Kelheim. Sein Stück ging um die Welt: Eigentlich als Kinderlied gedacht, wurde das „Fliegerlied“ zum Wiesn- und Volksfest-Hit – und dessen Interpret, Andreas Donauer alias Donikkl aus dem niederbayerischen Kelheim (Lkr. Kelheim), über Nacht zum Star von Groß und Klein. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht der 37-Jährige unter anderem über seinen Spitznamen und seinen Mega-Hit. Außerdem blickt der Realschullehrer und Dozent auf den Musikunterricht an unseren Schulen.
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Hi Andreas, wie bist Du eigentlich zum Namen „Donikkl“ gekommen?
Der Name ist unmittelbar nach meinem Abitur entstanden: Ich war mit meiner damaligen Freundin bei ihrer Verwandtschaft – dort hat mich die dreijährige Rebecca immer „Donikkl“ genannt. Vorher war ich für meine Freunde – wegen des meines Nachnames „Donauer“ – immer der „Doni“. Und dann ist eben die kleine Rebecca gekommen… (lacht)
„Schon als Dreijähriger habe ich meine Lieder aufgezeichnet“
Es hat also zuerst den Künstlernamen gegeben – und dann den Musiker?
Ja, genau – so war es. Obwohl: Musik gemacht habe ich schon immer. An meinem 30. Geburtstag hat mir meine Mama eine Kassette geschenkt, auf der Aufnahmen aus meiner Kindheit zu hören waren (lacht). Schon als Dreijähriger bin ich mit dem Mikrophon vor meinen Eltern gesessen – und habe meine Lieder aufgezeichnet.
Der große Durchbruch von Andreas Donauer alias Donikkl: Das Fliegerlied!
Wie bist Du dann als Musiker auf die Idee gekommen, ausschließlich Musik für Kinder und Jugendliche zu machen?
Als kleiner Bub wollte ich immer Kasperltheater-Spieler werden, später dann Lehrer. Meine Abschlussarbeit wollte ich auch erst über Kasperltheater schreiben, fand aber dann doch Kindermusik viel spannender – schon als Student habe ich dann Donikkl-Lieder gemacht.
„Schon immer wollte ich bunte Haare haben“
Wie ging es dann weiter?
Ich habe bei einem Musikwettbewerb in Ingolstadt mitgemacht, bei dem aus ganz Deutschland Bands vertreten waren – egal ob Metal, Rock oder Pop. Und ich als einziger Kindermusiker habe den Wettbewerb gewonnen. Nach und nach habe ich immer mehr rausgefunden, wie man die Kleinen begeistern kann…
…mit knallroten Haaren und einem bunten Outfit ? Muss man etwas ausgeflippter sein, um bei den Kids anzukommen?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe das, weil ich in mir selber immer noch das Kind sehe. Schon immer wollte ich bunte Haare haben – und tättowiert sein. Weil ich aber große Angst vor Nadeln und Spritzen habe, ist es letztendlich bei farbigen Haaren geblieben (lacht).
Welche Musik hast Du denn eigentlich als Kind gehört?
(ohne zu überlegen) Truck-Stop! Ich habe als Kind überhaupt nichts mit Rolf Zuckowski anfangen können, leider! Mittlerweile ist der Rolf nämlich ein guter Bekannter von mir. Damals in meiner Kindheit waren mir seine Lieder aber zu brav, da habe ich lieber Truck-Stop gehört. Was ganz lustig ist: Später bin ich nach einem Fernseh-Auftritt mit denen in einer Bar so richtig versumpft – ein einmaliger Abend (schmunzelt).
… und was läuft bei Dir heute so?
Meine Lieblings-Band ist The Cat Empire. Generell höre ich ganz viel afrikanische Musik, Radiomusik ist hingegen nicht so mein Fall.
Zurück zu Deiner persönlichen Musik-Karriere: Ein wichtiger Aspekt bei Deinen Songs ist, dass die Kinder aktiv eingebunden werden. Glaubst Du, dass sich unsere Jüngsten heutzutage zu wenig bewegen?
Nein. Den Kindern wird zu viel Freizeit, also auch Bewegung, von den Erwachsenen einfach weggenommen. Den Buben und Mädchen wird die Möglichkeit genommen, ihren eigenen Körper und ihre eigenen Sinne kennenzulernen und wahrzunehmen. Meine Meinung: Die Kinder werden von ihren Eltern überfordert, man sollte den Kleinen statt irgendwelchen Spezial-Angeboten besser einfach Zeit geben.
„Möchte mit meinen Liedern auch der Entschleuniger sein“
Gibt es auch Songs von Dir, bei denen man nur zuhört – die vielleicht sogar ein bisschen traurig sind?
Traurige Lieder gibt es nicht, aber es gibt durchaus melancholische Stücke. Auf den Alben ist einiges drauf, was keine Bewegungsmusik ist – die Kinder sollen auch einfach mal zur Ruhe kommen. Ich möchte mit meinen Lieder nicht der ständige Beschleuniger, sondern manchmal auch der Entschleuniger sein.
Woher nimmst Du eigentlich Dein Wissen über Kinder?
Ich mache viel in Sachen Kindermusik-Forschung – in ganz Europa kenn ich eigentlich sonst niemanden, der sowas macht.
Als Donikkl hast Du also mehrere Programme.
Ich habe zurzeit vier Live-Projekte am Start. Ich habe so viele Ideen, ich kann Kinder mit vielen unterschiedlichen Dingen motivieren, da reicht ein Programm nicht aus. An einem normalen Vormittag im Kindergarten brauche ich beispielsweise nicht mit dem großen Lastwagen anrücken, dafür gibts das Donikkl-Trio – ich habe verschiedene Projekte für verschiedene Anlässe.
Andreas, Du bist Realschullehrer und jetzt auch Dozent für Lehrerfortbildungen. Vermisst Du Deine pädagogische Arbeit als Lehrer?
Weil ich durch meine Lieder viel mit Schülern zu tun habe, eigentlich nicht. Gerade mit unserem Musiktheater bin ich oft an Schulen, deswegen bin ich sozusagen weiter im Lehrplan mit drin. Nebenbei bin ich auch noch Dozent – meine Schüler sind mittlerweile nicht mehr Kinder, sondern Lehrer.
Vielseitiger Künstler: Auch mit seinen Musiktheatern ist Andreas Donauer sehr erfolgreich
Apropos Unterricht: Sollte sich der Musikunterricht – und auch die Arbeit der Musiklehrer – ändern?
Was mich am meisten stört, ist, dass an Schulen mittlerweile so viel mit CDs und Halb-Playback gemacht wird – die Kinder verlieren dabei den Spaß am Musizieren. Es ist wichtig, dass der Lehrer mit seinen Schülern echte Musik macht – und die Kinder auch verschiedene Instrumente ausprobieren. Nur so kann man Buben und Mädchen für Musik begeistern. Es ist Schade, dass viele Kinder glauben, Musik sei das, was bei Castingshows wie „Deutschland sucht den Superstar“ gezeigt wird. Dass dann auch Lehrer irgendwelche super produzierte Halb-Playbacks benutzen, finde ich schwach.
Du vermisst also die echte Musik?
Ja, genau. Ich habe in meinem Studio viele Instrumente an den Wänden hängen. Wenn ich ein neues Lied mache, nehme ich eins nach dem anderen runter und spiele darauf. Später füge ich das alles zusammen – ich bin ein alter Bastler (schmunzelt). Die Kinder sind völlig außer sich, wenn sie bei mir auf der Bühne stehen und hören, dass von den Instrumenten echte Töne kommen.
Sind ab und zu auch Deine beiden Kinder mit auf der Bühne?
Immer wieder, ja (lacht). Mein Bub, er ist fünf Jahre alt, traut sich noch nicht so, meine achtjährige Tochter ist schon öfter dabei. Natürlich sage ich das niemandem, wenn meine Kinder auf der Bühne sind – das braucht nicht jeder wissen. Generell halte ich meine Familie aus allem raus.
Wie würdest Du den Vater „Donikkl“ beschreiben?
Leider habe ich durch die vielen Auftritte an den Wochenenden nicht so viel Zeit für meine Kinder – aber so geht es ja vielen Vätern, die arbeitsbedingt nicht immer zu Hause sind. Unter der Woche und in der auftrittsfreien Zeit unternehmen wir richtig viel – und auch abgefahrene Dinge. Freilich sind dann einige Sachen dabei, die ein „normaler“ Papi nicht machen würde – beispielsweise bin ich mit den beiden gerne im Tonstudio.
„Werde meine Kinder nie zwingen, in meine Fußstapfen zu treten“
… Du produzierst also auch gerne mit Deinen Kindern?
Ja, genau. Meine Kinder sind sehr kreativ. Momentan machen wir mit Playmobil-Sachen einen Stop-Motion-Film – eine super Sache (lacht). Aber ich werde meine Kinder nie dazu zwingen, in meine Fußstapfen zu treten. Die beiden dürfen machen, was sie wollen.
Themawechsel: Dein „Fliegerlied“ wurde zum Wiesn- und Volksfest-Hit – ein Kinderlied wird zum Partylied. Ist Dir das peinlich, oder hast Du Dich darüber gefreut?
Das ist super! Es ist in erster Linie ein Lied, das sehr viele Leute zusammenbringt. Und dass Menschen mit Musik zusammengebracht werden, ist eine schöne Sache. Laut einer Statistik ist das „Fliegerlied“ das Stück, das weltweit am meisten nachgespielte deutsche Lied. Mittlerweile tanzen selbst im Sudan Menschen zu meiner Version, in Jakarta lernen die Leute über das Goethe-Institut mit meinem Lied deutsch (stolz). Wenn auf dem Oktoberfest mein Lied gespielt wird, steht plötzlich der Ami neben dem Japaner und dem bayerischen Metzger und alle tanzen fröhlich und friedlich – das ist doch einmalig.
Das negative an dem Erfolg des Liedes: Viele andere Bands und Gruppen haben das „Fliegerlied“ neu aufgenommen und als Original verkauft. Ärgerst Du Dich darüber?
Da kann man nichts machen. Bei einem Cover – das heißt die Melodie und der Text bleiben gleich – muss der ursprüngliche Interpret nicht gefragt werden. Darum gibt es wahnsinnig viele Bands, die das „Fliegerlied“ nachgespielt haben. Irgendwie bin ich ja auch selber Schuld: Ich hab von Anfang an gesagt, ich werde nicht in irgendwelchen Großraumdiskotheken, Bierzelten oder gar am Ballermann vor Angetrunkenen auftreten, ich bin kein Partyclown. Meine Leidenschaft ist hingegen handgemachte Musik für die ganze Familie – und das werde ich weiterhin auch machen.
Interview: Jason Ditshej und Helmut Weigerstorfer