Donnerstag, 2. April: Freunde auf ein Bier treffen, Kaffeklatsch mit der Verwandtschaft: In Zeiten der Coronakrise ist das nicht erlaubt. Was aber nicht bedeutet, dass wir all diejenigen, die wir nicht treffen, aus den Augen (bzw. den Ohren) verlieren. Ich habe sogar den Eindruck, dass momentan mehr geredet, geratscht, geschrieben und auch geschenkt wird als vor den Ausgangsbeschränkungen…
Vorgestern stand eine kleine Geschenkschachtel vor unserer Tür: Meine Cousine hatte auf dem Heimweg kurz angehalten und sie abgestellt. Darin fanden wir einen Brief, ein Foto – und Schokolade. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, heißt es. Derzeit zeigen solche Gesten: Da draußen sind Menschen, die an uns denken, auch wenn wir sie gerade nicht treffen können. Dieses kleine Geschenk ist nur ein Beispiel dafür.
Video-Anrufe bei der Oma: Schau mal!
Kontakt zur Außenwelt lässt sich auf so viele Arten halten. Der wohl klassischste: das Telefon. Dabei fällt auf: Wir telefonieren auch mit Leuten, bei denen wir uns schon ewig mal wieder melden wollten – und es (aus irgendwelchen, meist fadenscheinigen Gründen) jedoch nicht getan haben…
Beliebter denn je sind in diesen Tagen Video-Anrufe: Die Kinder können so die Oma auf dem Bildschirm des Laptops, Smartphones oder Tablets sehen – und ihr zeigen, was sie gerade gemalt oder gebastelt haben. Selbst das Feierabendbier kann man übrigens gemeinsam trinken – per Videoschalte sogar mit allen Kollegen gemeinsam.
Wir schreiben außerdem über etwaige Social-Media-Kanäle gefühlt hunderte Nachrichten am Tag. Auch an Leute, die wir bis vor Kurzem noch gar nicht kannten – bei mir ist das die Gruppe der engagierten Näherinnen, die alle ehrenamtlich Mundschutz-Masken anfertigen und sich gegenseitig Tipps geben.
Auch der Kindergarten ist jeden Tag präsent
Ein weiteres wunderschönes Beispiel, wie sehr die Leute derzeit aneinander denken, sich helfen und sich kleine Aufmerksamkeiten zukommen lassen, ist auch unser Kindergarten: Die Erzieherinnen versorgen uns per Email jeden Tag mit Basteltipps und Spielideen, damit den Kindern daheim nicht langweilig wird.
Und seit ein paar Tagen kommen sie sogar zu uns ins Wohnzimmer und lesen Geschichten vor. Natürlich sind sie nicht physisch anwesend, sondern nur in Videoclips zu sehen, die sie für die Buben und Mädchen ins Netz stellen. Dann sitzen meine Jungs vor dem Fernseher und „spielen“ quasi Kindergarten: Wir machen zusammen Morgenkreis – und danach liest die Kindergärtnerin im Fernsehen eine Geschichte vor.
Für diese schönen Ideen wollen sich Kinder und Eltern nun bedanken und basteln an einer Überraschung fürs Kindergartenpersonal. Solch gemeinsame Aktionen, die zwar nicht im Beisein aller an einem Ort stattfinden, aber bei denen alle ihren Teil beitragen, klappen auch ohne persönlichen Kontakt ganz prima. Jeder macht mit, alles ist schnell organisiert. Und am Ende bleibt das gute Gefühl: Die Leute um einen herum halten zusammen.
Sabine Simon
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Im Rahmen des Hog’n-Corona-Tagebuches beschreiben die Hog’n-Redakteure Sabine Simon, Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer abwechselnd die Auswirkungen der sog. Corona-Krise auf ihr Privatleben, auf ihr Umfeld und die generelle Situation im Bayerischen Wald.