Freyung. Die Verblüffung war recht groß, als Tobias Pauli am Tag nach der Geburt seines Sohnes zu seinem auf dem Freyunger Krankenhausparkplatz abgestellten Auto gelangte. Dort „winkte“ dem frischgebackenen Vater – schon von Weitem gut sichtbar am Scheibenwischer angebracht – ein Strafzettel entgegen: 15 Euro – wegen Parkens ohne Parkerlaubnis. Dabei hatte der Soldat aus Ensmannsreut tags zuvor noch vom Krankenhauspersonal einen Zettel ausgehändigt bekommen, der ihm das unentgeltliche Parken auf dem Gelände gestattete. Darauf stand: „Der Halter des Fahrzeugs mit dem Kennzeichen (…) wird gerade Papa!“ Ein offensichtliches Entgegenkommen der Krankenhausleitung für werdende Väter. Das Problem aus Sicht von Tobias Pauli: Der Zettel gilt nur für den Tag der Geburt – danach kassiert die Stadt Freyung, die für die Parküberwachung am Krankenhausparkplatz zuständig ist. „Die Hilflosigkeit der frischgebackenen Eltern wird hier ausgenutzt“, sagt der 27-Jährige wenig erfreut.
Um 4 Uhr morgens machten sich Tobias Pauli und seine hochschwangere Frau auf den Weg ins Freyunger Krankenhaus. Die Wehen hatten eingesetzt – das Baby war unterwegs. Noch schnell alles Nötige eingepackt, den Angehörigen Bescheid gegeben – los ging die Fahrt zur Entbindungsstation. Nachdem er das Auto abgestellt und die werdende Mutter in die Obhut des Personals übergeben hatte, erkundigte er sich nach den Parkmodalitäten auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. „Da ich mir nicht sicher war, habe ich die Hebamme gefragt – freundlich und hilfsbereit wurde mir sogleich geholfen und ich bekam einen Zettel überreicht, den ich am Auto anbringen sollte.“ Wenige Stunden später war der Junge geboren – „gesund und munter“. Die Freude war groß, obwohl die Mutter noch mit Kreislauf-Problemen zu kämpfen hatte. Tobias fuhr abends nach Hause, um am nächsten Tag gleich früh morgens wieder im Krankenhaus bei Frau und Kind zu sein.
Der Ärger war groß, das Unverständnis ist es bis heute
Am Tag nach der Geburt schauten auch Tobias Eltern in der Babystation vorbei, um das Neugeborene zu sehen. „Sie haben mir dann gesagt, dass ich wohl gerade einen Strafzettel bekomme. Und als ich zum Auto gegangen bin um nachzuschauen, entdeckte ich das Elend.“ Auf dem „Knöllchen“ stand: „Sie parkten im Bereich eines Parkscheinautomaten ohne gültigen Parkschein länger als 30 Minuten.“
Der Ärger war groß, das Unverständnis ist es bis heute. Es gehe ihm nicht um die 15 Euro Strafe oder die sechs Euro, die ein Ganztagesticket für den Krankenhausparkplatz kostet. „Es geht mir darum, dass hier die Hilflosigkeit junger Eltern ausgenutzt wird – und das finde ich einfach nur frech“, sagt Tobias Pauli. Seiner Meinung nach hätten frischgebackene Väter und Mütter nur kurze Zeit nach der Geburt ihres (ersten) Kindes generell Wichtigeres im Sinn als sich um Parkgebühren und das Füttern des Park-Automaten zu kümmern. Die Wechselbäder an Gefühlen, die einem in derlei Situationen widerfahren, seien alles andere als alltäglich. Da herrsche Ausnahmezustand im Kopf.
Da ihm die Angelegenheit keine Ruhe ließ, nahm er kurz nach dem Erhalt des „Knöllchens“ den Hörer in die Hand und fragte beim Freyunger Ordnungsamt nach, ob man hier nicht doch noch etwas Kulanz walten lassen könne. Die Auskunft: Nein, der Krankenhaus-Zettel gelte nur für den Tag der Geburt. Dies bestätigt auch Freyungs Pressesprecher Herbert Graf, der auf Hog’n-Anfrage mitteilt: „Nach Rücksprache hatte der junge Vater eine Erlaubnis für den Entbindungstag. Er parkte am nächsten Tag mit dieser Erlaubnis wieder bzw. immer noch dort – deshalb wurde er schlussendlich auch verwarnt.“ Generell, so Graf weiter, würde die Stadt „bei der Ahndung von Ordnungswidrigkeiten im Bereich des ruhenden Verkehrs sehr großzügig, pragmatisch und unkompliziert handeln, sofern es sich nicht um sicherheitstechnisch-relevante Bereiche wie z. B. Feuerwehranfahrtszonen handelt.“ Im Sinne einer geordneten Parkraumbewirtschaftung sollten jedoch großzügige Regelungen auch nicht ausgenutzt werden, betont der geschäftsführende Beamte der Kreisstadt.
Parkgebühren für Kliniken – Strafzetteleinnahmen für die Stadt
Weiteres sei dem auch nicht von Seiten der fürs Freyunger Krankenhaus verantwortlichen Kliniken am Goldenen Steig gGmbH hinzuzufügen, wie Sprecherin Sandra Baumgartner informiert: Eine ausführliche Stellungnahme sei von der Stadt Freyung bereits erfolgt – mehr gebe es dazu nicht zu sagen. Außer: „Wenn der betreffende Vater am nächsten Tag wieder dort parkt, ist dies nicht mehr nachvollziehbar“ – gerade jetzt, wo die Parkplatzsituation am Krankenhaus aufgrund der Umbaumaßnahmen sich ohnehin schwierig gestalte. Mit der Stadt Freyung werde immer schon gut zusammengearbeitet, betont Baumgartner.
„Die Stadt Freyung übernimmt die Parküberwachung und erhält hierfür die Einnahmen für die Strafzettel“, erläutert Kliniken-gGmbH-Geschäftsführer Helmut Denk auf Hog’n-Nachfrage. Dies sei vertraglich so geregelt. Die Parkgebühren selbst fließen ins Säckel der Kliniken gGmbH. Zur Wahl stehen ein Tagesticket zum Preis von sechs Euro, ein Wochenticket zum Preis von 15 Euro sowie ein Monatsticket zum Preis von 30 Euro. Das Parken kostet an allen Wochen-, Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 7 bis 19 Uhr generell einen Euro pro Stunde. „Eigentümer des Krankenhaus-Parkplatzes ist der Landkreis Freyung-Grafenau. Er hat diesen, wie auch das Krankenhaus-Gebäude, den Kliniken zur Nutzung überlassen“, informiert Denk.
Als jemand, der seine Situation schamlos „ausgenutzt“ oder „nicht nachvollziehbar“ gehandelt hätte, sieht sich Tobias Pauli hingegen nicht. „Klar soll der Zettel vom Krankenhaus kein Freifahrtsschein sein, den man für die nächsten 14 Tage ausreizt.“ Seiner Meinung nach wäre eine unentgeltliche Parkdauer von zwei bis drei Tagen für frischgebackene Eltern jedoch angemessen. Als „übertrieben penibel“ wertet der 27-jährige Jungvater deshalb das Vorgehen der Parküberwachung durch die Stadt. Es mangle hier seiner Ansicht nach an Fingerspitzengefühl, an der Verhältnismäßigkeit. „Man wird schießlich nicht jeden Tag Vater.“
Stephan Hörhammer
„Seiner Meinung nach hätten frischgebackene Väter und Mütter nur kurze Zeit nach der Geburt ihres (ersten) Kindes generell Wichtigeres im Sinn als sich um Parkgebühren und das Füttern des Park-Automaten zu kümmern. Die Wechselbäder an Gefühlen, die einem in derlei Situationen widerfahren, seien alles andere als alltäglich. Da herrsche Ausnahmezustand im Kopf.“
Wenn er offenbar nicht die Zeit hat, kurz ein paar Münzen in den Automaten zu werfen (angeblich geht es ihm ja nicht um die 6 Euro Parkgebühr), wieso regt er sich dann studenlang übertrieben über ein Knöllchen auf?
Es wäre besser gewesen, sich vorher vernünftig über die Parksituation an der Klinik zu informieren und dann ggf. zu reagieren, als hinterher ein Fass aufzumachen. Es gibt jeden Tag in Kliniken Geburten und selbst Vater zu werden ist eben kein Freifahrtschein die Parkregeln zu missachten. Er tut ja gerade so, als wäre er der erste Mensch, der ein Kind bekommt.
Ich finde die Parkgebühren an der Klinik generell übertrieben teuer – das erstmal vorweg.
Allerdings kann ich kaum verstehen, warum der junge Mann eine Sonderbehandlung wünscht. Er nutzt den Parkplatz wie jeder andere Besucher oder Patient auch – Kind hin oder her.
Logisch…. Herr T. Pauli hatte hier einfach kein gültiges Ticket ab den zweiten Besuchstag gehabt und da wird halt ein teures Nachspiel, übrigens nicht nur für ihn sondern für jeden!
Doch grundsätzlich sollte sich hier (besonders die Krankenhaus Geschäftsleitung Herr Denk) die Frage gefallen lassen, wieso sie nicht wie in vielen anderen Klinikeinrichtungen in Deutschland auch, ein System der (NUR Klinik) kostenlosen Parkmöglichkeit für seine Kunden/Besucher ermöglicht?
Dies wird dann aber nicht (wie derzeit) durch ein Ticket hinter der Windschutzscheibe abgewickelt sondern durch ein klassisches Schrankensystem.
Beim Besuch der Klinik muss man sich dann sein Ticket auf der Station abstempeln lassen uns somit kommt man dann auch wieder kostenlos vom Parkplatz. Wer allerdings nicht Besucher der Klinik gewesen ist, der muss selbstverständlich die Parkgebühr für die Dauer der Nutzung selbst aufbringen. Dies wäre auch absolut gerecht für alle, für irgendwelche Missverständnisse gibt es hier kein Raum.
Doch das ist und bleibt offenbar nur ein Wunschdenken denn das was sich grad in Freyung aber auch in anderen Bayerwaldregionen abspielt ist nichts anderes als ein heißer ritt auf dem Gaul des Kapitalismus und der kennt bekanntlich keine Moral…. und schon gar keine Menschlichkeit!