Karlsbach. Vor eineinhalb Jahren hat das Onlinemagazin da Hog’n Mirjam und Bernhard Altendorfer auf der Baustelle in Karlsbach besucht: Sie haben das ehemalige Gemeindehaus aus dem Jahr 1882 von Grund auf saniert und renoviert. Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit sind sie nun eingezogen – und rundum zufrieden mit ihrem geräumigen, geschichtsträchtigen und charaktervollen Eigenheim.
Eine Klingel gibt es noch nicht an der Tür des großen Gebäudes. Innen fehlen noch Fußleisten und weitere Kleinigkeiten. „Und ich brauch unbedingt noch ein paar große Pflanzen“, sagt Mirjam Altendorfer und lacht. Die Räume in ihrem frisch bezogenen Haus sind so enorm, dass ihre aus der alten Wohnung mitgebrachten Pflanzen quasi gar nicht auffallen. Insgesamt 250 Quadratmeter Wohnfläche stehen der Familie nun zur Verfügung. Bald teilen sie sich diese zu viert: Mirjam ist schwanger, erwartet schon bald ihr zweites Kind.
„Er hat noch nie einen so dichten Altbau gesehen“
Rechtzeitig vor der Geburt hat der Umzug also geklappt – jedoch ein Jahr später als ursprünglich geplant. Ihr Mann Bernhard hat in der ehemaligen Wohnung gemeinsam mit ein paar Helfern alles zusammengepackt und es in die neue Bleibe transportiert. Praktischerweise musste er Möbel und Hausrat nur wenige Meter weit tragen, denn: Mirjams Eltern leben direkt nebenan, das Paar hatte bei ihnen bis dato eine Wohnung bezogen.
Daher war es für die Altendorfers auch kein Problem, dass die Kernsanierung ihres neuen Heimes länger dauerte als ein Neubau nach Standardmaß. Es wäre freilich schneller gegangen, das uralte Gebäude abzureißen und ein neues auf das tausend Quadratmeter große Grundstück zu stellen. Mirjam ist sehr froh darüber, dass sie sich für die komplizierte Variante entschieden haben. Nun ist das Haus auf dem modernstem Stand der Technik, gedämmt und schön eingerichtet. „Der Energieberater hat gesagt, er hat noch nie einen so dichten Altbau gesehen“, freut sich Mirjam. Trotzdem bleibt es ein Haus mit Charakter und Geschichte: Das Büro der Lehrerin und des Projektleiters befindet sich in einem alten Gewölbekeller.
„Es hat alles so geklappt, wie wir es uns vorgestellt haben“, sagt Mirjam. „Ohne größere Probleme oder Pannen.“ Nur ganz am Anfang, als die Baufirma fast alle Innenwände herausriss, habe sie etwas Angst verspürt – „dass alles einbricht und wir vor einem Schutthaufen stehen“, erzählt sie. Doch das alte Gemäuer hat gehalten. An ein paar Stellen im Haus haben Mirjam und Bernhard Altendorfer es freigelegt – so ist immer ersichtlich, dass ein ganz altes Grundgerüst hinter dem frisch renovierten Bauwerk steckt.
Wäre ein Neubau kostengünstiger gewesen?
Wenn sie nun Bilanz ziehen und die Kosten für die Sanierung des Altbaus mit einem Neubau vergleichen, stünden sie nicht schlechter oder besser da, sagt Mirjam.
„Wir haben Geld aus der Dorferneuerung erhalten, außerdem einen günstigen KfW-Kredit„, berichtet sie. Zudem seien Grundstück und Gebäude mit 33.000 Euro Kaufpreis vor fünf Jahren ein echtes Schnäppchen gewesen. Unterm Strich hätte Familie Altendorfer daher ein so großes Haus nicht zum selben Preis neu errichten können. Der einzige Vorteil eines Neubaus, den sie erkennt: „Die Kosten lassen sich im Vorfeld besser kalkulieren.“
Dass sie eine Förderung im Rahmen der Dorferneuerung in Anspruch nehmen konnten, war nicht nur ein finanzieller Vorteil, sagt Mirjam. „Das Amt für Ländliche Entwicklung hat uns während der Renovierung auch viele Tipps gegeben.“ Wer an dem Programm der Dorferneuerung teilnimmt, müsse alle Pläne einreichen. Das ALE habe bei manchen Vorhaben auch gewisse Vorgaben gemacht: Die Altendorfers ließen beispielsweise Fenster vom Schreiner anfertigen, damit der Charakter des Hauses erhalten bleibt.
Ein paar Investitionen stehen in den nächsten Monaten noch an: Im Essbereich hätte noch ein größerer Tisch Platz, an den freistehenden Küchenblock soll ein Schreiner noch einen Tresen aus Altholz anbauen. „Wir haben das Holz vom ehemaligen Stall aufbewahrt“, erzählt Mirjam. Es muss nun trocknen und soll der modernen Küche bald einen ganz besonderen Charakter verleihen.
Sabine Simon