Waldkirchen. Seine Hand blieb unten – aus Prinzip. „Ich habe der Bevölkerung Waldkirchens immer gesagt, dass ich für das Krankenhaus kämpfen werde. Auch heute habe ich als einziger gegen alle Beschlüsse gestimmt, da ich keinen Sinn in der Verlagerung sehe und sicher bin, dass die Umbauten und Umstrukturierungen wesentlich teurer kommen, als wenn man unser Haus saniert hätte“, erklärt Waldkirchens Bürgermeister Heinz Pollak im Anschluss an die Sitzung seine Entscheidung gegenüber dem Onlinemagazin „da Hog’n“. Doch das Ende der Akutversorgung in der größten Stadt des Landkreises ist seit der jüngsten Kreistagssitzung beschlossene Sache. Der 26. Oktober 2015 – ein Datum, das man in Waldkirchen wohl nicht so schnell vergessen wird.
Sicherheitsdienst und Live-Übertragung hinfällig
Mit 39 zu 14 Stimmen entschied sich der Kreistag letztlich für die Einstellung der akutstationären Versorgung am Standort Waldkirchen zum 1. Januar 2018. Ebenso sprachen sich die Räte für die Schaffung eines Gesundheitszentrums am Standort Waldkirchen (51:1) und für die Reduzierung und Aufteilung der Planbetten der Kliniken gGmbH (47:5) aus. Zudem soll die Verwaltung die für die Umbauten nötigen Förderanträge stellen.
Musste die erste „Krankenhaus-Sitzung“ im Juni dieses Jahres wegen des großen Zuschauerandrangs noch im Freyunger Kurhaus abgehalten werden, konnten die Entscheidungsträger dieses Mal in ihrem vertrauten Umfeld, im Landratsamt, zusammenkommen. Der Sicherheitsdienst im Eingangsbereich und die geplante Live-Übertragung ins Nebenzimmer wurden aufgrund der relativ wenigen Zuhörer hinfällig. Wie schon vor vier Monaten, sind dabei die Diskussionen auf einer weitestgehend sachlichen und fairen Ebene geführt worden.
„Kein Kreisrat muss ausgeschlossen werden“
Es ging nur einmal ein Raunen durch die Reihen des Gremiums, als Kreisrat Max Pöschl (CWG-FW) eine doch etwas emotionalere Wortmeldung zum Besten gab – und dabei die juristische Abteilung des Landratsamts darum bat, zu prüfen, ob einige seiner Ratskollegen durch die Entscheidung einen persönlichen Vor- oder Nachteil hätten. Pöschl spielte offenbar darauf an, dass mit Dr. Jörg Sorgenfrei und Dr. Heidi Massinger-Biebl zwei Kreisräte in das geplante Gesundheitszentrum ziehen werden. Judith Wunder, Juristin am Landratsamt Freyung, erklärte daraufhin, dass das bereits im Vorfeld geprüft worden sei: „Kein Kreisrat muss von der Abstimmung ausgeschlossen werden.“
Fix ist nun, dass – wie schon im Juni vorauszusehen – die Akutversorgung in Waldkirchen zum 1. Januar 2018 endet. In den Krankenhaus-Räumen soll ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) eingerichtet, gleichzeitig sollen die Planbetten im Landkreis um die Zahl 30 reduziert werden. Die dann noch bestehen bleibenden Waldkirchener Betten werden nach Freyung umgeschichtet, das dortige Krankenhaus wird dann 260 Planbetten vorweisen, wie Kliniken-Geschäftsführer Helmut Denk ausführlich erklärte. Vor allem hinsichtlich der Nachnutzung des Waldkirchener Standortes hatten die Verantwortlichen in den vergangenen Monaten einiges zu planen.
„Die Freiflächen werden bald belegt sein“
So bleibt das Gesundheitszentrum unter anderem weiter in der Hand der Kliniken gGmbH; der Bereich Pflege wird kein wesentlicher Bestandteil des Nachnutzungskonzepts werden – und Waldkirchen ein ambulantes/teilstationäres Versorgungszentrum bekommen. Zudem soll der Notarztstandort weiter erhalten bleiben und das Gesundheitsamt nach Waldkirchen verlegt werden. Auch für das geplante Facharztzentrum habe man bereits einige Zusagen, so Denk: „Und auch die restlichen Freiflächen werden bald belegt sein.“ Heinz Pollak (CWG-FW) kritisierte, dass viele anfängliche Ideen wie Geriatrie, Palliativ oder Psychosomatik nicht mehr im aktuellen Konzept berücksichtigt seien. Außerdem bringe ihm zufolge das Gesundheitszentrum keinen Vorteil für Waldkirchen, weil dort ausschließlich bereits ansässige Ärzte untergebracht sein werden. Dennoch betonte Bürgermeister Pollak nach der Sitzung gegenüber dem Onlinemagazin „da Hog’n“: „Ich werde weiterhin mit aller Kraft an der Nachnutzung mitarbeiten und bin guter Dinge, das beste für unser Waldkirchen zu erreichen.“
Landrat Sebastian Gruber zeigte sich mit dem Verlauf und dem Ergebnis der Sitzung zufrieden: „Der Kreistag hat sich mit großer Mehrheit für eine zukunftsfähige Krankenhausstruktur unter Trägerschaft des Landkreises ausgesprochen. Profitieren davon werden vor allen Dingen die Patienten. Mit dem Gesundheitszentrum Waldkirchen schaffen wir eine Einrichtung, die die medizinische Versorgung hervorragend ergänzt.“
Helmut Weigerstorfer
Nicht alle Bürger des Landkreises Freyung-Grafenau werden von dieser Entscheidung profitieren. Zugegeben, die Freyunger und Grafenauer schon, die Waldkirchner keinesfalls. Haben sich die Herren Kreisräte schon mal angesehen, wie man mit dem öffentlichen Nahverkehr am Wochenende von Waldkirchen nach Grafenau kommt? Eine mittlere Katastrophe! Nicht jeder hat ein Auto, vor allem aeltere Leute nicht. Aber vielleicht ist ja geplant, einen alle 2 Stunden gehenden kostenlosen Busshuttle von Waldkirchen nach Freyung und Grafenau einzuführen…. Das Ergebnis wird sein, dass in Freyung, Grafenau und Waldkirchen viel Geld investiert wird und die Waldkirchner zur Behandlung ins Klinikum Passau gehen. Dort ist bereits jetzt eine erstklassige, medizinische Behandlung gewährleistet und der Bus nach Passau geht einigermassen regelmaessig. Das Nachnutzungskonzept für das Krankenhaus Waldkirchen ein Konzept zu nennen, ist sehr weit hergeholt. Es sieht eher aus, als ob verzweifelt ‚irgendwie‘ versucht wird, die vielen Raeume zu füllen. Ärzte, die es sowieso schon in Waldkirchen gibt und Büros für das Gesundheitsamt. Wo ist da der medizinische Mehrwert für die Waldkirchner Bürger? Zum Schluss noch meinen großen Respekt für den Waldkirchner Bürgermeister. Wenigstens einer, der den Mut hat, eine andere Meinung zu haben und sie auch nach aussen zu vertreten.