Waldkirchen/Freyung. Online-Petition, Demonstration am kommenden Sonntag, extra gegründete Facebook-Seiten – die Stadt Waldkirchen wehrt sich mit Händen und Füßen gegen das mögliche Aus seines Krankenhauses. Der Strukturbericht des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes (BKPV) hatte dazu geraten, dass die medizinische Versorgung im Landkreis Freyung-Grafenau auf die Standorte in Grafenau und Freyung konzentriert werden sollte, was in Waldkirchen freilich nur wenig Anerkennung gefunden hat. In einer Pressemitteilung gibt das Landratsamt Freyung-Grafenau nun eine Erklärung ab, warum der Standort in der größten Stadt des Landkreises nicht gehalten werden kann – aus wirtschaftlicher Sicht. LRA-Pressesprecherin Judith Wunder beantwortet zehn Fragen in Sachen Krankenhaus Waldkirchen:
Warum soll die Entscheidung die Entscheidung zur Konzentration auf zwei Standorte jetzt getroffen werden?
Es besteht Handlungsbedarf. Jetzt müssen die Weichen gestellt werden für eine hohe medizinische und pflegerische Qualität, den Verbleib in der Hand des Landkreises und den Erhalt der Arbeitsplätze für die Beschätigten. Noch haben wir es in der Hand, die notwendigen Entscheidungen zu treffen und uns auf die Anforderungen des Krankenhausreformgesetzes einzustellen.
Hinzu kommt: In Waldkirchen stehen dringende Sanierungsarbeiten an, um die hohe Versorgungsqualität auch nur erhalten zu können. Die Hygienevorschriften werden immer strenger, hier müssen hohe Auflagen erfüllt werden, die viel Geld kosten. Die gegenwärtige Struktur macht zudem sehr viele kostenintensive Doppelvorhaltungen notwendig. Hinzu kommt, dass es schon jetzt sehr schwierig bis unmöglich ist, einzelne Stellen mit qualifiziertem ärztlichen und pflegerischen Personal zu besetzen.
„Sollte das Defizit steigen, bliebe kaum Zeit für Reaktionen“
Noch können die Kliniken und der Landkreis aus einer Position der Stärke handeln und aus eigener Kraft die Zukunft gestalten. Denn sollte das Defizit steigen, bliebe kaum noch Zeit für sinnvolle Reaktionen. Die Kliniken gGmbH soll auf keinen Fall Übernahmekandidat für private Klinikgesellschaften werden, die dies andernorts schon der Fall war.
Warum soll eine Privatisierung der Kliniken vermieden werden?
Klinikleitung und Landkreis werden alles tun, um die Kliniken in kommunaler Hand zu halten. Eine Privatisierung würde Sparmaßnahmen, Arbeitsplatzverluste und gravierende Umstrukturierungen zur Folge haben. Das zeigt die Erfahrung in anderen Landkreisen. Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Bürgern, Mitarbeitern und Patienten. Diese Verantwortung wollen wir zum Wohle aller in einer zeitgemäßen kommunalen Struktur wahrnehmen.
Wie hoch sind die Sachkosten in Waldkirchen, die durch die Konzentration auf nur noch zwei Standorte in Grafenau und Freyung gespart werden können? Wie wirkt sich das auf die Kliniken konkret aus?
Die kompletten Sachkosten am Standort Waldkirchen betragen 3.555.000 Euro.
30 Prozent der Waldkirchener Patienten fallen komplett weg
Wie viele Patienten könnten die Kliniken womöglich verlieren? Mit welcher Größenordnung rechnen Sie hier?
Wir gehen davon aus, dass allenfalls aus dem Nachbarlandkreis Passau weniger Patienten in unsere Häuser kommen werden. Das entspricht maximal 30 Prozent der Waldkirchener Patienten. Dieser Wegfall ist in die der Entscheidung vorausgehenden Berechnungen einbezogen.
Wie werden sich die geplanten Veränderungen auf das Betriebsergebnis auswirken?
Erste Berechnungen zeigen, dass sich unter Berücksichtigung der zu erwartenden Patientenverluste im Verhältnis zu den möglichen Kosteneinsparungen ein positiver Deckungsbeitrag für das Betriebsergebnis von rund 800.000 Euro jährlich erzielen lässt.
Was geschieht mit den Fördermitteln, die für den Umbau in Waldkirchen schon genehmigt worden sind?
Eine Übertragung der Fördermittel ist nicht möglich. Jedoch wurde in Aussicht gestellt, dass die zugesagten Fördergelder im Landkreis verbleiben. Zudem besteht die Perspektive, dass die Kliniken zusätzliche Mittel aus dem neuen Strukturfonds erhalten könnten. Die letzte Entscheidung darüber wird durch den Ministerrat getroffen.
Wenn alle Mitarbeiter bleiben können – wie soll denn dann gespart werden?
Alleine in den nächsten fünf Jahren werden aufgrund der Lebensaltersstruktur in unseren Kliniken rund 55 Vollkräfte und in weiteren fünf Jahren nochmals 87 Vollkräfte in Rente gehen. Wir brauchen alle aktuellen Mitarbeiter, um diese Situation bewältigen zu können.
„Bauliche Veränderungen deutlich unter den Kosten Waldkirchens“
Welche baulichen Veränderungen müssen in Freyung vorgenommen werden? Wie hoch belaufen sich hier die Kosten?
Im Moment gibt es freie Kapazitäten in Freyung. Mittelfristig sind bauliche Veränderungen sicherlich nötig. Sie werden aber – das kann bereits sicher festgestellt werden – deutlich unter den Kosten liegen, die für die notwendige Sanierung eines Akutstandortes in Waldkirchen anfallen würden.
Wann soll der Umzug nach Freyung stattfinden?
Zunächst einmal hat der Kreistag das Wort. Danach beginnen die konkreten Planungen. Realistisch ist eine derartige Veränderung innerhalb von 2 bis 3 Jahren.
Wie kann ein Umbau für die Umnutzung in Waldkirchen aussehen und finanziert werden?
Wir sehen insbesondere aufgrund der demographischen Entwicklung ein erhebliches Potenzial für ein geriatrisches Zentrum; auch bereits vorliegende Konzepte im Bereich einer Palliativ-, Onkologie-, und auch Hospizversorgung werden weiter verfolgt und rechtlich geprüft. Um die ambulante Notfallversorgung vor Ort zu gewährleisten, soll ein Facharztzentrum entstehen. Sobald die politischen Weichen gestellt worden sind, können auch die Finanzierungsmodalitäten erarbeitet werden. Durch das neue Krankenhausstrukturgesetz sind für die Umnutzung in Waldkirchen, wie auch evtl. Baumaßnahmen an den beiden anderen Standorten hohe Förderungen in Aussicht gestellt.
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Indes teilt die Stadt Waldkirchen per E-Mail mit:
- Unterschriftenlisten können noch bis Montag, 22. Juni, 10 Uhr im Waldkirchner Rathaus abgegeben werden. Solange ist auch das Votum im Internet auf der Homepage der Stadt freigeschaltet.
- die Teilnehmer an der Demonstration am Sonntag, die mit dem eigenen Auto anreisen, werden gebeten, die Parkplätze an der Peripherie (Kletterpark, Schulen, Supermärkte) zu benutzen. Auf keinen Fall sollte das Krankenhaus angefahren werden.
- zur Kreistagssitzung am Montag, 22. Juni, wird für die Beförderung von interessierten Bürgern folgender kostenloser Service angeboten: Busse (ein 61-Sitzer, zwei 9-Sitzer) ab Zentraler Omnibusbahnhof, Abfahrt 13 Uhr; Schienenbus zusammen mit Ilztalbahn (ca. 130 Sitzplätze) ab Bahnhof Waldkirchen ebenfalls Abfahrt 13 Uhr; Rückfahrtszeitpunkt ist offen und orientiert sich am Ende der Kreistagssitzung
Eigentlich wissen wir schon seit Jahrzehnten, dass wir uns keine 3 Krankenhäuser leisten können. Aber warum jetzt nach nachdem
wir soviele Millionen inverstiert haben.Hat Waldkirchen nun einen
Bürgermeister der für einige Leuten nicht mehr die richtige Partei
hat?
Liebe Kreistagsmitglieder,
ich appeliere an Sie, sich für eine so gravierende Entscheidung – wie dies die Schliessung des Krankenhauses für Waldkirchen ist – mehr Zeit zu nehmen als Landrat S. Gruber. Solch eine Entscheidung bedarf einer intensiven Sachkundeprüfung und Diskussion, in die auch die betroffenen Bürger einbezogen werden muessen. Ansonsten droht ein Riss durch den Landkreis, der sich über eine lange Zeit nicht mehr reparieren laesst. Vielen Dank.
Mit besten Grüssen
W. Krompass
Das sollte man wissen: Es ist nicht besonders schmeichelhaft, wenn ein Krankenhaus schwarze Zahlen schreibt, denn der Patient ist am lukrativsten, für den wenig fachliche Leistung wegen der eingeschränkten Ausstattung des Krankenhauses getan werden kann und der bald stirbt. Dann macht er die wenigsten Kosten, denn die Krankenkassen bezahlen nach der Schwere der Krankheit und die unbezahlte Nachbehandlung ist nicht mehr erforderlich.