Waldkirchen. Wo findet in den nächsten Jahren das Volksfest statt? Diese Frage beschäftigt derzeit die Stadt Waldkirchen und ihre Bürger. Nach einer gefühlten Ewigkeit hat heuer das Fest zum letzten Mal auf dem Karoli-Sportplatz stattgefunden. Der Eigentümer des Geländes, die Kirche bzw. Caritas, will dort ein Seniorenheim errichten. Die Suche nach einem neuen Standort gestaltet sich schwieriger als zunächst vermutet. Wegen Bedenken vieler Anwohner ist jüngst auch der Parkplatz hinter der Eishalle als künftiger Volksfestplatz ausgeschieden – zur großen Enttäuschung der Verantwortlichen. In der Folge sah sich Bürgermeister Heinz Pollak dazu veranlasst, auf seinem öffentlich zugänglichen Facebook-Profil eine Stellungnahme zur Volksfestplatz-Suche abzugeben.
Sein Post im Wortlaut:
„Stellungnahme zum Volksfest.
Ich möchte nun einige Fakten einmal aufzählen, damit jeder wirklich weiß, worum es eigentlich geht!
1) Das Volksfest in Waldkirchen war 50 Jahre auf dem Sportplatz, der im Eigentum der Kirche bzw. Caritas ist. Die Stadt war hier nur Pächter der Fläche und nicht Eigentümer.
2) Abgesehen davon, dass es vor 50 Jahren keine großen Vorgaben zu Lärmschutz, Emissionsschutz usw. gab, entstanden viele Eigenheime am Karoli erst, nachdem das Volksfest schon dort war – und somit wussten die direkten Anlieger genau, worauf sie sich beim Bau dort einließen und haben sich daher auch nicht beschwert.
3) Über viele Monate kämpften die örtliche Caritas, der Freundeskreis des Seniorenheims und auch ich um einen Neubau des Seniorenheims. Gleichzeitig bemühten wir uns auch mit allen Kräften um die Ansiedlung des Behindertenheims in Waldkirchen. Ende 2016 kam dann die erfreuliche Nachricht, dass beides und zudem ein betreutes Wohnen bei uns gebaut werden. Dies bringt uns nicht nur neue Einwohner sondern auch zahlreiche neue Arbeitsplätze – beide brauchen wir dringend!
4) Als Standort wurde von der Caritas – was verständlich ist- das eigene Grundstück gewählt und der Vertrag mit der Stadt zum September 2017 gekündigt.
Bis hierher muss ich sagen, dass wir sehr froh sein können, diese drei Einrichtungen zu uns zu bekommen!
5) Nach Kündigungseingang haben wir als Stadt uns auf die Suche nach einem alternativen Standort gemacht. Hierbei ist aber nun das Verfahren zu beachten. Zum einen müssen wir gewisse Voraussetzungen erfüllen, anschließend erfolgt die Bürgerbeteiligung und dann die Beteiligung von mehr als 30 Fachstellen, die alle positiv sein müssen, bevor wir überhaupt bauen können.
Darum scheiden Ortsteile wie Karlsbach aus
6) Der Festplatz muss laut Regierung angebunden sein, das heißt, er muss in einem Ort eingebunden sein (was beispielsweise beim Lobo nicht der Fall ist). Der Platz muss einigermaßen eben sein. Der Platz darf nicht als Landschaftsschutzgebiet oder schützenswert sein (was beispielsweise bei dem Platz in Frischeck/Reutmühle der Fall war). Der Platz muss an die Kanalisation, Wasservorsorgung und an das Stromnetz angebunden sein (was bei vielen nicht der Fall ist). Der Platz muss in der Innenstadt sein (somit fallen Vorschläge in Böhmzwiesel, Holzfreyung, Karlsbach oder Erlauzwiesel weg). Der Platz muss auch von den Schaustellern gut gefunden werden.
7) Aus den o.g. Gründen fielen die Vorschläge Lobo, Böhmzwiesel, Frischeck, Erlauzwiesel, Holzfreyung, Karlsbach, Schiefweg weg.
8) Es war dann geplant den Volksfestplatz gegenüber dem Rewe Markt zu errichten. Ich habe viele Gespräche hierzu geführt und alles abklärt. Kurz vor dem Ziel hat uns das Amt für Forsten mitgeteilt, dass Sie uns den Wald gegenüber des REWE Marktes nicht abholzen lassen. Daraufhin wurde dieser Platz wieder aufgegeben.
9) Als nächstes wurde der Platz an der Frischecker Straße (auf dem bisher der Volksfestparkplatz war) ins Auge gefasst. Kam war dies veröffentlicht, kamen Unterschriftenlisten und es wurden Rechtsanwälte für evtl. Prozesse in Stellung gebracht. Da wir uns aus zeitlichen Gründen nicht auf einen Prozess einlassen können (bei Gerichtsprozessen ist in dieser Problematik mit 1,5 bis 2 Jahren Zeitverlust zu rechnen), wurde dieser Plan wieder aufgegeben.
„Ein Einzelner kann etwas Großartiges verhindern“
10) Als Nächstes wurde nun der Platz an der VdK-Heim-Straße vom Stadtrat im Juli einstimmig als neuer Volksfestplatz geplant. Im Rahmen der Flächennutzungsplanänderung muss nach einem Stadtratsbeschluss allen Anwohnern 6 Wochen Zeit gegeben werden, damit sie ihre Anregungen und Bedenken vorbringen. Dies haben wir gemacht. Insgesamt an drei Terminen mit den Anwohnern nahm ich Teil und wir haben alle Forderungen erfüllt.
Die Forderungen waren:
A) Teerung des Platzes
B) Einbahnregelung
C) Verländerung der Sperrzeiten
D) keine anderen Feste auf diesem Gelände
E) Bepflanzung und Eingrünung des Geländes
F) Einbahnstraßenregelung während der Festzeit
G) Sperren der VdK Heim Straße während des Festes
H) Bauzäune während des Festes an der Häuserfront usw.
Alle diese Forderungen haben wir zugesagt und somit war eigentlich für uns kein Grund mehr vorhanden, das Fest dort nicht machen zu können.
11) In der vergangenen Woche wurde dann – auch von Personen, die sich davor positiv geäußert haben – schriftlich Widerspruch gegen die Flächennutzungsplanänderung eingelegt. Da uns auch mitgeteilt wurde, dass man beim Volksfest jeden Abend die Polizei wegen Ruhestörung anrufen wird, dass man den Schaustellern das Leben hart machen werde und dass man dafür sorgen wird, dass das Volksfest täglich zahlreiche andere Probleme haben wird und dass man nun vor Gericht ziehen werde, haben wir mit unseren Festwirten das Gespräch gesucht. Die Festwirte waren derselben Meinung wie die Verwaltung und auch übergeordnete Behörden, dass eine weitere Verfolgung des Platzes aussichtslos erscheint. Aus diesem Grund wurde dann gestern die Flächennutzungsplanänderung vom Stadtrat da acta gelegt.
Ich finde dies sehr schade, da ich nach wie vor der Meinung bin, dass dieser Platz der beste gewesen wäre – vor allem hätte er alle Voraussetzungen (wie eingangs beschrieben) erfüllt.
Ich möchte aber in dem Zusammenhang auch darauf hinweisen, dass wir seitens der Stadt wirklich alles gemacht haben, was möglich war – aber leider ist es in unserem Land eben so, dass theoretisch auch ein einzelner Mensch etwas großartiges für die Allgemeinheit verhindern kann.
Dies ist traurig, aber so ist das eben – leider!
„Weniger ICH – mehr WIR“
Noch zum Schluss etwas, was mich wirklich oft ank…..:
1) Jeder will ein Volksfest, aber keiner vor der eigenen Haustür.
2) In Neubaugebieten werden Spielplätze gefordert und wenn einer gebaut wird, können die Bauplätze neben dem Spielplatz nicht verkauft werden, weil es laut sein könnte.
3) Ich werde aufgefordert, dass ich mich um mehr zahlungskräftige Touristen bemühen soll, gleichzeitig beschweren sich Anlieger über die zu laute Kinderdisco am Abend.
4) Ich werde aufgefordert, mehr Geschäfte in die Innenstadt zu bringen und gleichzeitig bestellen diese Leute dann im Internet, statt vor Ort einzukaufen.
5) Es wird laut nach Arbeitsplätzen vor Ort geschrieen und wenn sich ein Gewerbe ansiedelt wird der Lärm und Verkehr kritisiert.
6) Es werden ständig noch mehr Veranstaltungen gewünscht und dann gehen die eigenen Leute nicht hin.
7) Ständig wird eine bessere Mobilfunkverbindung gewünscht, sobald man einen Standort für eine Antenne vorschlägt, weil keiner eine eventuelle Strahlenbelastung haben
Diese Liste könnte ich ewig fortsetzen. Ich würde mir wirklich wünschen, wenn es weniger ICH und dafür mehr WIR geben würde – das würde uns allen gut tun und uns auch weiterbringen.“
da Hog’n