Waldkirchen. Spekulationen beendet: Auf dem Areal an der Ringmauerstraße im Zentrum Waldkirchens, auf dem früher der Edekaladen „Setzer“ heimisch war, wird eine Erweiterung des angrenzenden Parkhauses sowie ein „Bäckereifachgeschäft samt Café und einem Lebensmittel-Nahversorgungskonzept“ entstehen. Das hat der Besitzer des Grundstücks (Familie Huber vom Modehaus Garhammer), am Freitag in einer „Presseerklärung“ mitgeteilt. Diese offizielle Benachrichtigung ist gleichzeitig das Ende aller Gerüchte, die zuletzt in Waldkirchen die Runde machten. Über genau dieses „Leidg’schmatz“, über die Umsetzung des Vorhabens sowie die Rolle seines Betriebs in der Waldkirchener Geschäftswelt spricht Johannes Huber, einer von zwei Geschäftsführern des Modehauses Garhammer, im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“. (Am Ende dieses Berichts haben wir aus Transparenzgründen zudem die etwas „schwierige“ Recherche, was dieses Thema betrifft, näher erklärt und dokumentiert.)
Herr Huber: Was genau ist auf dem Gelände des ehemaligen Edeka-Ladens „Setzer“ geplant?
Das Parkhaus wird komplett saniert und aufgestockt. Zusätzlich entsteht eine Einzelhandelsfläche hin zur Ringmauerstraße. Die Genießerbäckerei Pilger wird diese Fläche anmieten und dort eine Bäckerei mit Café sowie eine Lebensmittelnahversorgung betreiben.
„Gerüchte gab es durch die lange Zeit des Leerstands viele“
Von welchem finanziellen Umfang sprechen wir bei diesem Vorhaben?
Die Kosten bewegen sich im mittleren einstelligen Millionenbereich. Die Bauarbeiten sollen spätestens im September 2017 abgeschlossen sein. Das Parkhaus wird von rund 200 auf 250 Stellplätze erweitert, wobei hundert neue Stellplätze entstehen – und durch die Verbreiterung der bereits vorhandenen Stellplätze im Bestand 50 wegfallen. Die Einzelhandelsfläche wird rund 400 Quadratmeter messen. Während der Bauzeit stehen immer mindestens 150 Parkplätze zur Verfügung.
Haben Sie die Gerüchte rund um ein mögliches Stadthotel ebenfalls vernommen – und wenn ja: wie bewerten Sie diese?
Gerüchte gab es durch die lange Zeit des Leerstands natürlich viele – von einem ‚Stadthotel‘ habe ich persönlich nie gehört. Wir haben mit verschiedenen Interessenten gesprochen und sind sehr froh, dass wir mit der Familie Pilger jetzt jemanden gefunden haben, der perfekt zu uns passt und überdies hinaus durch die Nahversorgung mit Lebensmitteln einen wichtigen Beitrag für das Zentrum von Waldkirchen leistet.
Sind weitere Bauarbeiten rund um das Modehaus Garhammer geplant?
Kleinere Umbauten im Haus gehören in einem Modehaus dazu. So haben wir gerade eine neue Hallhuber-Fläche in der Damenabteilung eingebaut. Das nächste, etwas größere Projekt ist die Modernisierung der Herrenfläche für Freizeitmode, die wir ab nächster Woche beginnen. Ziel ist es, neben der besseren Darstellung der Marken die Aufenthaltsqualität auf dieser Fläche nochmals zu erhöhen. Größere Projekte planen wir aber derzeit nicht.
„Von uns können Geschäfte im Zentrum eher profitieren“
Nimmt der Garhammer-Komplex, wie einige Stimmen behaupten, nicht eine allzu große, ja fast übermächtige Rolle in Waldkirchen ein? Beziehungsweise: Werden nicht andere Unternehmer durch die Expansionen Garhammers mehr und mehr „an den Rand“ gedrängt? Wie sehen Sie das?
Ich denke nicht, dass wir andere Geschäfte im Zentrum durch unsere Größe gefährden. Im Gegenteil – wir haben im Schnitt rund 1.000 zahlende Kunden täglich bei uns im Haus, davon können andere Geschäfte im Zentrum und der Standort Waldkirchen eher profitieren, als dass sie davon negativ betroffen werden. Seit der Eröffnung unserer hauseigenen Gastronomien im Jahr 2013 haben sich am und um den Marktplatz ebenfalls wieder einige neue Gastronomen angesiedelt. Ein gutes Beispiel dafür, dass ein Standort insgesamt attraktiver wird, wenn Neues entsteht. Gleiches ist ja auch in Freyung mit der Eröffnung des Stadtplatzcenters und den umliegenden Gastronomien gelungen.
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Betrieb alles Gute.
Interview: Helmut Weigerstorfer
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Das Hog’n-Recherche-Hintergrund-Rauschen
Das Verfassen bzw. Bearbeiten dieses Artikels hat (handgestoppte) 30 Minuten gedauert. Wenig Arbeit für einen am Ende inhaltlich doch recht interessanten und lesenswerten Bericht über die Zukunft Waldkirchens? Weit gefehlt! Denn wie so oft im Leben eines Journalisten war die Vorarbeit für dieses (schriftliche) Interview mit Garhammer-Chef Johannes Huber aufwendiger als der Außenstehende glauben mag. Und weil es im Rahmen unserer Recherche zu Situationen gekommen ist, die uns nachdenklich gestimmt haben, wollen wir die einzelnen Schritte hier etwas genauer darstellen.
„Wir brauchen keine aus Freyung gesteuerte Seite“
„Hast Du’s schon gehört? Gegenüber vom Modehaus Garhammer soll ein Stadthotel gebaut werden?“ Dieses Gerücht kursierte zuletzt in Waldkirchen – und wurde auch an uns herangetragen. Nachdem wir den Informanten als seriös eingestuft hatten, haben wir sogleich bei demjenigen nachgefragt, der eigentlich am besten wissen müsste, was in der größten Stadt des Landkreises Freyung-Grafenau so los ist – bei Bürgermeister Heinz Pollak. Dessen doch recht knapp gehaltenen Antworten haben wir nach seiner schriftlichen Rückmeldung im Bericht „Waldkirchener Gerüchte: Was wird aus dem früheren Edeka Setzer?“ verarbeitet.
Die ersten Reaktionen ließen nach der Veröffentlichung dieses Artikels nicht lange auf sich warten: Während wir einen (vermeintlich) anonymen Kommentar auf hogn.de von einem gewissen „Waldkirchner mit Leib und Seele“ erhalten haben, den wir aufgrund seiner hinterlassenen IP-Adresse einem der Redaktion bekannten Behördenmitarbeiter zuordnen konnten, ging es insbesondere auf der Facebook-Seite „Du kommst aus Waldkirchen, wenn Du…“ heiß her. Unter dem von Hog’n-Redakteur Helmut Weigerstorfer geposteten „Setzer“-Bericht war vor allem die Informationspolitik der Stadtverwaltung Thema. Auch wir stellten uns die Frage, ob dem Onlinemagazin „da Hog’n“ (eventuell bewusst) Informationen vorenthalten worden sind. Ein Kommentar von Waldkirchens Tourismus-Chef Michael Hobelsberger lässt diese Vermutung erhärten: „Wir brauchen keine aus Freyung gesteuerte Seite (gemeint ist das Onlinemagazin da Hog’n – Anm. d. Red.) um unsere Informationen unter die Bürger zu bringen.“
„Es wird hier keine neuen Beiträge mehr geben“
Kurze Zeit später postet Gruppen-Admin Andreas Hammer einen Kommentar mit folgendem Inhalt: „Nachdem die Diskussionen innerhalb der Gruppe nicht mehr dem eigentlichen Sinn entsprechen, wird es hier keine neuen Beiträge mehr geben. Die Gruppe ist außerdem ab sofort nicht mehr sichtbar für Nicht-Mitglieder. Bei Bedarf darf sich jeder frei fühlen, eine eigene Gruppe zu erstellen. Nix für unguad, pfiads eich.“ Die Facebook-Gruppe ist seitdem nicht mehr „öffentlich“.
Währenddessen ist die Hog’n-Redaktion natürlich immer noch daran interessiert, zu erfahren, was auf dem „Setzer“-Gelände gebaut wird. Eine weitere Anfrage bei Bürgermeister Pollak beantwortet dieser am Samstag, 31. Juli, wie folgt: „Das wird erst am Montag (1. August – Anm. d. Red.) um 16 Uhr bekanntgegeben.“ Wir möchten wissen, ob es nach dieser Verkündung eine offizielle Medienmitteilung der Stadt Waldkirchen geben wird. Pollak erklärt, eine entsprechende „Pressemitteilung geht am Freitag durch die Firma Garhammer an die Medien“.
Infolgedessen fragen wir am Dienstag, 2. August, bei Garhammer-Geschäftsführer Johannes Huber nach. Am Telefon teilt dieser mit, dass der Termin am Montag ausschließlich für die Tagespresse bestimmt gewesen sei – der PNP habe er „bereits seit vier Monaten Infos rund um die Bauarbeiten“ zugesagt. Mit dem Redakteur der Heimatzeitung habe er darüber hinaus besprochen, dass der entsprechende Bericht erst am Samstag (6. August) erscheinen soll. Deshalb könne er auch unsere Fragen erst bis Freitagabend beantworten – was dann auch der Fall war.
Kirchturmdenken scheint weiterhin allgegenwärtig
Johannes Huber schreibt am Freitag, 5. August (neben den Antworten auf unsere eigentlichen inhaltlichen Fragen): „Hinsichtlich Ihrer Irritation möchte ich Folgendes festhalten. Der Pressetermin mit der PNP wurde bereits einige Zeit bevor Sie Ihren Artikel zum Thema veröffentlicht haben und dann am Montag bei uns angefragt haben vereinbart. Wir machen keinerlei Unterschiede zwischen den Medien und wollen niemanden bevorzugen oder benachteiligen. Wir bitten aber auch um Verständnis, dass wir erst etwas veröffentlichen können, wenn alles in trockenen Tüchern ist. Eine Veröffentlichung heute war der frühestmögliche Zeitpunkt, da gestern noch letzte Details zum Bauablauf (v.a. bzgl. verfügbarer Parkplätze während der Bauzeit) geklärt werden mussten. Gerne hätte ich Ihnen am Dienstag bereits die Details durchgegeben, leider konnten Sie mir eine Veröffentlichung erst ab heute nicht in Aussicht stellen.“
Abschlussbemerkung: Wir haben im Rahmen unserer Recherche sowie im Nachgang der Veröffentlichung unseres ersten Artikels zum Thema (einmal mehr) die Erfahrung gemacht, wie schwierig sich die Beantwortung einer simplen Frage („Was wird da hingebaut?“) gestalten kann – und welche Reaktionen einem von gewissen Seiten entgegenschlagen, weil man es als Nicht-Waldkirchener wagt, diese Frage überhaupt zu stellen. Das Stichwort „Kirchturmdenken“ kommt einem da unweigerlich in den Sinn. Ein Gebaren, das – trotz anderslautender, gebetsmühlenartiger Beteuerungen zahlreicher regionaler Politiker – weiterhin allgegenwärtig scheint, wie u.a. Waldkirchens Tourismus-Chef Michael Hobelsberger mit seinem Kommentar mehr als deutlich gemacht hat…
Helmut Weigerstorfer & Stephan Hörhammer
„Wir brauchen keine aus Freyung gesteuerte Seite um unsere Informationen unter die Bürger zu bringen.“
Für nicht „Waldbewohner“ empfinde ich den hogn wahrlich nicht als aus Freyung gesteuert, sondern als einzige objektive Stimme die man auch außerhalb des Bay Waldes warnimmt.
Das lustige ist eher, dass dieses Kirchturmdenken, wenn man wie ich im Isartal wohnt, recht absurd wirkt. Für mich ist sowohl Waldkirchen, als auch Freyung einfach „do hint im Woid“, also quasi fast wie ein Ort :)
Aber diese Wahrnehmung ist vermutlich auch der Grund weshalb sich der Waldkirchener gleich so angegriffen fühlt…
Hab das Thema nur am Rande im Urlaub mitbekommen. Es hat mich anfangs schon etwas belustigt – denn wenn man die Bauausschußberichte (PNP) liest und sich daran erinnert – eigentlich klar sein sollte, was das gebaut wird. Die Erweiterung des Parkhauses war klar. Neu war mir nur der Einzelhandel dabei – oder hab ich da was überlesen?
Zum Thema Kirchturmdenken und Freyunger gesteuertes Online Blatt. So hab ich den Hog’n als Waldkirchner bei Leibe ned kennen gelernt. Eher unvoreingenommen und geradlinig ohne was weg zu lassen. UNABHÄNGIG ist da ein wichtiges Stichwort! Tja der Stil ist dann doch etwas anderes als die s.g. Tagespresse – die ist eher unpersönlich – der Hog’n gefällt mir da besser. Da wird auch mal aus der Ich-Perspektive berichtet. Geschmackssache halt.
Nur folgende Idee an die Hog’n Macher: Die PNP soll dem hören Sagen nach nur einen ganz kleinen Prozentsatz (so um die 15%) der Haushalte in Papierform erreichen. Online?? Gilt aber als das NonPlusUltra in unserer Medienlandschaft. Wieviel Abdeckung habt ihr? Bekommt ihr das raus? Anzahl an Klicks, Klicks pro Bericht, … Macht doch mal über eure „Marktmacht“ einen Bericht – dann werdet ihr nicht mehr so belächelt und von einigen von oben herab behandelt – wenn die Zahlen passen.