St. Oswald/Neuschönau. Noch wird gesägt und gehobelt im Waldgeschichtlichen Museum in St. Oswald, denn bis zur offiziellen Ausstellungseröffnung am Samstag, 20. Juli, ist es nicht mehr lange hin. Diese beschäftigt sich dann mit der Geschichte des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes, genauer gesagt mit deren Entstehungs-, der Nutzungs- und der Kulturgeschichte. Präsentiert werden die drei Themenbereiche dabei auf drei Etagen. Im ersten Moment mag die Thematik vielleicht etwas trocken klingen, doch: Die unterschiedlichsten Aspekte rund um das Leben im Woid werden aufgegriffen und anspruchsvoll sowie mit Liebe zum Detail visualisiert – und so für alle begreifbar gemacht. Insbesondere auch für die kleinen Besucher.
Wer weiß schon, in welchen Zeitetappen der Woid besiedelt wurde
„Das Museum ist vor allem für Kinder und Jugendliche konzipiert“, erklärt Christian Binder, Leiter des Hans-Eisenmann-Hauses im Nationalpark Bayerischer Wald. „Wir haben zu Planungsbeginn Workshops für Schüler und Studenten veranstaltet, um zu hinterfragen, was sie in so einer Ausstellung überhaupt haben wollen.“ Das Ergebnis lässt sich sehen – und ist sicherlich für Waidler und Touristen gleichermaßen interessant. Denn wer weiß schon, in welchen Zeitetappen der Woid besiedelt wurde, wie der Alltag eines Jugendlichen vor 100 Jahren ausgesehen hat oder welche fremdländischen Gewürze und Genussmittel ihren Weg im Laufe der Geschichte ihren Weg in die Region gefunden haben?
Eine der Attraktionen für Kinder ist der begehbare Baum mit Wurzelhöhle und Vogelnest, der sich über die drei Stockwerke erstreckt, wobei die Idee eines Viertklässlers umgesetzt wurde. „Wichtig war uns möglichst wenige und nur kurze Erklärungstexte zu verwenden. Da freuen sich natürlich auch die Erwachsenen“, erläutert Christian Binder und verweist exemplarisch auf die Wachstumsgeschichte einer Eibe, die im Museum optisch nachempfunden wurde. Sie habe alles miterlebt: von den ersten Goldenen Steigen bis zur Grenzöffnung. „Man vergisst oft, dass die Natur einen ganz anderen Zeithorizont hat als der Mensch“, ergänzt der aus Freyung stammende Volkskundler und Archäologe. Der 42-Jährige ergänzt, dass es kein besseres Holz zum Bogenbau gäbe als das der Eibe: Schon Ötzi hatte einen Eibenbogen!
Im Untergeschoss des Museums steht ein riesiger „Harvester“
Im nutzungsgeschichtlichen Teil der Ausstellung wird unter anderem auf die Rohstoffvorkommen in der Region eingegangen. Hier spielt natürlich der Rohstoff Holz neben Graphit, Granit und Quarz die zentrale Rolle. Die größte Herausforderung war es, den „Harvester“ ins Untergeschoß des Museums zu hieven. „Denn wir wollten nicht nur die Waldarbeit früher zeigen, sondern auch, wie das heute gemacht wird“, so Binder. Hier wird auch auf die Geschichte der Glasfabrik Riedelhütte eingegangen – von den Anfängen bis zu ihrer Schließung vor vier Jahren.
Ein Hauptziel ist es, das Museum mit einem völlig neuen Blick auf den Woid und seine Entstehungsgeschichte zu verlassen, beschreibt Binder die Intention hinter der Ausstellung. Deshalb: Hingehen lohnt sich – vor allem an verregneten Tagen in den bevorstehenden Sommerferien!
Nadine Vogl
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Öffnungszeiten:
EG und UG der neuen Ausstellung sind bereits jetzt geöffnet, täglich von 9 bis 18 Uhr – die gesamte Ausstellung dann ab dem 20. Juli.
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