Haidmühle/Neureichenau. „Wahnsinn“, „Wia bled is da Mensch“, „Do kimmt koana durch“ – die Reaktionen der Hog’n-Leser auf der Facebookseite des Onlinemagazins auf das dort jüngst gepostete Foto einer kilometerlangen Blechlawine hinauf zum Dreisesselberg reichen von Unverständnis bis hin zu Spott und Häme. Es zeigt eine dreispurige Autoschlange in Richtung des 1.333 Meter hohen Gipfels, die an eine Stau-Blechlawine auf deutschen Autobahnen gegen Ende der Ferienzeit erinnert. Am Sonntagnachmittag machte Hog’n-Informationen zufolge die Polizei die Bergstraße dicht, ließ keine Fahrzeuge mehr nach oben. Nun meldet sich das Landratsamt zu Wort.
„Der Dreisessel erfreut sich bei Wanderern und Freizeitsportlern zunehmender Beliebtheit. Bei schönstem Winterwetter hat dies am vergangenen Sonntag jedoch zu chaotischen Zuständen geführt, auch die Bergwacht stand im Stau“, leitet die Behörde ihre Pressemitteilung zum (wiederholten) montanen Verkehrswirrwarr rund um den hochfrequentierten Bayerwald-Berg ein. „Die Straße zum oberen Dreisesselparkplatz war teilweise am linken und rechten Fahrbahnrand zugeparkt, dazwischen versuchte eine Vielzahl von Autos ihr Ziel zu erreichen. Das Ergebnis: kein Durchkommen mehr für Einsatzfahrzeuge.“
Notmaßnahme: Feuerwehr sperrt Zufahrtsstraße, wenn…
„Jeder, der sein Auto außerhalb der ausgewiesenen Parkflächen einfach am Straßenrand abstellt, blockiert potenziell Rettungseinsätze. Diese Straße ist der einzige Zufahrtsweg für Sanka, Notarzt, Feuerwehr und Bergwacht. Das muss sich jeder Autofahrer klarmachen, der am Dreisessel wild parkt“, teilt das Landratsamt in Freyung tags darauf mit. Zudem sei dieses Verhalten illegal: „Das Parken am Fahrbahnrand außerhalb geschlossener Ortschaften ist generell verboten; das gilt auch ohne Halteverbotsschilder und müsste jedem Führerscheininhaber bekannt sein“, weist die Straßenverkehrsbehörde auf die Rechtslage hin. Wenn ein Mensch zu Schaden komme, da die Einsatzwege durch illegale Parker wie am vergangen Wochenende verstopft sind, könne dies erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Wer hier am Fahrbahnrand stehen bleibe, löse eine Kettenreaktion aus und gefährde im Falle des Falles Menschenleben. Weder der Notarzt noch Feuerwehr oder Bergwacht könnten in einer akuten Notsituation ans Ziel kommen. „Liegt ein Mensch hilflos im Gelände, kann er auch nicht zum Hubschrauber gebracht werden, wenn das Bergwachtfahrzeug nicht auf den Dreisessel hochkommt, weil die einzige Zufahrtsstraße zugeparkt ist“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Am oberen Parkplatz sind dem Landratsamt zufolge noch freie Parkplätze vorhanden gewesen, die jedoch niemand mehr hätten anfahren können.
Auf Initiative von Landrat Sebastian Gruber, so ist der Mitteilung weiter zu entnehmen, haben sich am Montagvormittag nun die Vertreter der betroffenen Fachstellen und Kommunen zu einer Besprechung getroffen, um zusätzliche, kurzfristige Maßnahmen gegen die chaotischen Zustände unter dem Dreisessel zu besprechen. „Die bereits angebrachte Beschilderung hat augenscheinlich keine Abhilfe gebracht“, kommentiert die Behörde.
Vor allem die kommenden Tage bis zum 6. Januar würden wieder viele Besucher auf den Dreisessel locken. Als kurzfristige Notmaßnahme werde nun die Feuerwehr die Zufahrtsstraße zum Dreisessel-Parkplatz sperren, sobald dort die Parkplätze belegt seien. „Die Autofahrer haben die Anordnungen der Feuerwehr zu befolgen, sie haben ihre Grundlage in einer Anordnung des Landratsamtes.“
Geprüft werde insbesondere eine Schranke
Für eine dauerhafte Abhilfe untersuche man nun seitens des Landratsamts, ob eine geeignete technische Lösung geschaffen werden könne. Da die Zufahrtsstraße acht Kilometer lang und die Topografie äußerst schwierig sei, ist gemäß der Behörde eine individuelle Lösung speziell für die Verhältnisse am Dreisessel notwendig. Geprüft werde insbesondere eine Schranke. Dieses Modell stoße jedoch u. a. auf rechtliche Probleme, da die Zufahrtsstraße als Kreisstraße (anders als eine Mautstraße) öffentlich zugänglich sein müsse.
„Aber auch technische Lösungen und Kontrollen können nicht funktionieren, wenn sich die Autofahrer nicht an die Regeln halten. Die Parkkapazitäten werden in der freien Natur zwangsläufig immer beschränkt bleiben“, fasst Judith Wunder, Sprecherin des Landratsamtes Freyung-Grafenau, das Fazit des Besprechungstermins zusammen. Die bisherigen Erfahrungen – auch andernorts – hätten gezeigt, dass sich die Probleme mit jeder Maßnahme weiter verlagern. „Wir appellieren daher an jeden einzelnen Autofahrer, sich an die Verkehrsregeln zu halten und nicht einfach am Fahrbahnrand zu parken. Jeder kann auf die Hilfe von Rettungskräften angewiesen sein. Deshalb gilt: Eine Rettungsgasse nicht unmöglich machen und nicht außerhalb der ausgewiesenen Parkplätze stehen bleiben.“
da Hog’n