Nebelberg/Oberösterreich. Woher der Name „Habstecka“ kommt, wusste Erna Resch nicht. Die 80-jährige Rentnerin aus Lacken bei Wegscheid hatte zwar eine Vermutung, doch eine genaue Erklärung konnte sie nicht ausfindig machen. Diese wiederum liefert nun Heinrich Pfoser nach, Vizebürgermeister von Nebelberg in Oberösterreich, dem rund sieben Kilometer von Wegscheid entfernt gelegenen Nachbarort jenseits der Grenze. Er hatte unseren Bericht über das traditionelle Nachrichtenüberbringungsmittel im östlichen Landkreis Passau verfolgt und weiß: Der „Habstecka“ hat mit dem „Haptstecken“ zu tun – auf Hochdeutsch: „Hauptmannstab“. Dieser wird auch heute noch aktiv von Haus zu Haus in der Gegend um Nebelberg weitergereicht. Beachtlich dabei: Der Haptstecken hat es sogar ins Gemeindewappen geschafft…

„Der Haptstock geht immer noch um“

In Nebelberg selber gehe er zwar nicht mehr um, aber in den Ortschaften Heinrichsberg und Stift am Grenzbach sei es auch heute noch üblich, Nachrichten und Einladungen zu bestimmten Anlässen mittels des Haptstockes weiterzugeben. Früher sei diese Tradition auch in anderen Ortschaften wie Vordernebelberg noch praktiziert worden.

Haptstecken
Der Haptstecken (Hauptmannstab) geht immer noch um in einigen oberösterreichischen Gemeinden Foto: Pfoser

Der Haptstock, so Pfoser, werde innerhalb der Ortschaft reihum gereicht. „Für jeweils ein Jahr ist ein bestimmtes Haus und dessen Bewohner im Dorf zum Verwahrer des traditionellen Instrumentes, das früher oftmals in der Stube aufbewahrt wurde, bestimmt worden.“

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„Der Haptstock verleiht dem Verwahrer den Titel des Haptmannes „

Derjenige, der den Haptstock gerade in seiner Obhut hält, wird als „Haptmann“ (also Hauptmann) bezeichet – und muss dafür Sorge tragen, dass die Post auch immer rechtzeitig auf den Weg gebracht wird. Durch die immer gleich bleibende Reihenfolge, in der der Stock umgeht, ist auch bereits geklärt, wer im kommenden Jahr als Haptmann fungieren wird.

In der Praxis läuft das dann so: An den Knauf des gedrechselten Stabes wird der Informationszettel mit zwei Nägeln befestigt. Die Nachricht wandert dann von Haus zu Haus, indem der Empfänger gleichzeitig wieder Beförderer zum nächsten Haus ist. Das geht solange, bis alle Mitglieder der Dorfgemeinschaft verständigt worden sind – und der Haptstecken in das Haus des Haptmanns zurückkehrt. Seinerzeit, berichtet Pfoser, sei die Übergabe an den nächsten Haptmann am Michaelitag erfolgt; heute werde der Haptstecken einfach im Herbst übergeben.

„Im Herbst wird der Haptstock dem nächsten Haptmann übergeben“

„Durch das Weiterreichen verteile sich auch die Mühe und Verantwortung, die mit der Verwaltung des Instrumentes zusammenhängen“, erzählt der Vizebürgermeister weiter. Der Haptmann trage nämlich ebenfalls dafür Verantwortung, seine Gemeinde zur Teilnahme an Bittgängen oder Messen einzuladen und habe weiterhin die „Aufgabe“, das erforderliche Geld für eine Messe einzusammeln.

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Einst sei der Haptstecken nicht nur für Einladungen zu Veranstaltungen in der Kirche verwendet worden – Heinrich Pfoser berichtet, dass die Bauern mit Hilfe des Stockes ebenfalls zum „Wegmachen“ untereinander aufgerufen hätten oder auf diese Weise etwa auch die Zuleitung des „Gmoawassers“ geregelt wurde. „In Vordernbebelberg beispielsweise sind das die Rinnen zur Bewässerung der Wiesen“, erklärt Pfoser. „In kritischen Zeiten ist das notwendige Wasser jeden Tag einem anderen Nachbarn auf die Wiese geleitet worden. Wer demnach an der Reihe war, wurde mittels des Haptsteckens mitgeteilt“.

Dennoch: „Niemand kann mit Genauigkeit sagen, wann der Brauch mit dem Haptstecken aufgekommen ist – doch weiß jeder, dass bereits der Großvater und Urgroßvater dieses Instrument lokaler Nachrichtenübermittelung benutzt hat“, weiß der Nebelberger.

„Der Haptstock im Gemeindewappen ist einmalig“

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Das Wappen von Nebelberg enthält neben dem Dreiberg auch den Haptstecken.Foto: Pfoser

Das Wappenmotiv der Gemeinde Nebelberg enthält einen Dreiberg, mit grünen und goldenen Bogenschnittfeldern. Der Dreiberg steht symbolisch für den „Berg“ im Gemeindenamen – die vier grünen Streifenfluren sollen die vier Ortschaften der Gemeinde Nebelberg (Heinrichsberg, Nebelberg, Stift am Grenzbach und Vordernebelberg) darstellen. Des Weiteren symbolisieren sie die naturerhaltene Landschaft von Nebelberg. „Die Symbolik der drei Hügel mit den Streifen ist in Oberösterreich ebenso einmalig wie der Haptstecken, der in dem Gemeindewappen abgebildet ist“, sagt Pfoser.

Nach vielerlei Gesprächen über die Gestaltung des Wappens, hat Heraldiker Prof. Herbert Erich Baumert aus Linz den Entwurf angefertigt – und Nebelberg 1992 sein jetziges Wappen erhalten.

Magdalena Resch

Wenn Ihr noch weitere Orte kennt, an denen ein Hog’n, Habstecka oder sonstiges umgeht, dann hinterlasst am besten gleich hier in der Kommentarleiste einen entsprechenden Hinweis oder meldet Euch per Email an info@hogn.de. Wir sind gespannt!


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