Waldkirchen. Seit den Doping-Skandalen um Jan Ullrich, Erik Zabel, Lance Armstrong und einigen weiteren Radsport-Größen ist der Ruf dieser Sportart mehr als beschädigt. Aus den Bezwingern der Alpen und Pyrenäen, aus den viel umjubelten Helden auf dem Paris Champs-Élysées sind in den Augen vieler Sportfans „dreckige“ Dopingsünder geworden. Mit diesen Problemen hat auch die Mountainbike-Szene nach wie vor zu kämpfen. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht Teamchef und Trainer Michael Stieglbauer (33) vom „Stieglbauer Racingteam“ über die Auswirkungen der „Doping-Seuche“, über den Mountainbike-Nachwuchs im Bayerischen Wald und über das Bike-Verbot in der Saußbachklamm bei Waldkirchen.
Herr Stieglbauer: Was verbirgt sich hinter dem „Stieglbauer Racingteam“ genau?
Das Stiegblauer Racingteam ist ein beim Bund Deutscher Radfahrer – kurz: BDR – offiziell gemeldetes Mountainbike-Rennteam. Durch diese RG (Anmerk. d. Red.: Radgemeinschaft) können die Sportler weiter bei ihren Heimatvereinen bleiben, gleichzeitig aber für uns an den Start gehen. Des Weiteren versuchen mein Vater, Franz Stieglbauer, als Sportlicher Leiter sowie ich als Teamchef und Trainer junge Sportler an die nationale Spitze heranzuführen.
„Leider muss man auch einigen Fahrern absagen“
Welche Nachwuchssportler werden in die RG aufgenommen?
Anhand der Ergebnisse bei diversen Rennen wird man auf die Fahrer aufmerksam. Dann sucht man das Gespräch, fragt, ob Interesse besteht, sich weiter zu entwickeln. Meist ist es aber so, dass sich die Fahrer direkt bei uns bewerben. Dann muss man als Teamchef auswählen, ob und wie der jeweilige Kandidat in die Mannschaft passt. Es kommt schon mal vor, dem ein oder anderen eine Absage zu erteilen – leider.
Und an welchen Rennen nehmen diese Fahrer dann teil?
Im Team sind ausschließlich Mitglieder, die in der olympischen Disziplin Cross Country starten. Mit unserer Mannschaft sind wir dann bei regionalen und internationalen Rennen in Deutschland, Tschechien, Österreich, Italien, Schweiz und Frankreich vertreten.
Wie finanziert sich das Ganze?
Unsere Fahrer werden von regionalen Sponsoren finanziert. Dank dieser Unterstützung können sie mit Kleidung und Material ausgestattet werden. Dennoch müssen die Eltern einen großen Eigenanteil leisten.
Was macht Ihrer Meinung nach die Faszination Mountainbike aus?
Das sportliche Erlebnis in der Natur und das gemeinsame Training. Beim Wettkampf ist man dann aber auf sich alleine gestellt – dann kann Dir keiner mehr helfen, wenn Du mal keinen so guten Tag erwischst. Es gibt keinen Mitspieler, der Dich mitreißt. Zudem ist die Radfahrer-Szene überschaubar, da kennt jeder jeden – da steht dann plötzlich ein Olympiasieger oder ein Weltmeister am Start neben Dir. Beim Fußball zum Beispiel schaut Dich so einer gar nicht an…
Inwieweit sind die Jugendlichen heute noch bereit, sich für den Erfolg zu „schinden“?
Es werden leider immer weniger, die sportlich aktiv werden wollen. Der Trainingsaufwand, um im bayernweiten Vergleich vorne mit dabei zu sein, beträgt bei einem 16-Jährigen wöchentlich zirka zehn bis zwölf Stunden. In der Vorbereitungszeit sind es gar 15 Stunden pro Woche. Es gibt nicht viele, die das durchhalten.
„Die Doping-Skandale waren für den Radsport nicht gut“
Wie hat sich nach den Doping-Skandalen um Jan Ullrich und Lance Armstrong das Image des Radsports entwickelt?
Die Doping-Skandale der vergangenen Jahre waren für den Radsport nicht gut – und haben dem Ruf sehr geschadet. Dem Mountainbike-Sport hat es eher gut getan, weil wir somit beim Verband mehr Aufmerksamkeit bekommen haben. Der Olympiasieg von Sabine Spitz 2008 in Peking ist also genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen.
Bei mir im Team gibt es das Thema Doping sowieso nicht. Wir stehen für einen sauberen Sport und setzen uns auch dafür ein. Die Kontrollen sind – Gott sei Dank – auch deutlich besser und mehr geworden. Selbst bei den Junioren werden bei Mountainbike-Rennen regelmäßig Kontrollen durchgeführt.
Wie kann man dafür sorgen, dass das Image noch besser wird?
Wir müssen weiter für einen sauberen Sport kämpfen. Außerdem müssen die Kontrollen noch besser und genauer werden. Das große Ziel ist es, mehr Medienpräsenz zu bekommen. Ein Traum wäre eine Live-Übertragung im Fernsehen.
„Von der Stadt Waldkirchen gibt’s noch immer keine Stellungnahme“
Große Diskussionen hat es zuletzt wegen der Saußbachklamm gegeben. Die Stadt Waldkirchen hat Mountainbikern untersagt, dort zu fahren. Wie blicken Sie darauf zurück?
Leider hat die Stadtverwaltung diesen Weg gesperrt. Und bis jetzt war von Waldkirchener Seite noch kein Mitarbeiter dazu bereit, eine vernünftige Stellungnahme abzugeben. Rein rechtlich müsste die Stadt die hässlichen Schilder – mittlerweile sind es zehn Stück – wieder entfernen. Bis jetzt ist allerdings noch nichts passiert. Aber ich und die DIMB (Anmerk. d. Red: Deutsche Initiative Mountainbike) werden nicht so schnell aufgeben. Trotz der Schilder werden wir weiter in der Saußbachklamm fahren – die Stadt hat ja offiziell bekanntgegeben, dass es keine Kontrollen geben wird.
Wie ist es generell im Bayerischen Wald um das Angebot für Mountainbiker bestellt?
Es wird immer besser. Es gibt gut ausgeschilderte Strecken – und in einigen Gemeinden regelmäßig geführte Touren. Erst vor Kurzem war ich in St. Englmar beim Biken. Dort gibt es keine Wegsperrungen. Selbst auf dem renommierten Goldsteig-Wanderweg bin ich auf eine Gruppe Wanderer getroffen – und es hat keinerlei Probleme gegeben.
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen eine erfolgreiche Zukunft.
Interview: Helmut Weigerstorfer
Lasst Euch da auch was den MTB-Tourismus betrifft von St. Englmar, Bischofsmais&Co nicht einfach abhängen! Vor allem rund um den Dreisessel wär enormes Potenzial. Den Sporttrend „Trailbiken“ durch Verbotsschilder abzuwürgen ist bestimmt das falsche Signal.