Rattenberg. Gerade in Zeiten, in denen alles geregelt und strikt getaktet scheint, sind die Menschen besonders empfänglich für überirdische, nicht greifbare Dinge. Mythen, Sagen, Legenden, Brauchtümer und Traditionen erfreuen sich daher einer stets wachsenden Beliebtheit. Jemand, der sich in diesem Bereich recht gut auskennt, ist Sepp Probst. In unregelmäßigen Abständen wirft der leidenschaftliche Heimatforscher für das Onlinemagazin da Hog’n einen Blick auf mystische Orte im Bayerischen Wald. Nach Stationen in Bischofsmais und Bodenmais hat sich der Regener dieses Mal in Rattenberg (Landkreis Straubing-Bogen) umgeschaut.
Dort wird man schnell auf eine Felsformation aufmerksam, die den Namen „Teufelsmühle“ trägt. Der Name kommt nicht von ungefähr, stammt von dort doch so manche Sage, die mit demjenigen zu tun hat, der auch als Mephisto, Beelzebub oder Satan bezeichnet wird. Genauso wie am Teufelstisch in Bischofsmais sieht man auch hier am Felsen die sogenannte Wollsackverwitterung. Die Gesteinsformation bildet einen sehr markanten Punkt – was die Vermutung zulässt, dass dieser Platz für unsere Vorfahren ein heiliger Ort gewesen sein könnte. Die Gegend rund um Rattenberg ist bekannt für sakrale Örtlichkeiten – wie zum Beispiel den Keltenstein in Igleinsberg.
Das Tor zur sakralen Gegend der Kelten?
Zudem weisen die zahlreichen Teufelslegenden in diesem Landstrich darauf hin, dass dort frühere Götter angebetet wurden. Hintergrund: Diese überirdischen Wesen wurden später von den christlichen Missionaren für unrein erklärt und die Orte, an denen ihnen gehuldigt wurde, mit entsprechenden Namen versehen. Charakteristisch für die Teufelsmühle sind zwei große Felsen, die gen Himmel ragen und wie Drachenköpfe aussehen – einer schaut nach links, einer nach rechts. Sie stehen da wie Wächter aus alten Zeiten. Unterhalb des rechten Felsens ist ein kleines Loch erkennbar, durch das man sich zwängen kann – ein mögliches Tor zur sakralen Gegend der Kelten, die im Bayerischen Wald weit verbreitet waren.
Folgende Sagen rund um die Teufelsmühle hat Sepp Probst ausfindig gemacht:
Der betrogene Teufel
Ein Müller hatte seine Mühle in der Nähe der Teufelsmühle. Seine Mühle war alt und brachte nicht mehr viel Geld ein, so waren er und seine Familie sehr arm. Da kam eines Tages der Teufel zu ihm und schlug ihm einen Handel vor. Er gab dem Müller Geld, um sich eine neue Mühle zu bauen, die ihm viel Reichtum einbringen sollte. Als Gegenleistung musste der Müller ihm seine Seele verschreiben: Der Müller soll jede Woche ein Goldstück in einen Stiefel werfen – ist dieser voll, kommt der Teufel und holt den Müller zu sich. Der Müller war aber schlau, er suchte sich einen Stiefel, der ein Loch in der Sohle hatte, so fiel das Geldstück, dass er in den Stiefel warf, gleich wieder durch das Loch heraus.
Nach ein paar Jahren kam der Teufel, um nach dem Stiefel zu sehen, wie weit er sich schon gefüllt hatte. Der Teufel merkte schnell den Betrug des Müllers, konnte ihm aber seine Seele nicht nehmen, weil im Vertrag nicht stand, dass kein Loch in der Sohle sein durfte. Wutentbrannt rannte der Teufel in den Wald zu der Felsformation, riss einen riesigen Felsen heraus und warf ihn auf die Mühle. Nachdem die Mühle zerstört war, fuhr der Teufel wütend zurück in die Hölle.
Diese Sage weist im Kern darauf hin, dass in der Nähe von Rattenberg Götter angebetet wurden, diese sich aber durch den Wechsel zum katholischen Glauben verraten fühlten – und den Menschen deshalb nun zürnen.
Die Sage vom Teufelsstein
In der Nähe von Rattenberg ist ein Felsgestein, das den Namen Teufelsstein trägt. Um dieses Felsengestein rankt sich eine eigenartige Sage, die seit Generationen vom Volksmund weitergegeben wird. Demnach soll vor langer Zeit ein Mädchen, das in der Nähe des Steins auf einer Wiese Vieh gehütet hatte, spurlos verschwunden sein. Der „Teifimüllner“ habe sie geholt und an der Felsenwand erdrückt – so wird es seit jeher erzählt. Der „Teifimüllner“ drückte die Ärmste so fest gegen das Gestein, dass sich die Falten ihres Kittelrockes in die Felsenwand eingruben – was heute noch zu sehen ist.
Dass es an diesem Ort seit jeher nicht ganz mit rechten Dingen zuging, wussten die Vorfahren der umliegenden Dörfer schon lange, denn in ganz finsteren Nächten war oft ein Rumoren und Getöse zu hören – selbst in den umliegenden Ortschaften wie Neurandsberg, Weißholz, Rattenberg und Moosbach. Scheu blickten sich die Leute dann an und raunten sich zu: „Heut‘ Nacht hat der Teifimüllner wieder g’mahlt!“
Sepp Probst / da Hog’n
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