FRG. Am Samstag wurde bei einer Mitarbeiterin der Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH eine Infektion mit COVID-19 festgestellt. Landrat Sebastian Gruber und der ärztliche Leiter der Kliniken, Dr. Franz Schreiner, sowie dessen Stellvertreter Dr. Thomas Motzek-Noé haben tags darauf im Rahmen einer Pressekonferenz im Freyunger Landratsamt die Öffentlichkeit über die aktuelle Corona-Situation im Landkreis Freyung-Grafenau und die daraus notwendigen Maßnahmen für Arbeitsabläufe der Kliniken Am Goldenen Steig informiert.
Eingangs der Pressekonferenz berichtete Landrat Sebastian Gruber, dass es – Stand heute 11 Uhr – im Landkreis Freyung-Grafenau 20 positive, laborbestätigte Corona-Fälle gibt – nur eine Person davon befindet sich in stationärer Behandlung im Krankenhaus Grafenau. Die aus diesen 20 Fällen resultierenden 250 Kontaktpersonen befinden sich in häuslicher Quarantäne und wurden bereits getestet. Aktuell warten sie auf die Testergebnisse, müssen jedoch aufgrund überregional begrenzter Laborkapazitäten mit längeren Wartezeiten als bisher rechnen.
„Maßnahmen waren unumgänglich und wichtig“
Landrat Gruber verwies in diesem Zusammenhang nochmals auf die Notwendigkeit der Allgemeinverfügung der bayerischen Staatsregierung zur vorläufigen Ausgangsbeschränkung anlässlich der Corona-Pandemie vom vergangenen Freitag und dankte Ministerpräsident Markus Söder für dessen konsequentes Vorgehen. „Diese Maßnahmen waren unumgänglich und wichtig“, so Sebastian Gruber. Nur so können wir eine weitere Ausbreitung dieser Pandemie in Bayern verhindern. Der Landrat appellierte in diesem Zusammenhang nochmals an die Landkreisbevölkerung alle sozialen Kontakte auf ein Minimum herunter zu fahren und zu Hause zu bleiben.
Der stellvertretende ärztliche Leiter der Kliniken Am Goldenen Steig, Dr. Thomas Motzek-Noé, informierte anschließend über den Corona-Fall beim Klinikpersonal. Die Mitarbeiterin des Freyunger Krankenhauses befand sich aufgrund Krankheitssymptomen bereits seit vergangenem Montag nicht mehr im Dienst. Sie gehört keiner Risikogruppe (war nicht in Risikogebieten, hatte keinen Kontakt zu bestätigten Fällen) an und wurde, nachdem sie Symptome zeigte, umgehend untersucht und getestet. Sie befindet sich seit dieser Zeit in Quarantäne. Der Infektionsweg konnte bisher nicht geklärt werden.
Über die bereits getroffenen Schutzmaßnahmen in den beiden FRG-Krankenhäusern konnte der Ärztliche Leiter der Kliniken Am Goldenen Steig, Dr. Franz Schreiner, berichten. Durch die Klinikleitung ergingen aufgrund dieses Corona-Falles bereits gestern weitere Anordnungen zur Aufrechterhaltung des Krankenhausbetriebes an beiden Standorten wie z. B. das kontinuierliche Tragen eines Mundschutzes durch jeden Krankenhausmitarbeiter (eine frühere Anordnung dieser Schutzmaßnahme war deshalb nicht angezeigt, da diese Masken nicht in unbegrenzter Zahl zur Verfügung stehen und unter Berücksichtigung steigender Fallzahlen Ressourcen gespart werden müssen). Es konnten bereits alle Kontaktpersonen im Klinikumfeld (Mitarbeiter und Patienten) ermittelt und Abstriche auf COVID-19 durchgeführt werden.
Zeigen Mitarbeiter Symptome, bleiben sie grundsätzlich zu Hause in Quarantäne. Ein präventiver Test aller Mitarbeiter und Patienten in beiden Häusern ist in diesem Zusammenhang nicht notwendig. Es werden nur Kontaktpersonen zur Feststellung der Infektionsketten getestet.
In beiden Häusern bis zu 22 Beatmungsplätze
Die Versorgung der Patienten und Bevölkerung ist unverändert sichergestellt. Es werden ausreichend Betten und auch Beatmungsplätze vorgehalten. Für Angehörige gilt weiterhin das bereits bestehende Besuchsverbot, Ausnahmen bestehen nur für die Angehörigen von Sterbenden und für werdende Väter bei der Geburt. Angehörige können weiterhin Wäsche für Patienten in geeigneten Behältnissen an den Haupteingängen der beiden Krankenhäuser in dafür geeigneten Behältnissen am Klinikeingang beim Personal abgeben bzw. verschmutzte Wäsche mitnehmen. Diese Regelung gilt sowohl für Grafenau als auch für Freyung. Die Patienten der KVB Ambulanz sowie der chirurgischen Notfallambulanzen in Freyung können weiterhin das Krankenhaus aufsuchen, jedoch wurden an den Eingängen Einlasskontrollen installiert. Dr. Franz Schreiner appellierte nochmals eindringlich an die Bevölkerung die notwendigen Abstände beim persönlichen Kontakt mit anderen Menschen einzuhalten und auf gute Handhygiene zu achten.
Beide Ärzte wiesen nochmals darauf hin, dass in den Kliniken keine Abstriche auf persönlichen Wunsch der Bürger gemacht werden. Auch das Rettungsdienstpersonal trägt zum eigenen Schutz mittlerweile persönliche Schutzausrüstung, um so seine Funktionsfähigkeit nachhaltig abzusichern. Die Kliniken in unserem Landkreis sind auf steigende Corona-Patientenzahlen gut vorbereitet. Die Behandlung von Corona-Infizierten soll vorrangig im Krankenhaus Grafenau in einem Isolationsbereich erfolgen. Dort ist aktuell nur ein Bett belegt. Dieser Bereich kann modular bis zu 50 Betten ausgebaut werden. Ebenso stehen in beiden Häusern bis zu 22 Beatmungsplätze zur Verfügung. Durch die Absage elektiver OPs konnten Behandlungskapazitäten geschaffen werden, um zusätzliche Corona-Patienten bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Grund- und Regelbetriebs aufzunehmen. Man arbeitet mit abgegrenzten Personalpools – aktuell noch freie Personalkapazitäten befinden sich als mobile Reserve zu Hause in Rufbereitschaft.
Abschließend berichtete Landrat Gruber über die bereits laufenden organisatorischen Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung am Landratsamt. So wurde bereits am 4. März eine Koordinierungsgruppe eingerichtet und mit Feststellung des landesweiten Katastrophenfalls in eine Führungsgruppe Katastrophenschutz übergeführt. Das Landratsamt betreibt ein Bürgertelefon und informiert verstärkt und gezielt über seine Homepage und auf Facebook. Seit vergangenem Freitag wurde eine örtliche Einsatzleitung bestellt und eine gemeinsame Sanitäts-Einsatzleitung für das Gebiet des regionalen Rettungszweckverbandes in Passau eingerichtet. Der Landkreis hat bereits in eigener Regie Schutzkleidung und Beprobungsmaterial beschafft und weitere Bedarfsmeldungen an die staatlichen Stellen abgegeben. Erste Lieferungen sind bereits eingetroffen und die Mitarbeiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz regeln deren Verteilung. „Wir werden auf die davon betroffenen Einrichtungen direkt zukommen“, so Landrat Gruber.
Gefahr nicht sichtbar, aber dennoch vorhanden
Sebastian Gruber dankt allen Beschäftigten in systemkritischer Infrastruktur für deren Engagement und Einsatz. Er appelliert an alle Menschen im Landkreis zusammenzuhalten, insbesondere da die konkrete Gefahr nicht sichtbar, aber dennoch vorhanden ist. Landrat Gruber bedauert, dass es im Umfeld von positiv getesteten Personen bereits zu negativen Reaktionen gekommen ist, sobald die Tatsache in der näheren Umgebung bekannt geworden ist. Diese Menschen verdienen unsere Solidarität und Unterstützung. „Das Letzte, was wir hier jetzt brauchen, ist Misstrauen oder gar Ausgrenzung“, so Sebastian Gruber.