Sonntag, 12. April: Die Ausgangsbeschränkungen bringen auch etwas Gutes mit sich – zumindest, wenn man den ernsten Hintergrund dieser Verbote kurz ausblendet. Der staatlich verhängte Hausarrest sorgt etwa dafür, dass manch Dachboden, Keller und Garage zuletzt entrümpelt wurde – und dass das ein oder andere Fotobuch nach einer halben Ewigkeit nun endlich zum Abschluss kam. Natürlich standen auch diese Aufgaben zuletzt auf meiner Tagesordnung. In einem der vielen, ruhigen Momente, die diese Tage mit sich bringen, habe ich mich aber auch an eine große Leidenschaft meiner Kindheit und Jugendzeit erinnert: an die Volksmusik und – damit unmittelbar verbunden – meine Zugharmonie, die in einer Ecke des Schlafzimmers auf bessere Zeiten gewartet hat. Es gab zuletzt nunmal andere Prioritäten – sportlicher, privater und beruflicher Natur.
Vom Koffer und von Staub befreit, war es an einem Märzabend dann endlich soweit – gemütlich im sonnigen Wintergarten sitzend, spielte ich nach einer gefühlten Ewigkeit einen mit der Quetschn auf. „Des is ebbs wia s’Foahradlfoahn – des valeansd ned“ – habe ich voller Überzeugung gesagt, als mich Verwandte und Bekannte in den vergangenen Jahren mehrmals darauf hinwiesen, dass ich doch wieder mal musizieren solle, ehe ich es verlerne. Glücklicherweise bestätigte sich meine steile These vor den erwartungsvollen Augen bzw. Ohren meiner Frau und meines kleinsten Fans, unserem Sohn. Ich griff in die Tasten – und bis auf einige, kleinere „Hänger“ und Fehlerchen kamen die Lieder (fast wie früher) aus mir hervorgesprudelt. Und ich fühlte mich erinnert an jene zurückliegenden Tage, als ich es liebte, mit diesem Instrument zu spielen – für mich allein, für meine Familie, aber auch bei kleineren Feierlichkeiten in meinem Heimatdorf.
Vorhang auf, Spot an – jetzt gibt’s was auf die Ohren
Auch das verlängerte Osterwochenende habe ich dazu genutzt, um an frühere „Glanzzeiten“ anzuknüpfen. Nach einigen Probestunden ist es mittlerweile wieder ein klein wenig Alltag geworden, dass ich die Harmonie in die Hände nehme – begleitet von einem kleinen, freudigen Augenpaar, dessen musikalische Vorlieben sich mehr und mehr zu herauskristallisieren scheint. Lange Rede, kurzer Sinn: Hier gibt’s eine kleine Kostprobe (eher ein Ohren- statt Gaumenschmaus) für alle Hog’n-Leser (und die, die es im Nachhinein hoffentlich auch noch werden wollen). Vorhang auf, Spot an, Fehlersuche aus. Der Alpbachmarsch, ein Klassiker meines Repertoires:
Helmut Weigerstorfer
________________
Im Rahmen des Hog’n-Corona-Tagebuches beschreiben die Hog’n-Redakteure Sabine Simon, Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer abwechselnd die Auswirkungen der sog. Corona-Krise auf ihr Privatleben, auf ihr Umfeld und die generelle Situation im Bayerischen Wald.