Mauth/Freyung. Der eine ist (rein optisch) eine Mischung aus Pete Doherty und Angelo Kelly – der andere aus Bud Spencer und Buster Keaton. Der eine steht morgens gerne früh auf – der andere braucht mindestens vier Tassen Kaffee, um ihn Schwung zu kommen, wie sich beim Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n im Freyunger Gasthaus Veicht herausstellte. Die Rede ist von Tom & Basti, den beiden Volksmusikern aus Mauth, die seit mittlerweile 15 Jahren gemeinsam auf der Bühne stehen. Und das mit beachtlichem Erfolg.
Die verrückten Gaudi-Burschen von einst haben sich zu g’stand’ne Mannaleid entwickelt. Ja, man kann sagen, Tom & Basti sind erwachsen geworden – ohne dabei den Charme ihrer Jugendtage verloren zu haben. Das Humoreske, das Waidlerische, das Authentische ist nach wir vor ihr Ding. Sie liefern ihren Konzertbesuchern auf höchst professionelle Weise genau das, was von ihnen verlangt wird – nicht mehr, aber auch nicht weniger, wie Sebastian Hackl (30) betont: „Wir sind auf der Bühne immer ein Grantiger und ein Lustiger, die gerne eine Halbe Bier trinken – wir sind keine Politiker. Unser Publikum will von uns nix über Trump oder Merkel hören – auch wenn wir’s lustig rüberbringen. Das Publikum will lieber hören, wie sich einer von uns den Zeh ei’zwickt.“
„Viele sind verblüfft, wenn sie uns abseits der Bühne sehen“
Das mit der Erwartungshaltung der Zuschauer bzw -hörer ist nicht immer ganz so einfach, wie die beiden erklären. Das aufoktroyierte Klischee kann manchmal auch a bisserl nervig sein. „Viele sind verblüfft, wenn sie uns abseits der Bühne sehen“, sagt Thomas Graf (28). „Nach dem Motto: Gibt’s ja nicht, die beiden haben auch ein Privatleben. Und die haben ganz normale Klamotten an. Sitzen ganz normal in einem Café – und trinken einen Capuccino.“ Die Leute hätten eben ein gewisses, vorgefertigtes Bild von Tom & Basti, das sich im Wesentlichen derart zusammensetzt: „Die müssen den ganzen Tag lang Bier trinken, lustig sein und derb daherreden.“
Dass die beiden jedoch ganz andere Seiten – fernab von ihren „Bühnen-Ichs“ – vorzuweisen haben, beweisen sie in folgendem „Coming-of-Age“-Gespräch, in dem sie auf ihre bisherige Karriere zurückblicken, von der gemeinsamen „In-oana-Dur-Tour“ mit ihren Vorbildern von der Gruppe Landluft schwärmen, sich kritisch mit dem Thema Heimatverbundenheit auseinandersetzen und sich zur Wirtshaus- und Stammtischpolitik im Zuge der Flüchtlingsdebatte äußern.
(Anmerkung seitens der Redaktion: Ein Interview mit Tom & Basti auf Hochdeutsch wiederzugeben, gleicht der Quadratur des Kreises. Richtig authentisch ist das wahrlich nicht, dem sind wir uns vollauf bewusst. Wir haben zwar schon Interviews mit den beiden – genauso wie mit Hans Söllner oder Stefan Dettl – auf Bairisch niedergeschrieben. Dennoch hat sich da Hog’n dieses Mal dazu entschlossen, das gesprochene Wort „nach der Schrift“ zu transkribieren. Damit’s auch ein Preiß nachvollziehen kann, worum’s geht. Frei nach dem Tom-und-Basti-Motto: Wenn Leute Hochdeutsch sprechen…)
_________________________
15 Jahre steht Ihr nun schon gemeinsam auf der Bühne – eine lange Zeit. Wie würdet Ihr Euer Verhältnis zueinander beschreiben. Seht Ihr Euch eher als Freunde? Als Musikerkollegen? Als Brüder?
Basti: Auf der Bühne sagen wir immer, dass wir nur Kollegen sind. Aber eigentlich ist es eine schwere Freundschaft (lacht und blickt auf Toms Wampe).
Heißt: Ihr trefft Euch auch privat?
Tom: Naja, wenn man sich eh von Freitag bis Sonntag sieht, braucht man den Anblick nicht auch noch unter der Woche… (grinst zurück).
Basti: Jaja… (nickt zustimmend)… nein, im Ernst: Wir treffen uns privat schon auch hin und wieder mal.
„Mir sind die Auftritte lieber, bei denen wir mehr Freiheiten haben“
Wenn Ihr zurückdenkt: Was waren die bisher schönsten Momente auf der Bühne?
Basti: Alle drei CD-Präsentationen waren für mich ein besonderes Highlight. Genauso die Fernseh-Auftritte sowie die Konzert-Tour mit Landluft.
Tom? Wie siehst Du das?
Basti: Ihm hat’s immer am besten gefallen, wenn er nicht als Fahrer eingeteilt war…
Tom (lacht laut los, fängt sich dann wieder): …naa, i seg des prinzipiell genauso. Das mit den Fernseh-Auftritten bringt zwar viel Aufmerksamkeit, aber eigentlich bin ich kein Kameratyp. Ich brauch das nicht unbedingt.
Basti (mit ironischem Unterton): …ja, stimmt scha. Er ist sehr kamerascheu…
Tom: Naja, das nicht gerade… Es gibt eben unterschiedliche Produktionen: Bei den einen läuft alles total durchgeplant ab, bei den anderen haben wir mehr Freiheiten. Mir sind die mit mehr Freiheiten lieber, da fühl ich mich wohler… auf der Bühne ist es ja auch so, dass nie alles gleich und drehbuchmäßig abläuft.
Gab’s auch schon mal weniger schöne Momente?
Tom: Eigentlich nicht, nein. Blöd wird’s nur, wenn Leute unsere Auftritte mit einer reinen Saufveranstaltung verwechseln. Es kommt dann schon mal vor, dass uns gewisse Dinge von besoffenen Zuschauern entgegen gegrölt werden. Aber die bekommen wir dann doch relativ schnell wieder in den Griff, indem wir ihnen von der Bühne aus den Schneid‘ abkaufen – mit einem blöden Spruch zum Beispiel, der meistens von Basti kommt – und über den dann nicht nur die Besoffenen lachen können, sondern auch das gesamte Publikum (schmunzelt zufrieden).
Basti: Manchmal denken die Leute in der ersten Reihe, sie könnten da jetzt mit uns eine Konversation auf der Bühne beginnen. Dann ist’s halt oft schwierig, sie zu ignorieren – und man muss irgendwie drauf eingehen (grinst).
„Traum eines jeden Musikers, einmal mit Landluft aufzutreten“
Auf Eurer Website ist zu lesen: „Tom & Basti, die waildlerische Antwort des 21. Jahrhunderts auf die unerreichten Volkssänger-Originale Weiß Ferdl und Roider Jackl.“ Inwiefern sind die beiden Vorbilder?
Tom: Der Roider Jackl war für mich schon immer ein Thema. Mein Opa Siegfried hat ihn mir am Radio sitzend vorgespielt, als ich noch ein kleiner Bub war. Er hat diese Begeisterung auch an mich weitergegeben. Mich fasziniert das Zeitlose am Roider Jackl – weswegen wir immer noch seine Lieder singen, wie zum Beispiel s’boarische Bier oder den Huaba-Votan. Die kann man heute – bis auf wenige Abänderungen – noch genauso präsentieren wie nach bzw. vor dem Krieg. Wenn man sich seine Reden anhört, merk man schnell: Er hat einfach einen guten Humor.
Basti: Ja, vor allem einen intelligenten Humor, der seiner Zeit voraus war.
Ihr wart ja heuer mit den Jungs von Landluft auf Tour – wie ist es zu dieser Kombination gekommen?
Basti: Ich denke, es ist für jeden Musiker hier im Landkreis ein lange gehegter Traum, einmal mit Landluft gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Für mich sind sie die musikalischen Überväter schlechthin.
Tom: Gitarrist Elmar Sammer war jahrelang mein Lehrer, der mich auch auf meine Aufnahmeprüfung für die Berufsfachschule für Musik in Regensburg vorbereitet hat, um dort drei Jahre lang meine Ausbildung zum Musiklehrer zu absolvieren. Ohne ihn wäre ich da vermutlich nicht so leicht reingekommen.
Die Zusammenarbeit mit Landluft ist eher zufällig entstanden: Sänger Peter Pfeiffer und ich sind am Rande eines Auftritts von Elmars Band ‚Sammer of Love‚ ins Gespräch gekommen. Da ist die Idee entstanden – und beide Seiten waren nicht abgeneigt. Wir waren uns auch schnell darüber einig, dass dieses Projekt kein Alpenrock-Gabalier-Verschnitt werden darf. Und auch keine Hubert-von-Goisern-Kopie – obwohl der freilich saugute Musik macht.
Wenn Du Mundart-Rock mit Volks- bzw. Wirtshausmusik kreuzt, dann läufst Du immer Gefahr, in eine gewisse Schiene hineingedrückt zu werden. Das wollten wir eben genau nicht – darüber waren wir uns alle von Anfang an im Klaren.
Mit den „alten Hasen“ von Landluft auf einer Wellenlänge
Eure Konzerte mit Landluft waren so gut wie immer ausverkauft – warum hat das so gut zusammengepasst? Was ist das Erfolgsgeheimnis dieser Kombination?
Tom: Ich denke, dass wir uns von der allgemeinen Einstellung her, insbesondere, was das Zwischenmenschliche betrifft, relativ ähnlich sind – auch wenn die Musik unterschiedlich ist. Wir liegen vor allem beim Humor auf einer Wellenlänge – ebenso bei der Zielrichtung, sprich: Bei der Frage, was bei so einem Projekt am Ende herauskommen soll.
Basti: Wir haben uns neben der Bühne immer schon gut verstanden – warum sollte es dann auf der Bühne nicht genauso funktionieren?
Tom: Die Proben für die Tour waren immer derart lustig, dass wir überlegt hatten, eine ‚Ausgabe‘ davon auf die Bühne zu bringen… (beide lachen aus vollem Herzen). Da gab’s einfach unbeschreibliche Momente.
Habt Ihr Euch manchmal auch a bisserl verloren, vielleicht sogar „klein“ gefühlt unter all den alten Landluft-Hasen?
Basti: Anfangs ja, das muss ich ehrlicherweise zugeben. Ich hab‘ nicht gleich gewusst, wie ich an die Sache herangehen soll, dass ich am Ende selbst zufrieden bin und auf diesem hohen Level mitspielen kann. Aber ich hab viel ausprobiert und mich immer wieder bei den Landluft-Kollegen rückversichert, ob das auch so passt, was ich da mache. Mit der Zeit hat meine Sicherheit zugenommen. Mir hat die Zusammenarbeit insgesamt sehr viel gebracht.
Tom: Ich hatte viel Respekt, da ich ja wusste, was zum Beispiel ein Elmar Sammer instrumental so drauf hat. Als sein Gitarren-Schüler bin ich das letzte Mal vor sieben, acht Jahren neben ihm gesessen und er hat mir Tipps gegeben, wie ich mein Spiel verbessern kann. Da war’s für mich im ersten Moment schon etwas komisch, als wir dann mit den Proben für die gemeinsame Tour begonnen haben. Ich hatte ja das Lehrer-Schüler-Verhältnis immer noch im Kopf. Doch das hat sich dann relativ schnell gegeben.
Habt Ihr was von den Landluft’lern lernen können? Und: Was glaubt Ihr, haben sie von Euch gelernt?
Basti: Der anfängliche Plan war ja, dass sie unsere Stücke spielen und wir die Ihrigen. Doch das funktionierte nicht so, wie gedacht – weshalb wir beschlossen haben, gewisse Sachen gleich miteinander zu machen, was dann auch sehr gut geklappt hat. Wobei ich sagen muss: Es war schwieriger, eine Rockband in die Volksmusik zu integrieren, als umgekehrt (lacht)…
Tom & Basti beim gemeinsamen Auftritt mit Landluft im Huckenhamer Stadl bei Bayerbach:
Tom: Wir haben die Landluft-Lieder ja immer schon rauf und runter gehört und sie deshalb alle recht gut gekannt… aber mit den Landluft’lern kann man sich durchaus schnell verzetteln, weil da eben sieben Leute zusammenkommen – und jeder eine relativ große Persönlichkeit mitbringt (schmunzelt). Da sind schon Charakterköpfe dabei – und dann kommen wir auch noch mit dazu (lacht). Sieben Leute plus zwei unter einen Hut zu bringen, ist nicht ganz so einfach, wie man sich das vorstellt. Jedenfalls: Für mich war’s ein großer Kindheitstraum, mit Landluft aufzutreten, der nun in Erfüllung gegangen ist.
„Schwierig wird’s meistens, wenn Urlauber im Publikum sitzen“
Wie betrachtet Ihr die Entwicklung – von Eurem ersten gemeinsamen Konzert mit Landluft bis heute?
Basti: Wir haben uns eingespielt – und vor allem in musikalischer Hinsicht hat sich nochmal vieles getan. Freilich auch vom G’schmatz her (lacht)…
Kurze Zwischenfrage an den Tom: Gibt’s den Basti eigentlich auch mal „in ernst“ auf der Bühne?
Tom (grinst): Naaa… wirkle net. Aa privat net…
Basti (insistierend): Doch, doch. Wenn ich ganz dahoam bin… Dann gibt’s mich schon mal ‚in ernst‘. Aber das ist eine Frage, die müsste man eigentlich eher meiner Frau stellen…
Tom (zu den Hog’n-Redakteuren gewandt): …kommt jetzt die Frage: Gibt’s mich auch mal „in lustig“? (lacht)
Das Heißt: Ihr seid auf der Bühne meist ganz genau so wie neben der Bühne?
Basti: Nein. Man baut mit der Zeit eine Art Bühnen-Ich auf. Das heißt aber deswegen noch lange nicht, dass das zwei verschiedene Menschen sind. Ich habe festgestellt, dass man häufig auf der Bühne etwas ausprobieren – und manchmal auch eine gewisse Grenze überschreiten muss, die man, im Nachhinein betrachtet, vielleicht nicht überschreiten hätte sollen. Wobei es bei uns nie unter die Gürtellinie geht.
Tom: Dabei stelle ich immer wieder fest, dass es in Sachen Humor große regionale Unterschiede gibt. Sei’s in München oder im Woid oder im Rottal: Das Publikum reagiert an dem einen Ort auf unsere Witze so – und am anderen ganz anders…
Basti: Schwierig wird’s meistens, wenn Urlauber im Publikum sitzen. Sie sind keine Dialektsprecher – und verstehen demnach fast kein Wort. Sie haben oft auch eine ganz andere Erwartungshaltung, wenn sie zu unseren Auftritten kommen – und rechnen dann eher mit einem Abend à la Marianne & Michael, mit Trachtlern und Goaslschnoizern…
Tom: Das müssen nicht mal Urlauber sein. Es gibt immer welche, auch aus der Region, die Tom und Basti nicht kennen und dann mit einer falschen Erwartungshaltung zu uns kommen – und enttäuscht werden.
Basti: Doch wir haben’s mittlerweile aufgegeben, dass wir’s allen recht machen wollen. Wir machen’s so, wie wir’s als gut empfinden.
Wird es diese Kombi aus Landluft und Euch auch in Zukunft geben?
Tom: Wir haben noch einige Termine 2017 – dann schauen wir weiter. Wir haben von Anfang an gesagt: Das ist ein Projekt, das sich den Charakter des Nicht-Alltäglichen bewahren, das etwas Besonderes bleiben soll. Generell ist’s völlig offen, wie’s mit der Kombination weitergeht. Wir setzen uns da keinesfalls unter Druck. Es kommt, wie’s kommt.
„Das mit der Heimatliebe kann auch gewaltig in die Hose gehen“
Das Thema Heimatliebe hat ja in den vergangenen Jahren ein Revival der besonderen Art erlebt – findet Ihr’s langsam a bisserl übertrieben? Vielleicht sogar nervig? Oder kann’s der Heimatliebe nie genug sein?
Basti: Oh mei… (winkt ab). Wir hatten noch kein einziges Interview, bei dem nicht gefragt wurde: Was bedeutet für Dich Heimat, Heimatliebe, Pipapo… Das wird meiner Meinung nach mittlerweile alles recht aufgebauscht und zu einem Trend gemacht – aber ein Trend, der verschwindet eben wieder. Das ist schade…
Alles ist ja damit losgegangen, dass sich plötzlich jeder eine Lederhose gekauft hat und aufs Volksfest gegangen ist. Leute, die dann gemeint haben: Jetzt sind wir echte Bayern… Unsere Eltern wären doch niemals mit einer Lederhose aufs Volksfest gegangen. Und wir als Buben auch nicht.
Tom: Gewisse Menschen denken, dass sie sich jetzt auf einmal mit Tracht oder Lederhose identifizieren können, also mit etwas, das sie für Heimat halten – und werden plötzlich zu regelrechten Heimatfanatikern. Doch es spielt keine Rolle, wie ich aussehe und was ich anziehe – entweder ich bin gerne da, wo ich bin, oder ich bin’s eben nicht.
Basti: Wenn wir weiter weg auftreten und wir gefragt werden, warum wir keine Lederhose anhaben… (schüttelt den Kopf) Allein die Tatsache, dass es bei uns in der Region gar keine Lederhose gegeben hat, realisieren die wenigsten. Sie denken: Lederhose ist bayerisch und die muss jeder, der aus Bayern kommt, auch tragen. Ganz egal, ob die in China hergestellt worden ist…
Heißt: Man wird ganz bewusst in eine klischeebeladene Schublade gesteckt. Ist das lästig?
Basti: Naja, was heißt lästig. Wenn man Volksmusik macht, steckt man schnell in einer Schublade drin. Das ist halt so. Aber das mit der Heimatverbundenheit, die jetzt alle so sehr zelebrieren, das kann auch gewaltig in die Hose gehen. Es müssen ja nur die verkehrten Leute kommen und das Thema Heimat promoten – die Heimat zu Propagandazwecken nutzen. Da baut man sich im Kopf wieder irgendein Idealbild zusammen – das muss ja alles nicht sein…
…viele tun recht heimatverbunden und wenn man sie bittet, ein Heimatlied zu nennen, dann kommt: ‚So lieb hab i Di‘ von Andreas Gabalier… und so oft, wie wir gefragt werden, ob wir nicht den Haberfeldtreiber spielen können… (winkt ab)
Tom: Diese Leute definieren sich meiner Meinung nach über die falschen Werte. Es ist auffällig, dass viele die Unterschiede nicht mehr kennen – was ist Volksmusik, was nicht. Und welche Musik wir beide eigentlich machen. Jedem, der sich nur mal ansatzweise mit uns beschäftigt hat, muss klar sein, dass wir keinen Gabalier oder Haberfeldtreiber spielen.
„Man muss klarstellen: Volksmusik hat nichts mit Rechts zu tun“
Udo Lindenberg hatte vor Kurzem Helene Fischer dazu aufgefordert, politisch Haltung zu beziehen und eine klare Botschaft gegen Rechtspopulisten auszusenden – wie würdet Ihr auf so eine Aufforderung reagieren?
Basti: Tom und Basti ist auf der Bühne unpolitisch – das ist ganz wichtig, dass man das weiß. Das heißt aber nicht, dass wir keine politische Meinung haben. Wenn uns ein Veranstalter bittet, an einem Konzert gegen Rechts teilzunehmen, dann sind wir dabei, klar…
Tom: …auf einem Parteitag der AfD würden wir hingegen nicht auftreten. Wie gesagt: Unser Programm ist nicht politisch – wir als Personen jedoch schon.
Basti: Sprich: Wenn wir beim Konzert gegen Rechts mitmachen würden, heißt das nicht, dass wir auf der Bühne gegen die Rechten wettern. Sondern wir würden unser unpolitisches Programm abspielen. Alleine dadurch, dass wir an dem Konzert teilnehmen, haben wir ohnehin ein für jeden verständliches Zeichen gesetzt.
Tom: Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Auf der Bühne oder gegenüber den Medien direkt politisch Stellung zu beziehen, das würde ich bewusst nicht machen. Denn im Endeffekt hat das rein gar nichts mit dem zu tun, was wir künstlerisch machen bzw. für was wir in diesem Bereich stehen.
Basti: Man muss jedoch klarstellen: Volksmusik hat nichts mit Rechts zu tun. Wir kennen auch keinen Volksmusikanten, der für diese Position einsteht. Und wenn man’s zulässt, dass man sich als Volksmusiker politisch missbrauchen lässt, ist derjenige auf dem falschen Weg…
Udo Lindenberg war mit seinen Liedern immer schon politisch. Aber wie sollte Helene Fischer denn reagieren? Diese Frau macht Schlager! De duad o nua atemlos duach die Nacht… (lacht). Warum sollte sie jetzt anfangen, sich politisch zu äußern?
„Es gibt regelmäßig Situationen, in denen ich anecke…“
Seid Ihr im Privaten generell an Politik interessiert?
Tom: Ja, natürlich. Gerade, wenn man beobachtet, was im Zuge der Flüchtlingsdebatte oder dem öffentlich-wahrnehmbaren Rechtsruck derzeit bei uns in den Wirtshäusern passiert. Ich versuche, dabei immer auch meine Meinung einzubringen, wenn es irgendwie geht. Mich nervt diese Stammtischpolitik. Es gibt regelmäßig Situationen, in denen ich bei Leuten anecke, die ich eigentlich gut leiden kann und mit denen ich mich gerne unterhalte – aber dann eben über andere Themen, weil es wenig Sinn hat, in Sachen Flüchtlingsthematik dagegen zu reden…
„s’Drutschei“ – live und wahrhaftig präsentiert, einzig und allein für die Hog’n-Leser:
Was passiert in den nächsten 15 Jahren mit Tom & Basti? Wohin geht die Reise?
Basti (blickt zu Tom): Naja, wenn er’s spinna net a’fangt, dann steh ma na gemeinsam aaf da Bühne…
Tom (lacht): …natürlich müssen wir schauen, wie’s weitergeht. Neue Lieder ausfindig machen, neue CD, neues Programm. Nächstes Jahr möchten wir Richtung Franken, Oberpfalz, Oberbayern expandieren. Auch nach Österreich. Wir möchten das Gebiet erweitern, aber an unserer Linie nichts ändern.
Wann sehen wir Euch bei Deutschland sucht den Superstar?
(beide lachen) Basti: Das wird hoffentlich nie passieren…
Vielen Dank für das kurzweilige Gespräch – und weiterhin alles Gute.
Interview: Stephan Hörhammer und Helmut Weigerstorfer