Waldkirchen/Augsburg. Ursprünglich kommt er aus Waldkirchen, lebt aber schon lange in Augsburg: Musiker Thomas Jahn, genannt Tom. „Ich schreib Musik und zeige Kindern, wie man Klavier spielt“, beschreibt der Exil-Waidler kurz und bündig seinen Beruf – oder besser gesagt: seine Berufung. Gemeinsam mit seiner Band „Trio Puls“ (Frank Thumbach am Bass und Magnus Dauner am Schlagzeug) tourt der 35-Jährige durch die Lande, um den Menschen die (noch) nicht allzu populäre Musikrichtung Jazz näher zu bringen. „Wir wollen die traditionellste Art einer Jazzband in das Jetzt holen, die Geschichte respektieren und gleichzeitig die heutige Zeit repräsentieren“, beschreibt Jahn die Intention hinter Trio Puls und ergänzt: „Entstanden ist eine Musik, die nach Jazz klingt, sich bei Rock und Pop bedient und sich gerne auch von elektronischen Einflüssen beeinflussen lässt.“ Seit Kurzem gibt es ein Jazzvideo, das „in einer einfach und schnell überall aufzubauenden Licht- Arena“ spielt (siehe unten) und mit dem die Jazz-Musiker allein auf weiter Flur sind. Wir haben uns mit Tom Jahn über das Video, seine Leidenschaft für Jazz und – die Zukunft unterhalten.
„Eine binäre Welt – die Suche nach der Mitte, nach Balance“
Tom: Wie bist Du eigentlich zur Musik gekommen? Und warum gerade diese nicht ganz so konventionelle Art von Musik, die im Video zu hören ist?
Mein Vater konnte Louis Armstrong super imitieren. Ich wollte das auch immer können. Doch die Trio-Puls-Geschichte ist so eine Art Resümee aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre, die von Klassik, Techno, Rage against the Machine, Bigband und so weiter geprägt waren … das wird da alles reingeschmolzen. Ich glaub, es handelt sich dabei um eine glühende Legierung aus Liebe, Wut, Tanz – und allem, was halt so dazugehört…
Was steckt hinter dem Begriff „Trio Puls„?
Eine binäre Welt. Einatmen, ausatmen. Nacht – Tag, hell – dunkel. Blut rein – Blut raus. Krass laut – krass leise. Die Suche nach der Mitte, nach Balance. Und irgendwie sind wir ja alle Schwingungen…
„Kino im Kopf und im Herzen“: Trio Puls mit „Golden“
Wen möchtet Ihr mit Eurer Musik erreichen?
Kino im Kopf und im Herzen. Für mich bedeuten die Stücke Bilder und Geschichten. Jeder Zuhörer hört aber was anderes dabei – Geschichten und Bilder, die eben nur er kennt. Das find ich so großartig. Und wenn wir mit unserer Musik beim Publikum diese Bilder und Geschichten auslösen können, haben wir’s geschafft. Dann gibt’s Weltfrieden.
„Wenn Jazz gespielt wird, brennt er“
Gab’s irgendein Vorbild für Euer Video, also musikalisch und auch drehtechnisch gesehen?
Ich hoffe nicht. Das Ding war einfach für mich. Dass aus so alltäglichen Mitteln wie Autos spontan ein unglaublich konzentrierter Ort geschaffen wird, wo für kurze Zeit eine Bühne, eine Arena entsteht, auf der Kunst, Tanz, Musik, Liebe sein darf. Und nach dem Dreh ist das wieder ein ganz normaler Steinbruch. Find ich super. Nur durch Idee und ein paar Leute wird ein Ort derart ‚hingezaubert‘.
Was bedeutet Jazz für Dich? Und glaubst Du, dass Jazz immer noch ein Nischen-Dasein in der deutschen Musikszene fristet?
Jazz ist super. Nische? Egal! Jazz ist, bevor er gespielt wird, nicht da. Wenn er gespielt wird, brennt er. Und wenn die Musiker aufhören, wird es ihn nie wieder so zu hören geben. Das feiert den Moment so gut ab.
Wer ist denn die Frau, die im Video so ekstatisch durchs Bild hüpft? Wie habt ihr zueinander gefunden?
Das ist Magdalena Öttl aus Essen, eine super Tänzerin und super Violinistin. Ich hab für ihr Streichquartett geschrieben – und dann hat sie eine Choreographie für uns geschrieben.
Kann man Euch auch mal live erleben?
Demnächst in Mainz, Heidelberg, Augsburg und Essen. Ich sag Bescheid, wenn wir auch mal im Woid sind.
Abschließende Frage. Was soll die Zukunft bringen?
Glück. Der Weg ist das Ziel! Das war im Jazz schon immer so, egal ob man es danach Swing oder Bebop genannt hat.
Na dann: Hoffen wir das Beste.
Interview: Stephan Hörhammer