Ausbreitung zu lassen. „So kann beispielsweise unter Lavendel kriechender Thymian gepflanzt oder Quendel gesät werden, der den Boden bedeckt und durch diese Beschattung kein Licht für andere Wildpflanzen lässt“, so die Biolandwirtin.
Wer Lust hat, sich am Entstehen des DorfWaldgartens zu beteiligen, kann jederzeit mitmachen und sich einfach beim Verein „Zeitwende“ melden. „Aktuell suchen wir auch nach Freiwilligen, die uns in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Projektorganisation unterstützen möchten“, sagt Vorsitzende Martina Kirchpfening.
Sabine Simon