Třeboň. Nachdem der Kreistag des Landkreises Freyung-Grafenau im Juli einstimmig einer kommunalen grenzüberschreitenden Partnerschaft des Landkreises Freyung-Grafenau mit der tschechischen Stadt Třeboň zugestimmt hatte, machte sich eine Delegation aus dem Landkreis unter der Führung von Landrat Sebastian Gruber auf den Weg ins Böhmische zur Unterzeichnung des Partnerschaftsabkommens.
Die zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärte Region ist Zentrum der Südböhmischen Teichwirtschaft sowie ein viel besuchter Kur- und Urlaubsort mit bekannten Moorbädern. Třeboň (deutsch: Wittingau) ist eine Stadt mit ca. 8.600 Einwohnern in der südböhmischen
Region Jihočeský kraj. Sie liegt ca. zwei Stunden Fahrzeit von Freyung entfernt östlich von Budweis. Historisch ist ihre Geschichte eng mit den Rosenbergern verbunden. Im 16. Jahrhundert erlebte die Stadt unter Wilhelm von Rosenberg eine kulturelle und wirtschaftliche Blüte. Er entwickelte eine technisch perfekte Teichwirtschaft, erweiterte die Burg zu einem Renaissanceschloss und die Stadt erhielt ein modernes Befestigungssystem. Wegen der bekannten Moorbäder erhielt die Stadt im Jahr 1960 den Status eines Heilbades.
Bereits viele Kontakte zwischen „drent und herent“
Am 1. Januar 2003 wurden in Tschechien die Kreisämter abgeschafft und die Kompetenzen teils auf die Bezirke, hauptsächlich aber auf die Kommunen übertragen. Třeboň ist heute eine solche Kommune mit erweitertem Verwaltungstätigkeitsfeld. Sie übt übertragene staatliche Aufgaben (z.B. Führerscheinwesen, Zulassungsstelle, usw.) für einen Einzugsbereich mit rund 25.000 Einwohnern aus.
Zusammen mit Terezie Jenisová, der Bürgermeisterin der Stadt Třeboň, durfte Landrat Gruber zu Beginn seines Besuches das am selben Tag stattfindende Gesundheitsfestival auf dem Masarykplatz in Třeboň eröffnen. Beim anschließenden Festakt zur Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde waren als Ehrengäste auch der stellvertretende Vorsitzende des Abgeordnetenhauses des Parlaments der Tschechischen Republik, Ing. Jan Bartošek und der Koordinator für Kulturprojekte im Außenministerium der Tschechischen Republik, Dr. Zdeněk Lyčka, mit anwesend.
Die Festveranstaltung zur Unterzeichnung des Partnerschaftsabkommens fand im Haus Štěpánek Netolický, dem historischen Besucherzentrum des Wittingauer Teichwirtschaftsund Fischzuchterbes statt. Im Rahmen ihrer Rede zu Beginn des Festaktes erinnerte die Třeboňer Bürgermeisterin an die Entstehung dieser grenzüberschreitenden Partnerschaft. Auf kommunaler Verwaltungsebene bestehen seit dem Jahr 2014 Kontakte zur Stadt Třeboň. Im Jahr 2015 hatte erstmals eine Brauchtumsgruppe aus dem Landkreis Freyung-Grafeanau im Rahmen eines Auftritts die Stadt Třeboň besucht. Zuvor war bereits eine, über das Programm ERASMUS-finanzierte, Besuchergruppe aus Vertretern des Landratsamtes, der Nationalparkverwaltung und Ehrenamtlicher zu einem Informationsbesuch in Südböhmen. Diese von der Südböhmischen Universität České Budějovice durchgeführte Fortbildung erfolgte schon in Kooperation mit der Stadt Třeboň.
Freundschaftliche und gutnachbarschaftliche Begegnungen
Im Jahr 2017 wurden bereits ein grenzüberschreitendes Jugendfußballturnier, verschiedene Schulbesuche und weitere kulturelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Třeboň durchgeführt. Ebenso bereichern Kulturfahrten der VHS Freyung Grafenau und des Kulturamtes der Stadt Třeboň die bilateralen grenzüberschreitenden Kontakte in diesem Jahr.
Sie freue sich auf zahlreiche freundschaftliche und gutnachbarschaftliche Begegnungen im Rahmen dieser Partnerschaft, um so das gemeinsame Haus Europa mit Leben zu füllen, so Bürgermeisterin Terezie Jenisová. Seitens der Bürgermeisterin und ihrer beiden Stellvertreter wurde bei einem Gespräch im September vergangenen Jahres der Vorschlag an den Landkreis Freyung-Grafenau herangetragen, die bereits bestehenden grenzüberschreitenden Kontakte zwischen der Stadt Třeboň und dem Landkreis Freyung-Grafenau in Form einer offiziellen Partnerschaft weiter zu festigen.
Beide Seiten drücken in diesem Abkommen ihr Einverständnis darüber aus, Partnerschaftsbeziehungen zu pflegen und zu stärken, die Zusammenarbeit nicht nur auf der politischen, sondern auch auf der Ebene der lokalen Institutionen, Vereine und Organisationen zu entwickeln und die freundschaftlichen Beziehungen in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens zu unterstützen. Die Zusammenarbeit wird in den Bereichen öffentliche Verwaltung, Ausbildung und Wissenschaft, Kultur, Kunst und Religion, Sport und Soziales sowie Regionalentwicklung erfolgen.
Gruber: Vorurteilen und Berührungsängsten entgegensteuern
Sebastian Gruber betonte in seiner Rede, dass er mit diesem Partnerschaftsabkommen und der daraus resultierenden grenzüberschreitenden kommunalen Zusammenarbeit vereinzelt noch bestehenden Vorurteilen und Berührungsängsten entgegensteuern will. Gemeinsame Interessen beider Regionen sollen gefördert und die grenzüberschreitenden Aktivitäten in der Region Donau-Moldau noch weiter im Geiste guter Nachbarschaft verstärkt werden, so der Landrat. „Durch gezieltes Tourismusmarketing für unsere Nationalpark-Ferienland-Region kann aus diesen grenzüberschreitenden Aktivitäten auch neues zusätzliches touristisches Gästepozential erschlossen werden“, hofft Gruber. Er freue sich auch schon sehr auf die im November geplante Unterzeichnung der zweiten Partnerschaftsurkunde bei einem Gegenbesuch einer Delegation aus Třeboň im Landkreis Freyung-Grafenau.
da Hog’n